Von Tauschkreisen bis zu Onlineplattformen bietet die sogenannte Sharing Economy zahlreiche Alternativen zum traditionellen Kaufverhalten.
Tausche Fernseher gegen Massage: Im Talente-Tauschkreis wechseln nicht nur Waren aller Art den Besitzer, sondern auch Dienstleistungen. "Viele Menschen besitzen bestimmte Fähigkeiten, von denen sie gar nichts wissen", erklärt Daniela Hödl, beim Wiener Talente-Tauschkreis zuständig für die Mitgliederbetreuung.
"Bei uns geht es auch darum, zu entdecken, was alles möglich ist." Da kann es passieren, dass jemand plötzlich sein Talent zum Fotografieren entdeckt und "gegen Stunden eintauscht", die Währungseinheit des Tauschkreises.
Nicht Profit, sondern Miteinander
"Wir haben ein eigenes Buchungssystem, das wie eine Onlinebank funktioniert. Fast wie richtiges Geld, aber ohne Zinsen." Im Buchungssystem können auch Inserate geschaltet werden, für weniger Internet-affine Mitglieder gibt es eine Marktzeitung. "Ich biete etwa regelmäßig Gartenarbeit an und habe dafür zuletzt einen Pürierstab erworben", erzählt die 30-Jährige.
Beim Tauschkreis geht es demnach nicht um Profit, sondern um ein Miteinander. "Dinge werden nicht weggeworfen, sondern Leuten zur Verfügung gestellt, die sie brauchen können", so Hödl. "Ich selbst habe mir seit über sieben Jahren kein Kleidungsstück mehr gekauft." Der Tauschkreis unterstützt auch soziale Kontakte: Bei monatlichen Treffen können die Mitglieder einander persönlich kennenlernen. Und nicht nur in Wien wird getauscht: Der Tauschkreis-Verbund ist ein Zusammenschluss von mehreren Tauschkreisen im deutschsprachigen Raum.
Schonung von Ressourcen
Mit dem Konzept des Tauschens und Teilens liegt der Talente-Tauschkreis voll im Trend: Sharing Economy, Ko-Konsum oder Collaborative Consumption – viele Bezeichnungen stehen für dieselbe Idee, Dinge gemeinsam zu nutzen statt zu besitzen. Die Idee ist nicht ganz neu: Büchereien, Wohngemeinschaften oder Waschsalons gab es auch schon in früheren Zeiten, bereits in den 1970er-Jahren lautete das Motto der Ökologiebewegung "Nutzen statt besitzen".
Sharing-Modelle und soziale Netzwerke
Heute haben Sharing-Modelle dank Internet und sozialer Netzwerke eine neue Dimension erreicht. "Neu ist dabei, dass die Kosten der Koordination solcher Transaktionen durch die Digitalisierung enorm gesenkt werden", erklärt Niko Paech, deutscher Wirtschaftswissenschaftler und Professor für Produktion und Umwelt an der Universität Oldenburg.
Einen Nachteil sieht Paech darin, dass Sharing-Modelle das Gegenteil des erwünschten Effekts hervorrufen können: "Carsharing etwa kann dazu führen, dass Menschen Auto fahren, die es nicht täten, wenn sie sich einen eigenen Pkw kaufen müssten – mit negativen Auswirkungen auf den CO2-Ausstoß."
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