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Corona-Viren
Bild: shutterstock/Andrii Vodolazhskyi

Paxlovid gegen COVID-19

Schützt Paxlovid ungeimpfte Menschen mit Risikofaktoren vor einer schweren oder sogar tödlichen COVID-19-Erkrankung?

Ja. Eine große, gut gemachte Studie zeigt, dass die Einnahme von Paxlovid Krankenhausaufenthalte und Todesfälle von Risikopatientinnen und -patienten verhindert. Die Studienteilnehmer waren ungeimpft und hatten sich mit der Delta-Variante angesteckt.

Zulassungsstudie an unge­impften ­Risikopatienten

Modellrechnungen zufolge soll sich die ­COVID-19-Infektionsdynamik zum Winter hin wieder beschleunigen. Neben der ­Corona-Impfung rücken auch Medikamente in den Blickpunkt, die zur Behandlung von COVID-19 zugelassen sind. Unsere ­Koope­ra­tionspartner von medizin-transparent.at haben sich vorliegende Studien zu Paxlovid genau angesehen.

Seit knapp einem Jahr ist das COVID-19-­Medikament Paxlovid des Herstellers Pfizer in der EU bedingt zugelassen. An der Zulassungsstudie nahmen rund 2.200 unge­impfte Menschen teil, die seit höchstens fünf Tagen an der Delta-Variante von COVID-19 erkrankt waren und keinen ­Sauerstoff ­benötigten. Sie hatten jedoch ein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf: Entweder waren sie über 60 Jahre alt, übergewichtig oder sie hatten bestimmte Grunderkrankungen wie Bluthochdruck und Diabetes.

Die Hälfte der Teilnehmenden erhielt Paxlovid, die andere Hälfte ein Scheinmedikament. Nach rund einem ­Monat wurde erhoben, wie viele Personen jeweils wegen Covid-19 ins Krankenhaus mussten oder gestorben waren.

Kein Universalmedikament

Paxlovid ist demnach kein Universalmedikament für alle Menschen mit einer Corona­infektion, sondern eine Therapieoption für eine spezielle Personengruppe, nämlich ­Risikopatienten ohne Coronaimpfung. Bei diesen bietet Paxlovid, wenn es rasch nach der Covid-19-Diagnose, spätestens jedoch 5 Tage nach Auftreten der ersten Symp­tome, eingenommen wird, offenbar einen guten Schutz vor schweren bis tödlichen Verläufen.

Wie gut Paxlovid Menschen hilft, die bereits eine Coronaimpfung ­erhalten haben, lässt sich nicht sagen. ­Diese Personengruppe durfte an der Zulassungsstudie nicht teilnehmen und weist ohnehin ein deutlich geringeres Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf auf. Es waren auch nur wenige Menschen mit ­einem stark geschwächten Immunsystem an der Zulassungsstudie beteiligt. Deshalb lässt sich der Nutzen bei dieser Personengruppe ebenfalls schlecht beurteilen.

Beobachtungsstudien aus Israel deuten inzwischen darauf hin, dass Paxlovid auch gegen die Omikron-Variante wirksam ist. Allerdings ist noch unklar, wie gut der Schutz ausfällt.

Leichte oder mittelschwere Nebenwirkungen

Die Zulassungsstudie zu Paxlovid erfasste unerwünschte Wirkungen, die innerhalb von knapp einem Monat nach der Einnahme auftraten. In den meisten Fällen waren die Nebenwirkungen leicht oder mittelschwer. Die gesamte Nachbeobachtungszeit umfasste zwar ein halbes Jahr, die Auswertung dieser Daten lag zum Zeitpunkt dieser ­Analyse noch nicht vor. ­Menschen mit stark eingeschränkter ­Nieren- oder ­Leberfunk­tion sowie Schwangere und ­Stillende durften an der Zulassungsstudie nicht teilnehmen.

Zur Sicherheit von Paxlovid bei diesen Gruppen gibt es bisher keine verlässlichen Daten. Dazu sind ­Studien geplant. Für den Paxlovid-­Bestandteil Ritonavir ist bekannt, dass das Risiko für Nebenwirkungen steigt, wenn gleichzeitig bestimmte andere Medikamente ­eingenommen werden. In der ­Zulassungsstudie mussten die Teilnehmenden deswegen alle Medikamente vermeiden, mit ­denen gefährliche Wechselwirkungen auftreten können.

Kooperation mit medizin-transparent.at

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