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Gruppenbild einer Auswahl an Unterwäsche in unserem Bisphenol-Test
Damenunterwäsche war am stärksten belastet: in mehr als 50 % der Produkte fanden wir Bisphenole. Bild: VKI

Test: Bisphenole in Unterwäsche

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Textilien sollten frei von Bisphenolen sein. Wir haben Unterwäsche getestet, das Ergebnis ist alles andere als erfreulich. In rund einem Drittel der Produkte stecken Bisphenole, als besonders belastet erwies sich Unterwäsche für Frauen.

Welche Unterwäsche ist frei von Bisphenolen?

Welche Unterwäsche ist frei von Bisphenolen? Wir haben 71 Unterhosen für Frauen, Männer und Kinder getestet.

Unabhängige Tester:innen prüfen und bewerten Produkte, die wir in Geschäften, Supermärkten und im Internet eingekauft haben.

Unterwäsche im Schadstofftest

In welcher Unterwäsche lauern Bisphenole und welche sind frei davon? Produkte dieser Marken haben wir getestet:

  • Adidas
  • C&A
  • Calvin Klein
  • Ergee
  • Gina Benotti
  • H&M
  • Huber
  • Hunkemöller
  • Intimissimi
  • Iupilu
  • Jack & Jones
  • Kappa
  • kik
  • name it
  • Nike
  • NKD
  • Palmers
  • Pascarel
  • Pepco
  • Pierre Cardin
  • Primark
  • Puma
  • Shein
  • Skin for you by Skiny
  • Skiny
  • Sloggi Triumph
  • Takko
  • Tchibo
  • Tezenis
  • Tommy Hilfiger
  • Tom Tailor
  • Triumph
  • Ulla Popken
  • Y.F.K.
  • Yigga
  • Wish
  • Wolford
  • Zara

 

Was haben wir getestet?

Wir haben gemeinsam mit Verbraucherschutzorganisationen in Slowenien, Tschechien und Ungarn Unterwäsche auf problematische Bisphenole untersucht. 

Wenn Sie angemeldet sind, gelangen Sie hier direkt zur Testtabelle (Produktfinder)

Kinderunterwäsche im Schadstofftest
Kinderunterwäsche im Schadstofftest: Besonders bei Kindern sollte man darauf achten, dass sie mit so wenig Schadstoffen wie möglich in Berührung kommen. Bild: Evgeniya369 / shutterstock.com

KONSUMENT-Tipps

- Bisphenole: Insbesondere bei Kindern sollte man darauf achten, dass sie möglichst wenig Schadstoffe konsumieren. Kinderprodukte sollten deshalb unter anderem frei von Bisphenolen sein. Dies könnte etwa durch eine entsprechende Gesetzgebung erreicht werden. Zudem regen wir eine unabhängige Zertifizierung bisphenolfreier Kinderprodukte an.

- Empfehlungen: Die Aufnahme von in Konsumgütern enthaltenen Bisphenolen bzw. anderen Schadstoffen lässt sich zumindest reduzieren, wenn man bestimmte Vorsichtsmaßnahmen beachtet:

  • Waschen Sie Textilien vor Gebrauch.
  • Konsumieren Sie möglichst wenig Lebensmittel aus der Konservendose.
  • Füllen Sie Trinkflaschen und Becher regelmäßig auf und trinken Sie kein Wasser, das über Tage hinweg in der Flasche gestanden ist.
  • Geben Sie kleinen Kindern nur Produkte in die Hand, die dafür vorgesehen sind, dass man sie in den Mund nimmt.
  • Fragen Sie im Geschäft nach Kinderspielzeug, das keine Bisphenole enthält, bzw. erkundigen Sie sich direkt beim Hersteller, wie sichergestellt wird, dass keine Bisphenole aus den Produkten austreten.

