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Umweltzeichen - Ausgezeichneter Tourismus

Über 200 Restaurants, Hotels und andere Tourismusunternehmen tragen das Österreichische Umweltzeichen. Was zeichnet sie aus? Eine Bestandsaufnahme zeigt: Den typischen Umweltzeichen-Betrieb gibt es nicht.

Milde Herbstsonne, eine hügelige Landschaft, geprägt von sauber gezogenen Weinstockreihen so weit das Auge reicht, da und dort von ein paar schlanken Pappeln aufgelockert – die Südsteiermark wird gerne mit der Toskana verglichen. Diese Gegend strahlt einen eigenen Reiz aus, dem sich viele, die schon einmal hier waren, nicht mehr entziehen können.

Inmitten dieser prachtvollen Landschaft, in der Nähe von Leutschach, befindet sich das Weingut Tauss. Dort wird nicht nur ­biologischer Wein produziert, man kann dort auch seinen Urlaub verbringen, im ­solarbeheizten Pool planschen oder beim Picknick im Weingarten die hausgemachten Schmankerln durchkosten. Dieses Weingut ist einer von über 200 Tourismusbetrieben, die mit dem Österreichischen Umweltzeichen ausgezeichnet sind. Kunststück, mag sich da mancher denken, fernab vom Massentourismus kann man leicht umweltbewusst leben. Doch so einfach ist die Sache nicht.

Muss und Soll

Denn erstens ist es auch für Beherbergungsbetriebe in einer von der Natur begünstigten Umgebung nicht ganz leicht, das Umweltzeichen verliehen zu bekommen. An die 40 Muss-Kriterien sind auf ­jeden Fall zu erfüllen, zusätzlich ist eine Reihe von optionalen Maßnahmen umzusetzen, für die Punkte vergeben werden. Je nach Ausstattung des Betriebes müssen bis zu 68 Punkte erreicht werden.

Außerdem sind die Umweltzeichen-Betriebe über ganz Österreich verstreut. Sie finden sich auch in stark frequentierten Skizentren oder in Großstädten (komplette Liste siehe www.umweltzeichen.at). Da wäre zum Beispiel das Vier-Sterne-Haus Mountainclub Hotel Ronach in Königs­leiten inmitten der riesigen Skiregion Zillertal-Arena. 49 Aufstiegshilfen können dort 83.000 Personen pro Stunde befördern, 166 Pistenkilometer stehen den Skibegeisterten zur Verfügung. Dennoch kommt im Hotel Ronach der Umweltaspekt nicht zu kurz. Trotz der abgeschiedenen Lage auf 1500 Meter Seehöhe wird ein Abholservice für öffentlich anreisende Gäste angeboten, die Zimmerausstattung inklu­sive der Abfalltrennbehälter ist ausschließlich aus Vollholz, Tischler aus der Region werden bevorzugt, ausgediente Möbel werden an karitative Organisationen weiter­gegeben

Nachhaltigkeit, Effizienz

Null-Energie-Hotel

Ein Musterbeispiel für umweltfreundlichen Tourismus stellt das Boutiquehotel Stadthalle im 15. Wiener Gemeindebezirk dar. Letzterer gilt nicht gerade als erste Adresse – geringer Grünanteil, niedriger Wohnungs­standard etc. Das Hotel aber kann sich ­sehen lassen. Es ist nicht nur Umwelt­zeichen-Träger der ersten Stunde, es darf sich zudem rühmen, das weltweit erste Stadthotel mit Null-Energie-Bilanz zu sein. Das bedeutet, es wird gleich viel Energie erzeugt, wie verbraucht wird.

Möglich ­machen dies unter anderem eine Grundwasserwärmepumpe, eine Photovoltaik- und eine Solaranlage. Drei Windräder warten noch auf ihre Genehmigung. Für die WC-Spülung und die Bewässerung des Gartens wird Regenwasser gesammelt, den Gästen stehen Elektroscooter für die Stadtbesichtigung zur Verfügung.

Bis zur Schutzhütte

Es sind also sehr unterschiedliche Einrichtungen, die sich mit dem Österreichischen Umweltzeichen für Tourismusbetriebe schmücken dürfen: Die Palette reicht vom Fünf-Sterne-Hotel über den Urlaub-am-Bauernhof-Betrieb oder Campingplatz bis zur alpinen Schutzhütte, von der Catering-Firma über das Wirtshaus ums Eck bis zum gehobenen Restaurant. Ebenso vielfältig sind die Angebote und Konzepte der Ausgezeichneten, man kann daher kaum von einem auf einen anderen schließen. Alle aber müssen einen umfangreichen Kriterienkatalog erfüllen, der die Einhaltung von Mindeststandards garantieren soll.

Energiesparend, nachhaltige Produkte

Der Konsument kann darauf vertrauen, dass die Betriebe ressourcenschonend und energiesparend wirtschaften, dass Tierschutz-Standards eingehalten und möglichst nachhaltige Produkte angeboten bzw. verwendet werden.
So müssen beispielsweise die Fenster eine Wärme- und Schalldämmung aufweisen, die oberste Geschossdecke muss isoliert sein, Kohle oder Schweröl sind als Energiequelle für Heizungen tabu, ebenso ist eine Elektrodirektheizung ausgeschlossen.

