Privathaushalte werden in der modernen Konsumgesellschaft eindimensional als Orte des Konsums angesehen, denen der produktive Bereich (die Unternehmen) gegenübersteht.
Die Menschen werden auf den Kaufakt reduziert, in letzter Konsequenz werden sie "nur noch als nicht perfekte Suchmaschinen für Marktgüter betrachtet".
Abhängig vom Markt
Doch in jedem Haushalt werden auch produktive Funktionen wahrgenommen. Konsumenten sind auch erwerbstätig, sie stellen etwas her – etwa Gemüse aus dem Garten, selbst zubereitete Speisen oder Strom aus ihrer Photovoltaik-Anlage, der ins Netz eingespeist wird.
Neue (oder alte) Konsumformen wie Teilen, Tauschen, Leihen oder Schenken sind Ausdruck der Suche nach Alternativen, um sich aus der Abhängigkeit von Märkten zu befreien.
Produktion und Konsum nicht trennen
Es ist keineswegs ein akademischer Streit um Begriffe. Die strikte Trennung von Produktion und Konsumation gefährdet unsere Gesellschaft. Die Unterwerfung unter die Marktlogik bedingt, dass die Wirtschaft fortwährend wachsen muss, was letztlich unsere Lebensgrundlagen zerstört. Wer nachhaltig wirtschaften will, muss sich vom Leitbild des eindimensionalen Verbrauchers verabschieden.
Fünf engagierte Wissenschaftler haben beschlossen, sich diesem Thema eingehend zu widmen. Der erste Band der Reihe Kritische Verbraucherforschung ist Anfang des Jahres erschienen, noch heuer soll es zwei weitere Bände geben. Alle Forschenden und Interessierten sind eingeladen, sich an diesem Diskurs zu beteiligen.
Christian Fridrich, Renate Hübner, Karl Kollmann, Michael-Burkhard Piorkowsky, Nina Tröger: Abschied vom eindimensionalen Verbraucher, Springer VS, Wiesbaden 2017; 202 S., 30,83 €.