Der Versicherer wirbt mit einem Paket von Untersuchungen im Rahmen eines Krebs-Vorsorgeprogramms . Bei näherer Betrachtung kommt jedoch der Verdacht auf, dass hier mit den Ängsten von Versicherten Kasse gemacht werden soll.
Zu seinem 50-Jahr-Jubiläum hat sich der Generali-Konzern etwas Besonderes einfallen lassen: „Die Diagnose Krebs macht jedem Angst. Doch viel schlimmer als davon zu erfahren, ist nichts davon zu wissen“, wirbt der Versicherer für sein Krebs-Vorsorgeprogramm „Aktiv gegen Krebs“. Dem Kunden wird für 5,41 Euro monatlich ein Paket von Vorsorgeuntersuchungen (etwa Brust-, Gebärmutterhals- oder Prostatakrebs) offeriert.
Kasse machen mit Ängsten von Versicherten?
Was auf den ersten Blick vernünftig erscheint, nährt bei näherer Betrachtung den Verdacht, dass mit Ängsten der Versicherten Kasse gemacht werden soll. Die angeführten Leistungen sind nämlich größtenteils über die von der Krankenkasse finanzierte Vorsorgeuntersuchung abgedeckt, etwa Tastuntersuchung und Mammographie zur Brustkrebsvorsorge oder eine Koloskopie zur Dickdarmkrebsvorsorge. Das Generali-Angebot deckt zudem pro Jahr maximal zwei Vorsorgeleistungen bis zu einer Gesamtsumme von 150 Euro ab und kann nur in Kombination mit einem Zusatzkrankenversicherungsprodukt (etwa Sonderklasse) abgeschlossen werden.
Zweifel aus medizinischer Sicht
Darüber hinaus ist „Aktiv gegen Krebs“ auch aus medizinischen Gründen als zweifelhaft einzustufen. Den Kunden wird suggeriert, dass sie nur dann rasch wieder gesund werden, wenn möglichst frühzeitig Gewissheit über die Art der Erkrankung besteht. Anders gesagt: Wer früh weiß, dass er Krebs hat, wird schneller wieder gesund. Zwar ist es bei manchen Krebserkrankungen vorteilhaft, diese im Frühstadium zu erkennen, weil die Chancen auf Heilung steigen, dennoch ist die Generali-Aussage so nicht korrekt. In vielen Fällen – zum Beispiel durch eine frühe Entdeckung von Brustkrebs – wird nämlich nur der Diagnosezeitpunkt vorverlegt. Die Frau wird früher zur Patientin, ihre Krankheitsphase verlängert sich, sie lebt deshalb jedoch keineswegs länger.
Erinnerungssystem: andere Zeitabstände als Sozialversicherungsträger
Zusätzlich zu „Aktiv gegen Krebs“ wird kostenlos ein Online-Erinnerungsservice angeboten. Die Kunden geben die in Anspruch genommenen Vorsorgetermine an und werden per E-Mail oder SMS erinnert, wann der nächste Untersuchungstermin fällig ist. Grundsätzlich halten wir ein Erinnerungssystem zwar für nützlich, die von Generali empfohlenen Zeitabstände stimmen allerdings nicht immer mit den von den Sozialversicherungsträgern vorgeschlagenen und auf aktuellem medizinischen Wissensstand basierenden überein. So werden über 40-Jährige zu einer erneuten Mammographie aufgefordert, wenn die letzte länger als 1,5 Jahre zurückliegt. Von der Sozialversicherung wird eine Vorsorgemammographie – vorausgesetzt, es liegen keinerlei Hinweise für eine Erkrankung vor – ab 60 alle zwei Jahre empfohlen.
Fazit: Für Leistungen, die von den Krankenkassen ohnehin erbracht werden, ist „Aktiv gegen Krebs“ ein wahrhaft teurer Deal.