Sparpotential, Lebenseinstellung

Der Strom muss zu mindestens 50 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen stammen, es dürfen nur Klimageräte der höchsten Energieeffizienzklasse zum Einsatz kommen, Heizgeräte für Außenbereiche sind ver­boten. In Gastronomie­betrieben müssen Bier, Wasser und alkoholfreie Getränke in Mehrweggebinden geliefert werden, es muss ein Mindest­angebot an biologischen Produkten und vegetarischen Gerichten geben.

Großes Sparpotential

Auch kühle Rechner sollten von den Vor­teilen umweltbewussten Wirtschaftens zu überzeugen sein. Beispiele dazu: Ein 90-Betten-Hotel konnte durch die Umsetzung eines Abfallwirtschaftskonzeptes die Entsorgungskosten um etwa 2.000 Euro pro Jahr senken. Ein anderes mit 50 Betten konnte mehr als 700.000 Liter Wasser pro Jahr einsparen.

Eine "Herzensangelegenheit"

Für die betreffenden Unternehmen steht der wirtschaftliche Aspekt nicht unbedingt im Vordergrund. Alice und Roland Tauss vom südsteirischen Weingut betonen zwar, dass sie dank der Umweltmaßnahmen die Betriebskosten optimieren konnten. Aber: "Es ist für uns auch eine Herzensangelegenheit, eine Verbindlichkeit dem Land gegenüber, auf dem wir leben und arbeiten dürfen."

"Ich bin schon so erzogen worden", sagt die Inhaberin des Hotels Stadthalle, Michaela Reitterer. "Am Anfang steht die Moral, das Geldverdienen kommt später. Dabei spielt es für mich keine Rolle, ob es sich nach acht oder nach neun Jahren rechnet."

Bildergalerie: Umweltzeichen-Hotels

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Bio-Weingut Tauss  (Bild: Weingut Tauss)
Bio-Weingut Tauss Am Bio-Weingut Tauss kann man auch im solar-geheizten Pool planschen. |
Hotel Ronach (Bild: Manfred Horvat)
Hotel Ronach Vier-Sterne-Standard im Hotel Ronach in der Skiregion Zillertal-Arena. | Bild: Manfred Horvat
Boutiquehotel Stadthalle  (Bild: Boutiquehotel Stadthalle)
Boutiquehotel Stadthalle Erstes Stadthotel mit Null-Energie-Bilanz: das Boutiquehotel Stadthalle in Wien. |
Bio-Weingut Tauss  (Bild: Weingut Tauss)
Hotel Ronach (Bild: Manfred Horvat)
Hotel Ronach Vier-Sterne-Standard im Hotel Ronach in der Skiregion Zillertal-Arena. | Bild: Manfred Horvat
Boutiquehotel Stadthalle  (Bild: Boutiquehotel Stadthalle)

Erfolgsgeschichte Umweltzeichen

Im Oktober 1990 hat es die damalige Umweltministerin Marilies Flemming ins Leben gerufen – das Österreichische Umweltzeichen. Es hat seine Position in diesen 20 Jahren kontinuierlich ausgebaut, heute ist es unbestritten das wichtigste Umweltgütesiegel in unserem Land. Strenge Richtlinien und eine regelmäßige Kontrolle durch unabhängige Gutachter haben dafür gesorgt, dass die Glaubwürdigkeit des Österreichischen Umweltzeichens nie infrage gestanden ist.

Von Dämmstoffen bis Fonds und Reisen

Das Österreichische Umweltzeichen wird für Produkte, Tourismusbetriebe und Schulen vergeben. Mit Stand Juli 2010 gab es 1.154 Produkte von 153 Lizenznehmern, 202 Tourismus- und Gastronomiebetriebe sowie 85 Schulen und Bildungseinrichtungen, die das Zeichen trugen. Zu den Produkten zählen unter anderem Holzmöbel, Polstermöbel, Matratzen, Heizkessel, Dämmstoffe, Lacke, Wandfarben, Reinigungsmittel, Geschirrspülmittel, Hygienepapier und Nachfüllpatronen für Tintenstrahldrucker; es gibt aber auch "Grünen Strom", der die Verwendung von 100 Prozent erneuerbarer Energie garantiert, bzw. "Grüne Fonds", die ausschließlich in nachhaltige Unternehmen investieren. Im Österreichisches UmweltzeichenBereich Tourismus ­werden seit 2008 auch Reiseangebote (derzeit 56 Angebote von 4 Unternehmen) ausgezeichnet.

VKI als tragende Säule

Der VKI (Verein für Konsumenteninformation) ist die tragende Säule des Umweltzeichens: Als Partner des Umweltministeriums ist er für die Erstellung der Richtlinien, für die Beratung der Interessenten und für die laufende Kontrolle der Ausgezeichneten zuständig. Listen aller ausgezeichneten Produkte bzw. Dienstleistungen finden Sie auf www.umweltzeichen.at.

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