Zahlreiche Rohstoffe in unseren Smartphones werden unter ausbeuterischen Bedingungen, zum Teil in Konfliktregionen, gefördert. Auch die Natur leidet. Das sind Fakten, die wir nicht so einfach wegwischen sollten.
Mehr als eine Milliarde Smartphones gehen jedes Jahr über den Ladentisch. Die Hersteller – allen voran Marktführer Apple und Samsung – locken mit immer neuen Modellen, die dann via Mobilfunkvertrag billig erstanden werden können. Die Handys sind dabei als Wegwerfprodukte konzipiert, denn bei den allermeisten ist es nicht möglich, Einzelteile zu ersetzen.
Ökosoziale Folgen der Rohstoffgewinnung
Smartphones enthalten rund 60 verschiedene Rohstoffe, darunter einige sogenannte Konfliktrohstoffe, die an Krisenherden gefördert werden. Anhand einiger exemplarischer Beispiele wollen wir aufzeigen, wie sich die Handyproduktion auf Menschen und Umwelt in Ländern des Südens auswirkt. In anderen Worten: wie und wo Mensch und Natur bluten müssen, damit wir alle zwei, drei Jahre ein neues Smartphone kaufen können.
Wir Konsumentinnen und Konsumenten tragen eine Mitverantwortung. Deshalb eine Anregung gleich vorweg: Nutzen Sie Ihr Smartphone so lange wie möglich! Und wenn Sie ein neues kaufen müssen, überlegen Sie, zu fair(er) produzierten Alternativen wie Fairphone oder Shiftphones zu greifen, bei denen es auch möglich ist, Einzelteile zu ersetzen.
Coltan
Aus Coltan wird Tantal gewonnen, das als Kondensator im Handy verwendet wird. Geschätzte 50 bis 80 Prozent der weltweiten Coltanvorkommen lagern in der Demokratischen Republik Kongo. Seit mehr als 20 Jahren herrscht dort Bürgerkrieg. Milizen haben die Kontrolle an sich gerissen, nehmen den Arbeitern das Coltan weit unter Wert ab oder setzen Zwangsarbeiter (etwa Kriegsgefangene) ein.
Zwei Millionen Kinder gestorben
Das bedeutet: Jeder Cent, den die Kriegsparteien durch den Verkauf von Rohstoffen verdienen, fließt in Waffenkäufe und verlängert und verschärft den Krieg. Die Bevölkerung wird ausgebeutet, die Profite bleiben einer kleinen Elite vorbehalten. Etwa 30 Prozent der Arbeiter sind Kinder und Jugendliche, mindestens zwei Millionen Kinder sind laut der Initiative Aktiv gegen Kinderarbeit bereits in den Minen gestorben.
Auch die Umwelt leidet: Große Flächen an Regenwald werden abgeholzt, um nach dem begehrten Erz schürfen zu können. Damit wird u.a. der Lebensraum der stark gefährdeten Berggorillas gefährdet.
Kobalt
Kobalt ist zusammen mit Lithium in jedem Handyakku enthalten. Es leitet Strom besonders gut und dient in Lithium-Ionen-Akkus als Pluspol. Die größten Kobalt-Reserven weltweit liegen in der Krisenregion Demokratische Republik Kongo. Chinesische Unternehmen kaufen dort Kobalt in großem Stil und verarbeiten es in Raffinerien zu Kobaltsulfat weiter.
Wie auch schon bei Coltan beschrieben, profitieren die Menschen im Land nicht vom Kobalt-Abbau. Zudem herrschen in den zahlreichen illegalen Minen Missstände: In den engen Schächten müssen Kinder arbeiten, fehlender Schutz führt oft zu tödlichen Unfällen. Immer wieder kommt es zu gewalttätigen Konflikten zwischen Milizen um Minen. Für die Schächte werden viele Hektar Wald abgeholzt; das Trinkwasser in Flüssen wird durch das Auswaschen der Mineralien mit Schwermetallen verunreinigt.