Gefährliche Weichmacher

TEST Bisphenole in Kinderprodukten: Wir haben in unserem Test 5/2023 auch Beißspielzeug, Decken, Dosen, Lätzchen, Schuhe, Sonnenbrillen, Strumpfhosen und Trinkflaschen auf problematische Bisphenole untersucht. Von 86 Produkten waren nur 28 frei davon. 

Wie belastet war die Unterwäsche im Test?

Balkendiagramme: Wie viel Prozent der Produkte waren wie stark belastet? Vier Gruppen: Mädchen, Buben, Frauen, Männer
In Österreich, Slowenien, Tschechien und Ungarn erhältliche Produkte. - Grün: Keine oder nur sehr geringe Mengen an Bisphenolen nachgewiesen. Gelb: Bisphenole nachgewiesen. Rot: Hohe Mengen oder besonders besorgniserregende Bisphenole nachgewiesen. Bild: VKI

Was ist problematisch an Bisphenolen?

Bisphenol A, kurz BPA, wurde vor rund 120 Jahren erfunden. Heute wird die Chemikalie in unzähligen Konsumgütern verarbeitet. Sie steckt etwa in vielen Kunststoffprodukten, aber auch in Beschichtungen für Konserven- und Getränkedosen. Seit den 1930er-Jahren weiß man, dass BPA eine ähnliche Wirkung wie Östrogene hat. Seither versucht die Industrie, Bedenken zur Sicherheit der Chemikalie zu zerstreuen.

Doch in den späten 90er-Jahren zeigten Untersuchungen an Tieren, dass BPA bereits in niedriger Dosierung gesundheitsschädliche Wirkungen hat und sich unter anderem auf die Entwicklung von Organismen auswirkt. Außerdem erhöht BPA etwa das Risiko für Brust- und Prostatakrebs, Fettleibigkeit, Stoff­wechselstörungen, Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Klar ist seither auch, dass sich der Schadstoff in der Umwelt und im menschlichen Körper anreichert. In den letzten Jahren wurde BPA deshalb vermehrt durch andere Bisphenole wie Bisphenol S (BPS) und Bisphenol F (BPF) ersetzt. Doch auch diese Ersatzstoffe haben teilweise ähnliche Wirkungen wie BPA.

Welche Eigenschaften von Bisphenolen sind besonders bedenklich? Lesen Sie im Blog-Beitrag von unserer Expertin Dr. Susanne Stark mehr zum Thema, sowie Vorschläge für weitere Regelungen.

In Produkten des Alltags nichts verloren

Bestimmte Bisphenole in Unterwäsche sind aus unserer Sicht problematisch, weil sie in den Schweiß übergehen können und mit hoher Wahrscheinlichkeit durch die Haut in den Körper aufgenommen werden. Bisphenole stecken zudem in vielen Alltagsprodukten. Der Kontakt mit diesen führt zu einem sogenannten Cocktail-Effekt (siehe Hormonell wirksame Substanzen: Unser täglicher Schadstoffcocktail 1/2020) mit unvorhersehbaren gesundheitlichen Risiken. Aus diesem Grund haben Chemikalien wie Bisphenole unserer Ansicht nach in Konsumgütern nichts verloren. Die derzeit existierenden gesetzlichen Bestimmungen sind unserer Meinung nach unzureichend. Wie unser Test zeigt, lassen sich ohne Weiteres Produkte herstellen, die keine bzw. nur sehr geringe Mengen an Bisphenolen enthalten bzw. freisetzen.

