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Leserreaktionen: Geplante Schwachstellen - Obsoleszenz - viel Schrott, viel Ärger

Unser Artikel über geplante Obsoleszenz, also eingebaute Schwachstellen in Produkten (siehe KONSUMENT 2/2013), hat eine wahre Lawine an Rückmeldungen ausgelöst. Hunderte Leserinnen und Leser haben uns – z.B. via E-Mail oder unser Forum – ihre zumeist leidvollen Erfahrungen mitgeteilt.

Unterschiedliche Bereiche und Phänomene

Der Begriff Obsoleszenz umfasst ja sehr ­unterschiedliche Bereiche und Phänomene – dementsprechend vielfältig sind auch die Berichte der Betroffenen. Als klassisch kann man den Plastikbottich mit eingegossenem Lager in der Waschmaschine bezeichnen, oder die vielen Fälle, bei denen dünne Plastikteile einer ständigen Beanspruchung unter­liegen, zum Beispiel beim Startknopf eines Wäschetrockners. Haushaltsgeräte im All­gemeinen, Waschmaschinen im Speziellen, gelten als typisch obsoleszente Produkte.

Lampen, Espressomaschinen, TV-Geräte, elektrische Zahnbürsten

Getoppt werden sie allerdings von den Druckern oder Multifunktionsgeräten. Das ist jedenfalls jene Produktsparte, die von unseren Lesern am häufigsten genannt wird. Aber auch ­andere Produkte aus dem IT-Sektor, PCs und Laptops, nicht zu vergessen Handys, finden sich unter den viel Kritisierten. Die Palette geht aber weit darüber hinaus: Lampen sind ebenso betroffen wie Espressomaschinen, TV-Geräte, elektrische Zahnbürsten und nicht zuletzt Autos. Auch Strumpfhosen, bei denen heutzutage viel schneller Maschen laufen als früher, geben Anlass für Ärgernis und Verdacht auf geplante Obsoleszenz (also die bewusste Verkürzung der Produkt-Lebensdauer).

Top: Ärger mit Druckern

Warum gerade Drucker? Weil sie häufig nach zwei bis drei Jahren irreparable Fehler aufweisen, obwohl die Benutzer immer brav Originalpatronen verwendet haben. Oder weil Tintenpatronen bzw. Laserkartuschen einen Zählchip eingebaut haben, welcher nach einer bestimmten Anzahl von Aus­drucken jeden weiteren Betrieb verhindert. Dass der Hersteller dies mit der Gefahr von Produktschädigungen oder der Vermeidung schlechter Druckqualität rechtfertigt, will ­Canon-Kunde Ing. Reinhard Pecka nicht ­gelten lassen. „Das sieht jeder Kunde selbst, auch ohne Zwangszählung, und ein Defekt wegen leerer Patrone ist technisch unmöglich.“ Dass es im Gegensatz zu den Canon-Geräten auch ohne Zählchip gehe, so der Leser, „zeigt mein schon viel älterer Laserdrucker von Brother“.

Immer wieder schlechte Erfahrungen

Das Vertrauen in die Industrie schwindet ­generell, wenn Konsumenten immer wieder schlechte Erfahrungen machen. "Ich habe mir einen Indesit-Waschtrockner gekauft", berichtet Mag. Gabriele Zartl, "kurz nach Ablauf der Garantie lief er nicht mehr so ­richtig. Die Programme bleiben jetzt ständig hängen. Ich werde mir wohl einen neuen kaufen, schiebe diese Entscheidung aber schon lange vor mir her, weil ich nicht weiß, welche Marke vertrauenswürdig ist."

Reparieren unmöglich gemacht

Reparieren verunmöglicht

Häufig ist es die Unmöglichkeit, ein defektes Gerät zu reparieren, das die Lebensdauer ­unnötig verkürzt. So berichtet ein Besucher ­unserer Homepage von einem Notebook der Marke HP, „bei dem nach einem halben Jahr eines der Scharniere gebrochen ist. Trotz intensiver Recherche war es mir nicht möglich, für dieses Modell neue Scharniere zu bekommen. Leider unterscheiden sich die Scharniere jedes einzelnen Typs, sodass kein Scharnier eines ­anderen Modells verwendet werden kann.“

Reparatur einer Kaffeemaschine von BSH

Nicht als unmöglich, aber als sehr teuer erwies sich die Reparatur einer Kaffeemaschine von BSH für Mag. Robert Wasserbacher. „Der ­Motor der Kaffeemühle hat wegen Verschleiß der Kohlebürsten (Kleinstteile mit einem Wert von wenigen Euro) den Geist aufgegeben. Anstatt diese beiden Kohlebürsten zu ersetzen, was eine geringe Reparaturzeit und wenig handwerkliches Geschick erfordert, war ich gezwungen, eine komplette Mahlwerk-Motor-Garnitur zu erwerben.“

Anfragen selten bis gar nicht beantwortet

Viele Leser ärgern sich darüber, dass ihre Anfragen ignoriert werden oder sie mit knappen Statements abgefertigt werden. So auch Franz Bruckmair, an dessen Rowenta-Föhn der Gebläseschalter kaputt ging. „Der Servicepartner von Rowenta fand es nicht der Mühe wert, zu antworten.“ Danach versuchte er es über das Kontaktformular auf der ­Rowenta-Homepage. Die knappe Antwort: „Leider keine Teile erhältlich.“

Einige Konsumenten fordern strenge Strafen

Selbst Hand angelegt

Glücklich können sich jene Konsumenten schätzen, die in der Lage sind, sich selbst zu helfen. Das Neff-Geschirrspülgerät von DI ­Rupert Wieser verweigerte mit einer Fehlermeldung den Dienst. Anrufe bei der Servicehotline blieben erfolglos. Daher machte sich Herr Wieser selbst auf die Fehlersuche. „Beim Zerlegen des Gerätes wurde klar, dass zwei Printrelais auf der Steuerplatine die Ursache für den Defekt waren. Nachdem diese beiden Teile (Stückpreis 1,82 Euro) ausgetauscht ­waren, lief der Spüler wieder einwandfrei.“

Kein Ausweg in Sicht?

„Man ist generell verunsichert, ein elektronisches Gerät anzuschaffen – wo bisher Freude über einen Kauf vorherrschte, stehen nun Zweifel und Gebete“ (Harald Wilhelm). Was ist die Ursache dafür, „dass sich Schrott ­verkaufen lässt“? Für Richard Ott ist es klar: „Die Fachberater haben keine Ahnung/Zeit und verkaufen nur über den Preis. Dem ­Kunden ist von den Medien suggeriert worden, dass ,eh alles von einem Band kommt‘.“

Einige Konsumenten fordern strenge Strafen

Wie einige andere auch sieht der Leser in längeren Garantiezeiten eine Möglichkeit, die Spreu von Qualitätsware zu unterscheiden. Andere wieder fordern strenge Strafen für nach­gewiesene Obsoleszenz und Schadenersatz für geschädigte Verbraucher. Andrea Wicke sieht einen „Teufelskreis, aus dem man schwer herauskommt“. Aber immerhin: „Ihre Zeitschrift leistet in ihrer Nische beste Arbeit, um wenigstens das Konsumentenbewusstsein in die richtige Richtung zu schärfen und deren Interessen zu vertreten.“

Reparieren statt Wegschmeißen

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