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Ökostrom - Grünes Mascherl

Laut dem Ökostromgesetz aus dem Jahr 2001 ist Ökostrom „elektrische Energie aus den erneuerbaren Energieträgern Sonne, Wasser, Wind und Biomasse“. Doch manche Anbieter machen es sich da zu einfach.

Erneuerbare Energien gewinnen für Österreichs Konsumenten zunehmend an Bedeutung: Einer aktuellen Umfrage des VKI zufolge ist es für 37 Prozent der Befragten wesentlich, mit dem Bezug von Grünstrom einen Beitrag zu Förderung von erneuerbaren Energien zu leisten.

Strom: 30 % importiert

Laut Angaben der Statistik Austria werden etwa 30 Prozent des in Österreich verwendeten Stroms aus den unmittelbar ­angrenzenden Nachbarländern importiert. 17 Prozent des in Österreich erzeugten Stroms kommen nach wie vor aus der Verbrennung fossiler Energieträger.

Ökostrom ist nicht gleich Ökostrom

Auch wenn der Ausbau erneuerbarer Energien voranschreitet, ist eines gewiss: Ökostrom ist nicht gleich Ökostrom. Eine Bestimmung in der EU-Richtlinie für erneuerbare Energien erlaubt den getrennten Handel von Strom und Herkunftsnachweisen. So wird in Österreich Strom unbekannter Herkunft (Grau­strom) gekauft, der auch Atomstrom und Strom aus Kohle enthält; der zusätzliche ­Ankauf von Wasserkraftzertifikaten ermöglicht es, dass auf der Stromrechnung des Kunden 100 Prozent Ökostrom aufscheinen.

Wasserkraftzertifikate zugekauft

"Besonders beliebt sind norwegische Wasserkraftzertifikate", weiß Andi Peter, Energieexperte beim Verein für Konsumenteninformation (VKI). Laut E-Control stammten im Jahr 2014 exakt 18,25 Prozent der eingesetzten Nachweise aus dem skandinavischen Land.

"In Norwegen wird in erster Linie Strom aus Wasserkraft erzeugt, und das ­wissen auch die Norweger. Die Zertifikate werden, weil sie schlicht und einfach nicht benötigt werden, an Stromhändler weiterverkauft", so Peter. Und so kann bei uns dann um ­wenige Cent grauer Strom zu Ökostrom ­umetikettiert werden.

Umweltzeichen vertrauenswürdig

Kein Beitrag zum Klimaschutz

Ökostromprodukte, die auf dem Handel mit Herkunftsnachweisen beruhen oder aus ­alten, abgeschriebenen Wasserkraftwerken stammen, bringen weder die Energiewende voran noch leisten sie einen zusätzlichen ­Beitrag zum Klimaschutz.

Der Bezug von Ökostrom fördert also nicht automatisch die ­Energiewende, sondern bewirkt nur dann ­einen zusätzlichen Umweltnutzen, wenn dadurch neue regenerative Anlagen entstehen, die sonst nicht gebaut werden würden.

Zu diesem Schluss kommt auch die euro­päische Verbraucherorganisation BEUC: Sie hat 14 euro­­päische Kennzeichnungssysteme evaluiert und nur zwei als vertrauenswürdig eingestuft: das Österreichische Umweltzeichen und Green Energy von Greenpeace Deutschland. "Nur diese zwei Systeme gewährleisten unter anderem auch den Bau von neuen Kraftwerken", so Andi Peter vom VKI.

Umweltzeichen vertrauenswürdig

Logo Umweltzeichen (Bild:Lebensministerium)

Das Österreichische Umweltzeichen UZ 46 "Grüner Strom" lässt nur Stromhändler zu, die weder Atomstrom noch Strom aus fossilen Quellen verkaufen oder mit diesem handeln. Es schreibt auch vor, dass mindestens 1,5 Prozent der Strommenge aus Photovoltaik-Anlagen stammen müssen und dass höchstens 79 Prozent des Stroms in (ökologischen) Wasserkraftwerken erzeugt werden dürfen.

Min­destens 10 Prozent der Energie müssen zudem aus Anlagen stammen, die nicht älter als 15 Jahre sind. Das Gütesiegel garantiert Transparenz bei den Tarifen und beim Stromhandel. Darüber hinaus ­bieten die Ökostromanbieter den Konsumenten Informationen über die Möglichkeiten des Stromsparens und Energieberatung an. Zehn österreichische Strom­anbieter sind derzeit nach den Kriterien der Richtlinie UZ 46 zertifiziert.

Ver­besserungen angesagt

Konsumenten wollen mehr

Angesichts der bevorstehenden Novellierung der EU-Richtlinie für erneuerbare Energien setzt die BEUC sich gemeinsam mit dem VKI dafür ein, dass Stromversorger mit den Einnahmen aus Ökostromtarifen künftig nachweislich in zusätzliche Anlagen investieren.

"Verbraucher erwarten sich schließlich auch, dass sie mit dem Bezug von Ökostrom den Bereich der nachhaltigen Energie unterstützen", so Jörg Mühlenhoff, Energiereferent der BEUC. Und ergänzt: "In Märkten mit vielen Ökostromanbietern sind grüne Tarife nicht zwingend teurer als herkömmliche Stromtarife."

Situation verbessern

Die BEUC nennt folgende Ansatzpunkte, die – europaweit angewendet – zu einer Ver­besserung der gegenwärtigen Situation beitragen können:

  • Mindeststandards: Ökostrom-Anbieter müssen klar darauf hinweisen, welchen ökologischen Nutzen das Produkt mit sich bringt, und angeben, ob sie in neue Anlagen investieren.
  • Nachhaltigkeitsrankings: Einkaufspolitik und Investitionen von Ökostrom­anbietern werden transparent gemacht und von unabhängigen Organisationen in Form von Anbieter-Rankings bewertet.
  • Unabhängige Qualitätslabel: Gütesiegel wie das Österreichische Umwelt­zeichen sollen Mindeststandards in Form einer freiwilligen Selbstverpflichtung der Unternehmen setzen und Konsumenten die Garantie bieten, dass sie ein echtes Ökostromprodukt beziehen.

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