Was Konsumenten alles zugemutet wird. Diesmal im Lebensmittel-Check: Croissants für Kinder, die mit Alkohol konserviert werden. |
Tabaluga Croissants - Kipferl mit Alkohol
Tabaluga Croissant (Bild: VKI/K. Schreiner)
Alkohol enthalten
Das steht drauf: Tabaluga Croissants
Gekauft bei: fast überall erhältlich
Das ist drin
Eine bunte Verpackung mit einem herzigen grünen Drachen drauf. Drinnen stecken Croissants, die mit Vanille- oder Kakao-Creme gefüllt sind. Praktisch: Die Kipferl von Tabaluga halten erstaunlich lange, man kann sie daher gut auf Vorrat einkaufen und die Kinder lieben dieses Produkt. Weniger begeistert davon sind manche Eltern, wenn sie die Zutatenliste studieren. Dort taucht in der Aufzählung der Inhaltsstoffe nämlich Ethanol, also Alkohol auf. Und wer die Packung öffnet und ein Croissant verspeist, kann ihn auch riechen und schmecken. Was hat Alkohol in einem Lebensmittel verloren, das sich ausdrücklich an Kinder wendet? Viele Eltern, die dieses Produkt kaufen, haben zudem meist keine Ahnung, dass ihre Kinder mit dem Kipferl auch Alkohol konsumieren.
Geringe Alkoholmenge
Die Firma Maresi, die Tabaluga in Österreich vertreibt, will von dieser Problematik natürlich nichts wissen. Auf Anfrage wurden wir belehrt, dass das eingesetzte Ethanol nur zum Besten der Kleinen sei, weil es andere Konservierungsstoffe ersetzen würde. Außerdem wäre die eingesetzte Alkoholmenge so gering, dass man sie weder schmecken noch riechen und sich folglich auch nicht daran gewöhnen könne. Und dass in jedem selbstgemachten Germteig, in Toastbrot, aber auch in Fruchtsäften Alkohol steckt. Ja, und? Dass auch die Konkurrenz auf Ethanol setzt, macht die Sache nicht besser. Alkohol hat unseres Erachtens in Toastbrot genauso wenig verloren wie in Croissants für Knirpse. Schließlich ist längst erwiesen, dass Kinder, die häufig alkoholhaltige Lebensmittel zu sich nehmen, eine herabgesetzte Hemmschwelle beim Ausprobieren von „richtigem“ Alkohol haben. Also raus mit dem Zeug. Oder auf der Verpackung groß und deutlich darauf hinweisen.
Lesen Sie hier den Re-Check: Tabaluga Croissants: Jetzt ohne Alkohol 10/2014
Reaktionen
Was die Firma Maresi, die Tabaluga in Österreich vertreibt, dazu sagt, dass ausgerechnet ein Kinderlebensmittel Alkohol enthält.
„Die eingesetzten Vanille- und Kakao-Füllungen werden als Halbfabrikate beim produzierenden Bäcker weiterverarbeitet und zu Croissants gebacken. Im Halbfabrikat Fülle wird ein sehr geringer Anteil an Ethanol eingesetzt, um die Zugaben von Konservierungsmittel zu vermeiden (Ethanol ist Alkohol).
Der eingesetzte Ethanol ist mit Sicherheit sensorisch NICHT nachweisbar und kann demnach auch nicht zu „Gewöhnungseffekten“ führen. Da uns die Sicherheit der Kinder wichtig ist, haben wir auch analytisch in einem akkreditierten Labor den Alkoholgehalt feststellen lassen. Die Ergebnisse zeigen, dass sowohl in der Fülle als auch im Gesamtprodukt der Alkoholgehalt DEUTLICH UNTER der physiologisch wirksamen und für Kinder relevanten Grenze liegt!
Man muss sich vor Augen führen, dass alleine durch die biologische Tätigkeit der eingesetzten Hefe in jedem Hefeteig, also auch zuhause im Backofen, Alkohol durch Gärung entsteht und im fertigen Kuchen enthalten ist! Demnach ist in jedem Hefekuchen, auch Weiß- oder Toastbrot, ungefähr der gleiche Alkoholgehalt natürlicherweise enthalten, wie auch bei Tabaluga Croissants.
Selbst für alkoholfreie Erfrischungsgetränke wird im österreichischen Lebensmittelcodex eine Grenze von 0,5% Alkohol herangezogen, um diese Getränke noch als „alkoholfrei“ zu bezeichnen.
Wir bewegen uns mit den Tabaluga Croissants daher im analytisch zwar beweisbaren, aber natürlichen Bereich von Hefeteigen, die bekanntermaßen für Kinder kein Problem darstellen und für die es aus diesem Grund keinerlei Empfehlungen von anerkannten Ernährungsexperten gibt, diese zu meiden.
Aufgrund der Kennzeichnungsvorschriften (LMKV) sind wir dazu verpflichtet, alle Zutaten von Halbfabrikaten (zusammengesetzte Zutaten) anzugeben, auch wenn sie (physiologisch) nicht relevant sind.“
Maresi Austria GmbH
7.4.2011
Wir meinen: Dass auch andere Produzenten Alkohol einsetzen, ist kein Argument. Und Eltern sollten es einmal mit einem frischen Kipferl vom Bäcker probieren. Das schmeckt nicht nur gut, sondern kommt ziemlich sicher mit weniger Zusatzstoffen und vor allem ohne Alkohol als Konservierungsmittel aus. Einziger Nachteil: Das mitverkaufte Papiersackerl ist weniger fesch als die bunt bedruckte Tabaluga-Verpackung.
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