Bisphenole in der EU

BPA ist in der EU als besonders besorgniserregender Stoff (SVHC) gelistet. Seine Verwendung ist seit März 2018 als Stoff allein und in chemischen Gemischen, die für die Verwendung durch Verbraucher bestimmt sind, eingeschränkt. Es gibt auch für Textilien eine Reihe von Einzelstoffen, die eingeschränkt wurden, da sie krebserzeugend, mutagen oder reproduktionstoxisch sind. Da BPA als Substanz eingestuft ist, die Hautallergien verursachen kann (Hautsensibilisator 1), wären unseres Erachtens für BPA auch Beschränkungen in Textilien möglich. Frankreich und Schweden haben vorgeschlagen, über 1000 hautsensibilisierende Chemikalien in Kleidung, Schuhen und anderen Artikeln mit ähnlichem Hautkontakt zu beschränken. Der vorgeschlagene Grenzwert (130 mg/kg) ist aus unserer Sicht jedoch unzureichend, zumal er deutlich über dem Wert liegt, den der wissenschaftliche Ausschuss (SCCS) der Europäischen Behörde für Verbrauchersicherheit als Grenzwert zum Schutz von Kleinkindern vorgeschlagen hat. Zusätzlich zu den allgemeinen Beschränkungen gibt es Regelungen was die Verwendung in Kunststoffmaterialien mit Lebensmittelkontakt, Spielzeug und Thermopapier anbelangt.

Lebensmittelkontakt

BPA und BPS sind gemäß der EU-Verordnung EC10/2011 zur Verwendung als Monomer in Kunststoffmaterialien mit Lebensmittelkontakt zugelassen. In einigen Staaten existieren besondere Regelungen. In Frankreich ist die Verwendung von BPA in allen Lebensmittelverpackungen, -behältern und -utensilien sowie in Beißringen und in Aufbewahrungsboxen für Schnuller (Schnullerschützern) verboten. In Österreich ist es verboten, Babyfläschchen Schnuller und Beißringe mit BPA herzustellen oder in Verkehr zu bringen.

Spielzeug

Gemäß der Richtlinie über die Sicherheit von Spielzeug gibt es in der EU einen Grenzwert für die Menge an BPA, die aus Spielzeug für Kinder bis zu drei Jahren und aus Spielzeug, das dazu bestimmt ist, in den Mund genommen zu werden, austreten darf. Andere Bisphenole sind in Spielzeug nicht speziell eingeschränkt.

Thermopapier

Seit 2020 ist die Verwendung von BPA in Thermopapier in der EU beschränkt. 

So haben wir getestet

Wir haben 71 Unterhosen für Frauen, Männer und Kinder auf problematische Bisphenole getestet.

Analyse: Die Analyse erfolgte mittels LC-MS/MS nach Extraktion der Probe mit Aceton und Dichlormethan (1:4). Die Nachweisgrenze (LOD) betrug für alle Substanzen 10 ng/g.

Bunte Slips
Synthetische Unterwäsche ist häufiger belastet. Teure Markenware war genauso betroffen wie Billigprodukte aus dem Textildiskont oder Internet. Bild: Zhenny-zhenny / shutterstock.com

VKI-TIPPS

- Bisphenole in Unterwäsche: Unser Test zeigt, dass synthetische Unterwäsche, vor allem aus Polyamid und in geringerem Ausmaß auch aus Fasern auf Zellulosebasis, häufig stark mit problematischen Bisphenolen belastet ist. Dabei es spielt es keine Rolle, ob es sich um teure Markenware aus Fachgeschäften oder um Billigprodukte aus dem Textildiskont oder dem Internet handelt. Produkte aus Baumwolle sind dagegen häufig frei von den Chemikalien beziehungsweise deutlich geringer belastet.

- Unterwäsche für Kinder: Auch synthetische Unterwäsche für Kinder ist mit Bisphenolen belastet. In Laboruntersuchungen zeigte sich, dass BPA aus der Kleidung in den Schweiß übergehen und mit hoher Wahrscheinlichkeit über die Haut in den Körper gelangen kann. Wir raten Eltern deshalb, ihren Kindern so lange wie möglich Baumwollunterwäsche zu kaufen.

- Bisphenole beschränken: Bisphenol A ist nicht die einzige kritische Bisphenolverbindung, die wir in Textilien gefunden haben. Notwendige künftige Beschränkungen für Bisphenole sollten sich deshalb nicht nur auf BPA beziehen, sondern über 30 weitere höchst problematische Bisphenolverbindungen einschließen.

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