Kinderarbeit beim Kakaoanbau, Regenwaldzerstörung für Palmöl, Hungerlöhne in der Modeindustrie: Die Herstellung unserer Produkte findet sehr oft unter ausbeuterischen Bedingungen statt – ohne Konsequenzen für die Unternehmen. Das soll sich ändern.
Die lila Kuh auf einer saftigen, grünen Wiese – wer kennt sie nicht, die Milka-Werbung, die uns eine heile Welt verspricht. Nicht umsonst ist Milka mit Abstand die beliebteste Schokoladenmarke in Österreich. Doch die Wahrheit sieht anders aus: Ein aktueller Greenpeace-Report ("Süße Versprechen, bittere Realität") zeigt die weltweite Zerstörung von Regenwäldern und Menschenrechtsverletzungen entlang der Lieferkette des Mutterkonzerns von Milka, dem US-Lebensmittelriesen Mondelēz International, auf.
Kinderarbeit, Palmöl und Brandherde
So stammen die Kakaobohnen in Milka-Produkten meist aus Ghana oder von der Elfenbeinküste. Laut aktuellen Schätzungen arbeiten in diesen Ländern noch immer 1,5 Millionen Kinder im Kakaoanbau. Auch Palmöl kommt in Milka-Produkten zum Einsatz, überwiegend aus Indonesien oder Malaysia. Allein 2019 wurden in Indonesien rund 10.000 Brandherde mit Palmöl-Zulieferbetrieben von Mondelēz in Verbindung gebracht.
Freiwillige Initiativen?
Mondelēz hat in den vergangenen 20 Jahren zahlreiche freiwillige Verpflichtungen zu Waldschutz und Sozialstandards unterzeichnet oder selbst veröffentlicht. So hat der Konzern mehrmals öffentlich versprochen, bis 2020 Kinderarbeit und Regenwaldzerstörung zu stoppen. Fast alle Versprechungen wurden verfehlt, die Ziele bis heute nicht erreicht.
"Die Herausforderungen, mit denen wir bei Kakao und anderswo konfrontiert sind, sind systemischer Natur und kein einzelner Akteur entlang der Wertschöpfungskette kann sie allein lösen“, sagt eine Mondelēz-Sprecherin. "Es bedarf der Zusammenarbeit mehrerer Interessengruppen." Das Unternehmen unterstützt eine verpflichtende Sorgfaltspflicht-Regulierung auf europäischer Ebene. "Wir unterstützen diese Art von Gesetzgebung auf horizontaler Basis, also eine Gesetzgebung, die alle Industriezweige in Europa gleichermaßen abdecken würde."
Verbindliche Gesetze gefordert
Das Nachhaltigkeitsprogramm Cocoa Life von Mondelēz International setzt sich laut Unternehmensangaben für die Bekämpfung von Kinderarbeit im Kakaosektor ein. Doch das reicht bei Weitem nicht aus, findet Lukas Meus von Greenpeace Österreich: "Nur ein Gesetz kann die Konzerne endlich verbindlich in die Verantwortung nehmen und dafür sorgen, dass keine Rohstoffe auf den europäischen Markt kommen, für deren Produktion Menschen ausgebeutet, Wälder zerstört und Tiere ihrer Heimat beraubt werden." Deshalb setzt sich Greenpeace für ein verbindliches Lieferkettengesetz wie auch für ein Waldschutzgesetz ein.
Lieferkettengesetz auf EU-Ebene
Eine Studie im Auftrag der EU-Kommission ergab, dass nur jedes dritte europäische Unternehmen seine Lieferketten im Hinblick auf Menschenrechte und Umweltauswirkungen prüft. Pläne für ein internationales Abkommen zur Einhaltung von Menschenrechten und Umweltschutz in den globalen Lieferketten gibt es bereits seit Jahren, doch die Mühlen mahlen langsam: Auf UN-Ebene wird seit sechs Jahren über ein verbindliches UN-Abkommen zu Wirtschaft und Menschenrechten verhandelt (UN Treaty).
In Brüssel will die Kommission im Juni einen Vorschlag für ein Lieferkettengesetz auf EU-Ebene vorlegen, der alle Unternehmen einbeziehen soll, egal welcher Größe, so EU-Kommissar Didier Reynders.