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Pelzhandel - Ein blutiges Geschäft

100 Millionen Tiere werden jährlich für Pelze getötet, 85 Prozent davon auf Pelzfarmen. Trotz Verboten und guter Vorsätze bleibt der Pelzhandel ein blutiges Geschäft.

Ob für Nerzstola oder Pelzmantel: Tiere, deren Fell man zu Kleidungsstücken verarbeitet, werden weltweit unter tierquälerischen Bedingungen gehalten und getötet. Die meisten Pelztiere sind gar nicht oder völlig unzureichend geschützt. Der Europarat hat 1999 zwar eine Empfehlung für Pelztiere in Farmen verabschiedet, aus der Sicht des Tierschutzes ist sie allerdings völlig ungenügend.

Kleinst-Käfige weiterhin zugelassen

Die Käfighaltung auf engstem Raum bleibt weiterhin zulässig, etwa bei Nerzen. Weltweit werden jährlich rund 27 Millionen Nerze für Pelze getötet. Sie werden in Pelzfarmen in 30 x 90 cm großen Käfigen gehalten, oft drei bis fünf Tiere pro Käfig, und müssen dort von ihrer Geburt im Mai bis zu ihrem Tod im November ausharren.

Drahtgitterböden, die den Tieren die Pfoten zerschneiden, werden in solchen Farmen toleriert, ebenso das Fehlen von Kletter- oder Bademöglichkeiten für Pelztiere. Auch Füchse, Chinchillas und Hasen werden in Käfigen gehalten. Auf diese Weise wird die Bewegungsfreiheit und ihr natürliches (Jagd-)Verhalten unterbunden.

Wenig Vorschriften, grausame Tötung

Ein weiteres grausames Detail der Pelztierhaltung: Damit das Fell der Tiere unversehrt bleibt, tötet man sie durch Vergasen, Brechen des Genicks oder Stromschlag. In vielen EUStaaten existieren für Pelzfarmen abgesehen von der Verordnung von 1999 keine weiteren Vorschriften. Laut dem Verein Vier Pfoten stammen 85 Prozent der weltweit gehandelten Pelze von Pelzfarmen.

Fangeisen für Wildtiere

Aber auch der Wildtierfang ist alles andere als tierfreundlich. In Alaska, Kanada und Russland werden Millionen von Füchsen, Wölfen oder Waschbären mit Fangeisen aus Metall, sogenannten Tellereisen bzw. Abzugeisen, gefangen. Die verletzten Tiere werden oft erst nach Tagen von den Fallenstellern "eingesammelt" und erschlagen, da das Fell unbeschädigt bleiben muss.

Auch andere Tiere wie Rehe, Hirsche oder Katzen tappen in Fallen, die nicht für sie bestimmt sind – sie gelten für die Pelzindustrie als "Abfall". Pelze aus Fallenfang gelangen über den internationalen Handel auch nach Österreich.

Österreich: Keine Pelzfarmen, aber Handel

Österreich: Keine Pelzfarmen, aber Handel

In Österreich sind Pelzfarmen gemäß Bundestierschutzgesetz seit 2005 verboten, nicht jedoch der Handel mit Pelzen von Pelzfarmen oder Fallenfang. Die heimischen Kürschner halten sich bei der Herstellung von Pelzen an gewisse Mindeststandards: "Wir verwenden Tierfelle von Tieren, die ohnehin getötet werden", versichert Philipp Sladky, Innungsmeister der niederösterreichischen Kürschner.

Das heißt, es handelt sich einerseits um Tiere, deren Fleisch verwertet wird (betrifft etwa Lamm- oder Kalbfelle aus europäischen Ländern oder Swakara-Schafe aus Namibia); aber es geht auch um Tiere, die zur gewerblichen Jagd bestimmt sind (darunter Füchse und Marder aus heimischer Jagd).

Tiergerechte Haltung in Pelzfarmen?

Sladky selbst importiert auch Nerze, beispielsweise aus dänischen Pelzfarmen: "Es gibt bei der Haltung große Unterschiede, in Dänemark wird Wert auf tiergerechte Haltung gelegt." Die Nerze würden zwar in Käfigen gehalten, aber die Qualität des Felles sage viel über die Haltung aus.

"Die in einer Pelzfarm herrschenden Haltungsstandards können den Ansprüchen der Tiere nicht gerecht werden und daher niemals tierschutzkonform sein", kontert Veronika Weissenböck von Vier Pfoten. In Ländern, die höhere Standards für die Haltung von Pelztieren einführten, habe dies letztlich zur Aufgabe der Pelzfarmen geführt, da das Geschäft durch die Vorgabe höherer Standards unrentabel wurde.

Kennzeichnungspflicht für Herkunft und Material

Kürschnermeister Sladky wiederum verweist auf weitere positive Seiten: Die österreichischen Kürschner haben sich eine Kennzeichnungspflicht für Herkunft und Material der Pelze auferlegt, zudem haben die Wiener Meisterkürschner in einer Charta festgeschrieben, auf importierte Katzen- und Hundefelle zu verzichten.

Katzenfell statt Kunstpelz

Katzenfell statt Kunstpelz

Wie dem auch sei: Wer Tierquälerei unbedingt ausschließen will, sollte keine Produkte tierischen Ursprungs kaufen. Eine Alternative zu echtem Pelz ist der Kunst- oder Webpelz. Leider sind echte Pelze und Kunstpelze mitunter nicht leicht voneinander zu unterscheiden (siehe Kapitel "Wie erkenne ich Kunstpelz?"). Falsch etikettierte Hunde- und Katzenfelle aus asiatischen Ländern wie China gelangen immer wieder nach Europa und werden hier als Kunstpelz verkauft.

