Zum Inhalt
Eine Person hält die Hände als Herz geformt über ihren Bauch.
Können Probiotika bei akutem Durchfall helfen? Bild: metamorworks/Shutterstock.com

Probiotika bei Durchfall

Kann die Einnahme von Probiotika die Dauer einer akuten infektiösen Durchfallerkrankung verkürzen?

Nein. Laut aktueller Studienlage lässt sich die Krankheitsdauer durch die Einnahme von Probiotika nicht reduzieren. Diese Einschätzung ist einigermaßen gut abgesichert.

Infektiöse Durchfallerkrankungen sind häufig

Erwachsene stecken sich ungefähr ein Mal pro Jahr an, Kinder erwischt es öfter. Meistens dauert eine solche „Magen- Darm-Grippe“ einige Tage. Auf dem Markt werden Probiotika-Präparate angeboten, die etwa abgetötete Laktobazillen, Bifidobakterien, Enterokokken und Hefepilze enthalten. Solche Mittel sollen bewirken, dass infektiöser Durchfall rascher wieder vorbei ist. Über hundert Probiotika-Arten besiedeln natürlicherweise den Darm. Diese Mikroorganismen gelten als wichtige Gesundheitshelfer und sind als „Darmflora“ populär geworden.

Probiotika wirken, zumindest laut Theorie, indem sie die durchfallauslösenden Krankheitserreger verdrängen. Ihre Einnahme soll auch die Immunantwort verbessern und angeblich Entzündungen im Magen-Darm-Trakt hemmen. In einigen älteren Studien schien sich die Wirksamkeit von Probiotika zu bestätigen. Unsere Kooperationspartner von medizin-transparent haben recherchiert, ob dem wirklich so ist.

Studien ausgewertet

Eine Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2020 hat die besten verfügbaren Studien zum Thema ausgewertet. Demnach hat zumindest bei Kindern die Einnahme von lebenden Probiotika wahrscheinlich keinen Einfluss darauf, ob sie nach 48 Stunden noch krank sind. Die Einschätzung ist ziemlich gut abgesichert. Immerhin deutet sich an, dass Probiotika bei ansteckendem Durchfall nicht auffällig häufig zu unerwünschten Wirkungen führen.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von medizin-transparent haben sich auch angesehen, ob die Einnahme von Probiotika die Dauer eines Krankenhausaufenthaltes bei einer schweren Durchfallerkrankung verkürzt. Das können die Studienergebnisse nicht bestätigen, aber auch nicht ausschließen. Auch fanden sich keine Hinweise darauf, ob bestimmte Probiotika besser wirken als andere.

Auf Hygiene achten

Als Auslöser von ansteckendem Durchfall (infektiöse Diarrhö) sind weltweit ungefähr 20 verschiedene Viren, Bakterien und Parasiten bekannt. Dazu zählen Noroviren, Rotaviren, Salmonellen und Kolibakterien. Die Erreger können etwa über verschmutztes Wasser, verdorbenes Essen oder aufgrund mangelnder Hygiene über Fäkalienreste an den Händen in den Körper gelangen. Vorbeugend wirken etwa Händewaschen, Hygiene in der Küche und Abstandhalten zu infizierten Personen.

Typisch für infektiöse Durchfallserkrankungen ist wässriger Stuhlgang, mindestens dreimal innerhalb von 24 Stunden. Gleichzeitig können Bauchkrämpfe, Blähungen, Übelkeit und Fieber auftreten. Die meisten akuten infektiösen Durchfälle klingen innerhalb von einigen Tagen wieder ab. In manchen Fällen können sie allerdings in kurzer Zeit zu einem hohen Verlust von Wasser, lebensnotwendigen Mineralstoffen (Elektrolyten) und Nährstoffen führen. Vor allem für kleine Kinder, ältere und geschwächte Personen kann das lebensbedrohlich werden. Deshalb sollten Betroffene aus diesen Personengruppen immer eine ärztliche Abklärung vornehmen lassen.

Grundsätzlich wichtig bei Durchfall ist es, viel zu trinken und den Verlust an Elektrolyten auszugleichen.

Kooperation mit medizin-transparent.at

Logo Medizin Transparent
Bild: medizin-transparent.at

Stimmt das, was die berichten?

Beinahe täglich berichten Medien von Behandlungsmethoden, diagnostischen Tests und Studien. Wie aber steht es mit den Fakten hinter diesen Meldungen? Können wir glauben, was wir lesen? In unserer Rubrik "Fakten-Check Medizin" finden Sie Informationen, ob es für Medienberichte zu medizinischen Themen echte wissenschaftliche Beweise gibt.

"Faktencheck Medizin" ist eine Kooperation von KONSUMENT mit Cochrane-Österreich. Medizin Transparent ist werbefrei, unabhängig und wird durch die Bundesgesundheitsagentur gefördert.

Lesen Sie mehr auf medizin-transparent.at

Buchtipp

Buch: 100 Medikamente im Test
Bild: VKI

100 Medikamente

Die Bestseller aus der Apotheke für Sie getestet!

Aus dem Inhalt

  • Wie verträglich ist das Mittel?
  • Lindert es die Symptome, ist es nachhaltig von Nutzen?
  • Ist es lange erprobt und wirkt es?

Wir empfehlen auf konsument.at

Diesen Beitrag teilen

Facebook Twitter Drucken E-Mail

Das könnte auch interessant sein:

Weniger Medikamente - Kein Nachteil

In einer Studie mit rund 2.000 Personen zeigte sich, dass fast neun von zehn mehrfach Erkrankten teils unnötige oder ungeeignete Medikamente erhalten.

Diabetes - Medikamente unbedingt einnehmen

Wer unter Diabetes leidet und zur Behandlung Medikamente verschrieben bekommt, muss darauf achten, diese unbedingt einzunehmen. Sonst drohen massive Folgeschäden mit tödlichem Ausgang.

Husten? - Honig!

Honig zählt zu den besten Hausmitteln. Eine neue Studie belegt: er ist sogar besser als viele herkömmliche Medikamente bei Husten.

Gefördert aus Mitteln des Sozialministeriums 

Sozialministerium

Zum Seitenanfang