Kann die regelmäßige Einnahme von Vitamin C Erkältungen vorbeugen?
Beweislage: hoch. Nein. Die vorbeugende Einnahme von hoch dosiertem Vitamin C über lange Zeit kann das Auftreten von Erkältungen nicht verhindern. Auch eine bereits eingetretene Erkältung lässt sich durch Vitamin C wahrscheinlich weder verkürzen noch lindern.
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Weitverbreiteter Glaube
Der Glaube, dass ein Präparat mit Vitamin C den Ausbruch einer Erkältung verhindern kann, ist weit verbreitet. Viele glauben auch, dass Brausetabletten oder Pulver mit Vitamin C, Schnupfen, Husten & Co wieder vertreiben können. Die Idee dazu stammt vom Chemie-Nobelpreisträger Linus Pauling. Er propagierte in den 1970er-Jahren, dass hoch dosiertes Vitamin C vor vielen unterschiedlichen Krankheiten schützt, unter anderem auch vor Erkältungen.
Auch heute noch suggerieren viele Arzneimittelhersteller, Vitamin C sei ein wirksames Mittel gegen Erkältungen. So findet es sich als Zusatz in Medikamenten, die typische Symptome wie Fieber und Kopfschmerzen bekämpfen sollen. Unsere Kooperationspartner von Vitamin C gegen Erkältungen: so gut wie nutzlos haben vorliegende Studien zu Vitamin-C-Präparaten unter die Lupe genommen.
Fazit: Die angebliche Wirksamkeit gehört ins Reich der Mythen. Auch die tägliche vorbeugenden Einnahme hoher Vitamin-C-Dosen kann Erkältungen nicht verhindern.
Geringfügige Verkürzung
Allerdings verkürzt die vorbeugende Einnahme von Vitamin C die Krankheitsdauer geringfügig. Angenommen, eine Erkältung dauert sieben Tage. Dann würde das für Erwachsene eine Verkürzung auf sechseinhalb Krankheitstage bedeuten. Bei Kindern würde sich die Dauer um einen ganzen Tag verkürzen, sie wären also sechs Tage krank. Damit diese bescheidene Wirkung eintritt, mussten die Versuchspersonen die Vitaminpräparate allerdings teilweise mehrere Jahre lang regelmäßig einnehmen.
Lediglich bei Menschen, die Extremsport betreiben, dürfte die vorbeugende Einnahme von Vitamin C das Risiko vermindern, sich zu erkälten. Dieser Effekt zeigte sich in einzelnen Studien an Marathonläufern oder Soldaten, die Winterübungen im Gebirge machten. Hatten sie zwei bis drei Wochen vor Beginn der körperlichen Extrembelastung mit der Vitamineinnahme begonnen, waren sie nur halb so oft von einer Erkältung betroffen.
Husten, Schnupfen, Halsschmerz
Die Empfehlung, bei den ersten Anzeichen einer Erkältung hoch dosiertes Vitamin C einzunehmen, konnten Studien ebenfalls nicht untermauern. Sind Husten, Schnupfen oder Halsschmerzen bereits eingetreten, scheint Vitamin C keinen nachweisbaren Effekt zu haben.
Täglicher Bedarf
Der tägliche Bedarf an Vitamin C liegt bei rund 100 Milligramm, wobei die Empfehlungen leicht schwanken. Das ist etwas mehr, als z.B. in einer Orange, einem Paprika oder zwei kleinen Tomaten enthalten ist. Vitamin C findet sich unter der chemischen Bezeichnung Ascorbinsäure auch in vielen Fertigprodukten, dort wird es als Konservierungsmittel zugesetzt. Laut Österreichischem Ernährungsbericht sind die Menschen hierzulande ausreichend mit Vitamin C versorgt.
Nimmt man zu viel davon ein, scheidet der Körper die überschüssigen Mengen über den Urin aus. Dennoch können Beschwerden wie Durchfall, Bauchschmerzen oder Übelkeit auftreten. Nimmt man über viele Jahre Vitamin C in hohen Dosen ein, könnte dies die Entstehung von Nierensteinen fördern.
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