Problematische Updates
Alte Geräte wegen fehlender Sicherheits-Updates nicht zu verwenden, da kann ich mich nur wundern. Erstens kommen die Sicherheits-Updates meist um Monate zu spät, dann ist die Frage, ob man diese überhaupt braucht. Jedes Update birgt die Gefahr, dass etwas nicht funktioniert oder nicht mehr so wie vorher.
Gegen Datenverluste helfen nur Backups, Datenkopien. Ist das Gerät kaputt oder in Verlust geraten, dann hilft kein Sicherheits-Update. Eventuell nützt ein Zweitgerät zu einer Absicherung im Notfall, das sollte es wert sein. Gegen Ausspähung von Daten hilft nur Vorsicht. Heikles wie Online-Banking oder Speicherung von Passwörtern mache ich nicht über Smartphones. Da kann man sich nicht auf die Sicherheits-Updates verlassen. Oftmals sind die alten Geräte weitaus sicherer und erprobter als neue. Umweltschutz gilt auch hier. Übrigens sind die Datendiebstähle bei großen Unternehmen für die einzelnen Konsumenten viel gefährlicher, dagegen hilft auch kein Sicherheits-Update.
Vielfach sind die Leute nur unvorsichtig. In der Straßenbahn konnte ich einmal beobachten, wie eine Dame vor mir ihr Passwort eingab. Nicht nur, dass es ein simples Passwort war, konnte ich sie dabei auch beobachten – und dann rufen die Leute nach Sicherheits-Updates. Ich hatte in meinem IT-Leben weit mehr Probleme mit fehlerhaften Updates als mit Viren. Man soll nicht jedem Marketing-Argument blindlings folgen. „Never change a running Windows“ war bei uns ein geflügeltes Wort. Gilt auch für andere Software.
Peter Juerss
Wien
(aus KONSUMENT 9/2021)
Unser Technik-Redakteur hat sich mit dem Thema Updates ebenfalls befasst, mehr dazu unter Aktualisierungspflicht - Kommentar von Redakteur G. Schönfeldinger.
Die Redaktion
Viele Hürden
Smartphones länger nutzen – ein frommer Wunsch, genauso wie der Kauf von Vorgängerversionen. Auch wenn aktuelle Geräte von der Leistung her problemlos länger funktionieren würden – es bleibt das Problem von Sicherheits- und Betriebssystem-Updates, gesperrten Bootloadern, fehlenden Treiber-Updates für die verwendeten Chipsätze bzw. gibt es Probleme, die sich durch das Aufspielen von alternativer Firmware ergeben (z.B. Garantieverlust und der Verlust von aktueller Banking-Software, wenn Sicherheitschecks nicht erfolgreich sind).
Hier wären gesetzliche Vorgaben auf EU-Ebene notwendig (Österreich ist als Markt viel zu klein), die Mindeststandards (Updates für x Jahre nach Inverkehrbringen der letzten Geräte?) vorschreiben, oder eine steuerliche „Belohnung“ offener Geräte. Von der Reparierbarkeit auf Ebene der Hardware rede ich noch gar nicht.
Eigentlich betrifft obige Problematik weit mehr als nur Smartphones – Autos, Fernseher, Assistants, Haushaltsgeräte mit Netzwerkanschluss, Router, ... So ziemlich jedes mehr oder minder smarte Gerät wird in kürzester Zeit von fehlenden Sicherheitsupdates eingeholt und ist eine potenzielle Sicherheitslücke im Haushalt. Offene Standards? Dokumentierte Hardware-Plattformen? Veröffentlichte Firmware inkl. Sourcecode? Weitestgehend Fehlanzeige.
Vielleicht kann sich da KONSUMENT ja weiterhin in der Öffentlichkeitsarbeit und auch im politischen Lobbying stark machen.
Florian Schwarze
E-Mail
(aus KONSUMENT 7/2021)