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Lebensversicherung als Geldanlage - Land in Sicht

Über Lebensversicherungen gab es lange nichts Positives zu berichten. Nun scheint der Markt zumindest bei fondsgebundenen Polizzen in Bewegung zu geraten.

„Der König ist tot, es lebe der König!“, lautet die alte Heroldsformel, die sich derzeit im Zusammenhang mit Lebensversicherungen aufdrängt. Aus Sicht der Sparer lagen Er-/ Ablebensversicherung, fondsgebundene Polizzen oder die prämienbegünstigte Zukunftsvorsorge (PZV) in den vergangenen Jahren in den letzten Zügen.

Zeitgemäße, kostenfreundlichere Produkte

Intransparente, unflexible Vertragsstrukturen, extrem schlanke Garantiezinsen, kaum oder überhaupt keine Gewinnbeteiligungen und dazu Sparanteile von nur 80 Prozent des investierten Kapitals, weil 20 Prozent für Gebühren und Provisionen draufgingen – das bewog immer mehr Anleger zum finalen Ausstieg. Nun überlegen sich Anbieter verstärkt zeitgemäße, transparentere und insbesondere kostenfreundlichere Produkte, wenn auch bislang vor allem im Bereich der fondsgebundenen Varianten.

Schwierige Zeiten für Zinsprodukte

Bei den klassischen Er- und Ablebensversicherungen wird die Zinsproblematik weiterhin für starken Gegenwind sorgen: Bleiben die Zinsen niedrig wie jetzt, sind kaum Erträge zu erwirtschaften. Steigen die Zinsen, werden die vor allem in Staats- und sichere Unternehmensanleihen investierten Zinspapiere in den Deckungsstöcken der Versicherer massiv an Wert verlieren, weil deren Kurse stark sinken werden. Auch das wird auf die Erträge für die Lebensversicherten drücken.

Wer derzeit und in naher Zukunft eine wenigstens inflationsausgleichende Rendite sucht, kommt um Aktien nicht herum. Damit geht ein gewisses Verlustrisiko einher. Aber während es bei den Zinsprodukten fix zu einem geldwerten Verlust kommt, bieten Aktienprodukte zumindest auch Chancen, und das Risiko lässt sich mittels Fonds streuen.

Überbordende Kosten, enttäuschte Anleger

Hier kommt die fondsgebundene Lebensversicherung ins Spiel. Auch diese ist in den vergangenen Jahren in Verruf geraten: Negative Wertentwicklungen durch suboptimale Veranlagungsstrategien und – eben auch hier – überbordende Kosten haben dazu geführt, dass viele Anleger wütend und enttäuscht mit Verlusten aus ihren Fondspolizzen ausgestiegen sind.

Mehr Ertrag durch Produktabstimmung

Faire Kostenverteilung

Manche Versicherer haben anscheinend ihre Lehren daraus gezogen und bei neuen Fonds-Lebensversicherungen von uns immer wieder geforderte Schritte gesetzt. Einer der wichtigsten war und ist die Verteilung der Abschlusskosten auf die gesamte Laufzeit, im Versicherungsjargon „ungezillmerter Tarif“ genannt (siehe „Gezillmert oder ungezillmert?“).

Wir haben uns mithilfe des Kostenvergleichsprogramms von Der Rechner angesehen, in welche Richtung es gehen kann. Annahmen für den Branchenvergleich waren eine Einzahlung von 100 Euro monatlich über 30 Jahre (insgesamt 36.000 Euro) und eine Marktrendite von 5 Prozent vor Abzug von Kosten und Steuern. Dabei zeigte sich – wenig überraschend –, wie viel es bringt, wenn Produktangebote in ihrer Zusammensetzung sinnvoll abgestimmt sind und ein wenig an der Kostenschraube gedreht wird.

In unseren Beispielberechnungen ergaben sich beim Vergleich neu aufgestellter, ungezillmerter Fonds-Lebensversicherungen um bis zu 20.000 Euro mehr Ertrag als bei den bislang bekannten, vorwiegend gezillmerten Tarifangeboten. Als besonders günstig für die von uns festgelegten Anlagevoraussetzungen erwiesen sich etwa

  • der „Bestandtarif“ der APK-Versicherung, wenn in kostengünstige institutionelle Fonds und Dachfonds investiert wird;
  • der CleVesto Fondssparplan FLV13F der Helvetia, wenn Anleger auf Exchange Traded Funds (ETF) setzen wollen; aufgrund der Kostensituation sowie der steuerlichen Behandlung von Fondspolizzen schneidet dieser Tarif besser ab als vergleichbare Online-Wertpapierdepots;
  • der 08/16 Konzept-Tarif 1545 der Nürnberger, mit dem man gut aufgehoben ist, wenn man in sogenannte Publikumsfonds (also allen Anlegern offenstehende Fonds) investieren möchte und eher höhere laufende Beträge (mehr als 100 € monatlich) oder sogar einen Einmalerlag plant;
  • die 3-Phasen-Pensionsvorsorge FL1S der Hypo-Versicherung, die ein dreistufiges Veranlagungskonzept mit abnehmendem Risiko vorsieht und sich an Anleger wendet, die sich „um nichts kümmern“ möchten.

