Gibt es einen Grund, sich vor uns zu fürchten? - Ein Editorial von KONSUMENT-Redakteur Gernot Schönfeldinger.
Folgendes Erlebnis hat uns irritiert: Eine Journalistin wollte mit einem Vertreter eines internationalen Konzerns sprechen. So weit, so gut, bis sich herausstellte, dass sie in unserem Auftrag unterwegs war und unter anderem Fragen zum Thema Datenschutz hatte. Die Folge: Der geplante Termin wurde verschoben, eine zweite Person aus dem Unternehmen wurde hinzugezogen, kurz darauf eine dritte, die gleichfalls bei dem Gespräch anwesend sein sollte.
Vorher die Fragen schicken
Dann wurden die Fragen vorab eingefordert, zuletzt sagte das Unternehmen den Termin überhaupt ab. Optimistischerweise gehen wir davon aus, dass Ihre Antwort auf die einleitende Frage "nein“ lautet. Als treue KONSUMENT-Leser wissen Sie, dass wir auf Ihrer Seite stehen, aber auch, dass wir bestrebt sind, ein gutes Einvernehmen mit der "anderen Seite“ herzustellen. Die meisten Unternehmen halten Kritik locker aus, ja reagieren positiv darauf und bemühen sich um Verbesserungen im Sinne der Konsumenten. Eine Win-win-Situation, wie man auf gut Neudeutsch sagt, und eine Bestätigung, dass unsere Arbeit Wirkung zeigt.
Wenn sich diese Wirkung auf andere Art äußert, nehmen wir es zur Kenntnis. Gesprächsverweigerung, Klagsdrohungen, persönliche Beschimpfungen – wir haben schon einiges erlebt, worauf wir gerne verzichtet hätten.
Geringschätzung der Konsumenten
Es ist nicht unsere Absicht, so etwas zu provozieren, und wir glauben auch nicht, dass sich Unternehmen vor uns fürchten. Sie haben wohl eher andere Probleme wie eine fragwürdige Unternehmenskultur. Die Optik eines solchen Verhaltens ist jedenfalls ungünstig und läuft auf eine Geringschätzung der Konsumenten und der ihre Interessen vertretenden Institutionen hinaus.
Man kann uns zwar Antworten verweigern, aber man kann uns nicht davon abhalten, weiterhin Fragen zu stellen. Das ist jetzt keine Drohung, sondern einfach nur eine Tatsache.