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VKI-Geschäftsführer Floss: Konsumenten-<br>information notwendiger denn je - Langfristige Absicherung des VKI nötig

Seit den 1960er-Jahren vertritt der VKI die Interessen österreichischer Verbraucherinnen und Verbraucher. Inhalte und Aufgaben haben sich in dieser Zeit stark gewandelt. „Was sich nicht geändert hat, ist unser Anspruch nach Unabhängigkeit sowie der Verzicht auf Werbeeinschaltungen in unserem Testmagazin KONSUMENT“, betont VKI-Geschäftsführer Franz Floss. „Diesen Standard wollen wir auch in Zukunft beibehalten und dazu brauchen wir vor allem eines: finanzielle Planungssicherheit.“

Bußgelder für den Konsumentenschutz

Floss, der mit Ende September nach mehr als 40 Jahren Tätigkeit im VKI in den Ruhestand geht, plädiert dafür, Bußgelder der Bundeswettbewerbsbehörde, wie im aktuellen Regierungsprogramm vorgesehen, dem Konsumentenschutz zu widmen. „Ein Betrag von zumindest zwei Millionen jährlich würde immerhin die Aufrechterhaltung des laufenden Betriebes ermöglichen.“

Derzeit arbeitet der VKI einerseits juristisch und beratend, veröffentlicht gleichzeitig aber auch jedes Jahr rund 115 Waren- und Dienstleistungstests. „Produkttests gehören seit der Gründung zu unseren zentralen Aufgaben“, erklärt Franz Floss. „Der VKI hat dabei in der Vergangenheit auch einiges an Pionierarbeit geleistet. So musste etwa in den frühen Jahren noch vor Gericht darum gestritten werden, ob im Rahmen von Warentests auch die Namen der Hersteller genannt werden dürfen – heute eine Selbstverständlichkeit.

Glaubwürdig durch Unabhängigkeit

Blickt man nun auf die vergangenen Jahre zurück, dann zeigt sich gerade im Bereich der Waren- und Dienstleistungstests eine starke Entwicklung. In den vergangenen Jahren war hier u.a. ein deutlicher Zuwachs an privaten Initiativen zu beobachten. „Nicht zuletzt durch die Verbreitung von Preis- und Produktvergleichsseiten im Internet ist ein komplett neues Geschäftsfeld entstanden“, erklärt Floss. Das stelle für Konsumentinnen und Konsumenten einerseits eine Bereicherung, andererseits aber auch ein Risiko dar.

„Wirtschaftlich sind solche Angebote in der Regel entweder auf Werbekunden oder auf Vermittlungsprovisionen angewiesen. Damit ist ein gewisser Interessenskonflikt automatisch gegeben.“ Unabhängige Instanzen, die Orientierung bieten, seien vor diesem Hintergrund keineswegs ein Relikt oder Liebhaberei, sondern eine Investition in die Zukunft. Die Herausforderung für den VKI bestehe nun darin, den aktuellen Entwicklungen, kürzeren Produktzyklen und einem geänderten Mediennutzungsverhalten Rechnung zu tragen. „Ich wünsche mir, dass der VKI diese Aufgaben gut gerüstet in Angriff nehmen kann“, so Floss. „Jetzt ist der Zeitpunkt, um in unabhängigen Konsumentenschutz zu investieren.“

75 Prozent aus Eigenerlösen

Aktuell finanziert der VKI seine Arbeit zu rund 75 Prozent selbst, vor allem durch den Verkauf des Magazins KONSUMENT sowie anderer Publikationen. Eine weitere Einnahmequelle sind Gebühren für Beratungsgespräche oder Sammelaktionen im Bereich Recht. Gefördert wird der VKI durch Mitgliedsbeiträge der Bundesarbeitskammer und des ÖGB sowie durch eine Basissubvention des für Konsumentenschutz zuständigen Sozialministeriums.

Landwirtschaftskammer und Wirtschaftskammer hingegen traten mit Ende 2013 aus dem Verein aus. Alles in allem betrugen Mitgliedsbeiträge und Förderungen im Jahr 2014 damit rund 3 Millionen Euro.

Gestiegene Kosten, gleich bleibende Beiträge

„Während der Anteil der Eigenerlöse seit der Gründung gesteigert bzw. lange Zeit konstant gehalten werden konnte, wurden die Beiträge der Mitglieder insbesondere in den 1980er und 1990er-Jahren über weite Strecken weder angehoben noch der Inflation angepasst“, kritisiert Franz Floss. Personal- und Sachkosten dagegen seien in diesem Zeitraum kontinuierlich gestiegen, was dazu führte, dass wichtige Investitionen verschoben bzw. längerfristige Projekt nicht gestartet werden konnten. Sinkende Abozahlen im Bereich des Printmagazins setzten den VKI in den vergangenen Jahren zusätzlich unter Druck.

Langfristige Perspektive nötig

Trotz dieser oft schwierigen Umstände ist es dem VKI in den vergangenen Jahren gelungen, auf einigen Gebieten wichtige Impulse zu setzen. So konnte beispielsweise mit der Aktion Energiekosten-Stop – dem ersten österreichischen Gemeinschaftseinkauf von Strom und Gas – eine Öffnung und Belebung des Energiemarktes angestoßen werden. Im Bereich Lebensmittel und Produkttransparenz wurde die Plattform ins Leben gerufen, auf der Konsumentinnen und Konsumenten selbstständig Produkte melden können. Im Zuge von Sammelaktionen, Musterprozessen und Verbandsklagen wiederum konnte der VKI allein im Jahr 2014 rund 30 Millionen Euro für österreichische Verbraucherinnen und Verbraucher erstreiten. Die Erfolgsquote vor Gericht betrug dabei 85 Prozent.

Teil der Bußgelder für die Konsumenten

„Um diese Arbeit fortzusetzen, vor allem aber um neue Projekte anstoßen zu können, bemühen wir uns seit geraumer Zeit um eine langfristig gesicherte Finanzierung“, betont Franz Floss. Im Regierungsprogramm sei vorgesehen, dass dem VKI zu diesem Zweck Bußgelder der Bundeswettbewerbsbehörde zur Verfügung gestellt werden – mit Deckelung, je nach Aufkommen und unter Berücksichtigung der bisher aus den Einnahmen finanzierten Leistungen. „2014 verhängte die Behörde Strafen in der Höhe von mehr als 20 Millionen Euro. Es scheint mir gerechtfertigt, dass zumindest ein Teil dieser Gelder wieder den Konsumentinnen und Konsumenten zugutekommt.“ Er hoffe nun auf eine rasche und konsequente Entscheidung, so Floss abschließend. „Ein Stillstand würde in diesem Fall einen Rückschritt bedeuten.“
 

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