 

Lebensversicherungen als Geldanlage: Mit einer Kombination der Produkte verschiedener Unternehmen kann man Kosten sparen. (Bild: VKI)

 

 

Berater nicht durch Technik ersetzbar

Die richtige Kombination macht‘s

Das Schwierige an Angeboten wie diesen ist, sie zu finden und in der richtigen Form, den eigenen Anlagevorstellungen entsprechend, zusammenzusetzen. Es hängt nämlich von mehreren Faktoren ab, welche äußere Struktur mit welcher Veranlagung optimal zusammenspielt und kostengünstig ist.

Bei dem einen Anbieter, wie oben bei der Helvetia, sind es die nicht aktiv gemanagten Exchange Traded Funds in Kombination mit einer laufenden Einzahlung; in einem anderen Fall ist ein bestimmter monatlicher Veranlagungsbetrag bei Publikumsfonds optimal, wie in unserem Rechenbeispiel von der Nürnberger.

Ganz falsch wäre, davon auszugehen, dass ein ähnliches Produkt des jeweiligen Anbieters in jedem Fall für einen passen wird. Denn kaum wird an nur einem Rädchen der Zusammensetzung gedreht, können die Kosten wieder ganz anders aussehen. So finden sich bei den dargestellten Anbietern (auf der vorherigen Seite) neben den günstigen auch teure Produkte. Nach wie vor geistern auch zahlreiche gezillmerte Tarife im Bauchladen der Versicherer umher – was Ihnen angeboten wird, hängt vom jeweiligen Berater oder auch von der Geschäftspolitik des Versicherers ab.

Der Profi greift zur Technik

Dazu kommt, dass im Eifer des Verkaufs gern einmal die gelebte Realität verdrängt wird und zum Beispiel bestimmte Veranlagungskosten zu niedrig und unverbindliche Gewinnbeteiligungen zu euphorisch angesetzt werden. Für einen Laien sind solche Tricksereien und Zahlenspiele kaum zu durchschauen.

Aber selbst für engagierte unabhängige Berater ist es schwierig, das für Risikoprofil und Anlageverhalten des Kunden optimale, kostengünstige Angebot zu finden. Unterstützung bei ihrer immer komplexeren Beratungstätigkeit finden professionelle Vermittler zunehmend bei unabhängigen Online- Tools, die in der Lage sind, alle Parameter eines Produktes zu berücksichtigen und daraus ein auf den Kunden zugeschnittenes, vollkommen transparentes Produktangebot zu errechnen.

Den guten Berater kann die Technik nicht ersetzen, denn er weiß die richtigen Fragen zu stellen, und auch die grundlegenden Entscheidungen (wie etwa Anlagedauer und leistbare Einzahlungshöhe) müssen vom Anleger selbst getroffen werden. Computergestützte Berechnungen können aber aufgrund der Angaben die optimale Kombination aus dem Versicherungsangebot herausfiltern – und sollten daher die Basis für jedes Beratungsgespräch sein.

Wer sich auf eigene Faust durch den Fondspolizzendschungel kämpfen will, kann dies voraussichtlich ab Herbst dieses Jahres tun. Ab da soll es auf Der Rechner eine abgespeckte, leicht verständliche Version für private Interessenten geben.

Gezillmert oder Ungezillmert

Bei sogenannten gezillmerten Tarifen (so benannt nach ihrem Erfinder August Zillmer, siehe Fondssparen und Fondspolizzen - Sparplan oder Lebensversicherung?) werden sämtliche Abschlusskosten, allen voran die Provision, sofort zu Beginn der Laufzeit fällig. Das bedeutet für den Anleger, dass er in den ersten fünf Jahren oder sogar länger zunächst die Abschlusskosten abzahlen muss, erst dann spart er Kapital an. Dadurch entgeht ihm ein großer Teil des Zinseszinseffekts.

Für die Vermittler sind gezillmerte Tarife lukrativ, weil sie gleich zu Beginn die volle Provision erhalten – ungeachtet dessen, wie lange der Vertrag im Endeffekt tatsächlich läuft und wie er sich entwickelt.

Bei ungezillmerten Tarifen werden die Kosten auf die gesamte Laufzeit verteilt. Allein dadurch steigt die Rendite um 10 bis 20 Prozent. Außerdem ermöglicht dies erst die von vielen Anlegern gewünschte Flexibilität hinsichtlich Laufzeit, Prämienzahlung oder Teilauszahlungen.

Achtung: Viele Tarife werden als ungezillmert bezeichnet, die Provision wird aber trotzdem zu Beginn verrechnet und als Kredit geführt – das bringt wieder hohe Kosten mit sich. Akzeptieren Sie nur ein transparent aufgeschlüsseltes Angebot und lassen Sie sich schriftlich bestätigen, dass die Abschlusskosten ungezillmert und ohne Kredit auf die gesamte Laufzeit verteilt werden.

Zusammenfassung

  • Wenig Ertrag bei Klassikern: Bei Er-/Ablebensversicherungen und Renten-versicherungen in der Ansparphase ist sowohl bei anhaltend niedrigen wie auch bei steigenden Zinsen weiterhin wenig Ertrag zu erwarten.
  • Neuer Wind bei Fondsgebundenen: Immer mehr Versicherer entwickeln ungezillmerte, kostenschlanke Produkte, die als Alternative zum direkten Investment in Aktien in Betracht kommen.
  • Beratung plus Spezialtools: Damit das jeweilige Angebot „funktioniert“, müssen mehrere Parameter zusammenspielen. Nur wirklich gute Berater können mithilfe spezialisierter Online-Vergleichsprogramme solche Produkte ausfindig machen und für den Anleger maßgeschneidert anbieten.

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