Getarnte Tierfelle auf dem europäischen Markt

Obwohl am 1.1.2009 ein EU-weites Importverbot für Haustierfelle in Kraft trat, gelangen die als Kunstpelz getarnten Tierfelle auf den europäischen Markt. "Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass Hunde- oder Katzenfelle in die EU importiert werden", bestätigt Veronika Weissenböck. Willentliche Verstöße von größeren Firmen hält sie aber für wenig wahrscheinlich.

Vor allem bei Mützen oder Jacken mit Fellbesatz kann es sich um Felle von Katzen oder Hunden handeln – ein Hundefell aus China ist billiger in der Produktion als ein gut gemachter Webpelz. "Seit November 2014 gilt EU-weit eine Kennzeichnungspflicht für Tierfelle", weiß Monika Springer vom Verein gegen Tierfabriken. "Ein Etikett mit der Aufschrift 'Enthält textile Teile tierischen Ursprungs' muss an Kleidungsstücken angebracht werden, auch bei importierter Ware."

Echtpelz verbraucht dreimal mehr Energie

Eines ist sicher: Die Herstellung von Webpelzen ist jedenfalls umweltfreundlicher als die von echtem Pelz. Tierfelle müssen mit umwelt- und gesundheitsschädlichen Chemikalien wie Chrom oder Formaldehyd behandelt werden, da sie sonst verrotten.

Eine Studie der University of Michigan hat ergeben, dass bei der Herstellung von Echtpelz zudem dreimal so viel Energie verbraucht wird wie bei Webpelzen. Dies widerspricht einer von der Pelzindustrie lancierten Kampagne, die glauben macht, Pelze seien "natürlich" und "ökologisch".

Lösungen sind gefragt

Einige europäische Länder schützen Pelztiere durch strengere nationale Regelungen:

- Bulgarien etwa hat die Produktion sowie den Import und Export von Pelzen (nur Felle, nicht Produkte) verboten.

- Das Schweizer Tierschutzgesetz schreibt vor, dass Wildtiere wie Nerze und Füchse unter Zoostandards gehalten werden müssen. Diese Anforderungen sind so hoch, dass die Schweiz schon lange frei von Pelzfarmen ist.

- In den Niederlanden ist das Halten von Füchsen und Chinchillas zur Pelzgewinnung verboten. Nerze – die wichtigsten Pelztiere in den Niederlanden – bleiben jedoch unzureichend geschützt.

Klare Kennzeichnungspflicht gefordert

Die Tierschutzorganisation Vier Pfoten fordert eine gesetzliche Kennzeichnungspflicht für alle Pelzprodukte mit klaren Angaben zur Tierart, zur geografischen Herkunft und zu den Haltungsbedingungen der Tiere.

Wie erkenne ich Kunstpelz?

Echtpelz und Kunstpelz sind oft kaum noch auseinanderzuhalten. Bei Pelzbesatz ist oft nicht deklariert, worum es sich handelt. Es gibt jedoch ein paar Tricks, um Echt- von Kunstpelz zu unterscheiden:

Der Unterwolle-Test: Ziehen Sie die Oberhaare des Pelzes etwas auseinander und schauen Sie, was darunter zum Vorschein kommt. Ist der Pelz lang bzw. ungeschnitten, lässt sich bei Echtpelz manchmal eine Unterwolle erkennen. Diese besteht aus ganz feinen, dichten und flauschigen Haaren, welche die Tiere in der Natur ausgezeichnet wärmen.

Der Leder-Test: Der wohl einfachste Test mit geringer Fehlerqote. Unter dem Fell befindet sich immer eine Lederschicht. Ziehen Sie also auch in diesem Fall die Haare auseinander. So sollten Sie erkennen können, ob es sich um ein künstliches Gewebe handelt oder um Leder.

Der Wind-Test: Echtpelz bewegt sich oft schon bei einer leichten Brise. Wenn Sie nur ganz sanft über den Pelz blasen und sich die Haare dennoch bewegen, haben Sie wahrscheinlich Echtpelz vor sich.

Der Geruchs-Test: Man kann Echtpelz von Kunstpelz unterscheiden, indem man ein paar Haare verbrennt. Wenn Sie einen synthetischen Geruch wahrnehmen und die Haare zu kleinen, harten Klümpchen verschmelzen, handelt es sich um Kunstpelz. Zerfallen die Haare jedoch und riecht es nach verbrannten Haaren, so handelt es sich um Echtpelz.

Zusammenfassung

  • Kein Pelz ohne Leid. Weder Zuchtfarmen noch Wildtierfang kommen ohne Tierquälerei aus. Wenn es schon ein echter Pelz sein soll, dann achten Sie auf die Kennzeichnung. Fachgeschäfte sind grundsätzlich vertrauenswürdiger als Billigläden. Auffallend preisgünstige Pelze stammen mit hoher Wahrscheinlichkeit aus tierquälerischer Haltung.
  • Kunstpelze als Alternative. Kaufen Sie Webpelze, wenn Sie Tierleid vermeiden wollen. Sie sollten sich aber vergewissern, dass der Kunstpelz nicht falsch deklariert ist. Einfachste Probe: Unter dem Pelz muss sich ein künstliches Gewebe befinden, kein Leder.
  • Händlerliste. Das Fur Free Retailer Program führt eine Liste von Einzelhändlern, die sich zu einem Ausstieg aus dem Pelzverkauf verpflichtet haben (Fur Free Retailer).

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KONSUMENT-Buch: Nachhaltig leben (Bild:VKI)

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