Was Konsumenten alles zugemutet wird. Diesmal im Lebensmittel-Check: ein Champignonschnitzerl von Inzersdorfer, das aus kleinen Fleischstücken zusammengesetzt und geformt ist. |
Was Konsumenten alles zugemutet wird. Diesmal im Lebensmittel-Check: ein Champignonschnitzerl von Inzersdorfer, das aus kleinen Fleischstücken zusammengesetzt und geformt ist. |
Inzersdorfer Champignonschnitzerl mit Champignonsauce und Gemüsereis (Bild: VKI/U. Romstorfer)
Inzersdorfer Champignonschnitzerl mit Champignonsauce und Gemüsereis: Zusammensetzung des Produktes auf der Rückseite; (Bild: VKI/U. Romstorfer)
Inzersdorfer Champignonschnitzerl mit Champignonsauce und Gemüsereis: Auf der Rückseite der Hinweis "aus heimischem Schweinefleisch geformt". (Bild: VKI/U. Romstorfer)
Das steht drauf: Inzersdorfer Champignonschnitzerl mit Champignonsauce und Gemüsereis
Gekauft bei: in vielen Geschäften erhältlich
„Champignonschnitzerl mit Champignonsauce und Gemüsereis“ heißt es auf der Packung des Fertiggerichts von Inzersdorfer. Und: „feine Klassiker“. Darunter ist ein Teller mit zwei Scheiben Fleisch, Champignonsauce und Gemüsereis abgebildet. Sieht recht appetitlich aus.
Will man dieses klassische Gericht selber kochen, braucht man Zeit. Bis alle Zutaten nach Hause getragen, Gemüse und Champignons geputzt und geschnipselt sind, der Reis gegart ist, Schnitzel und Sauce zubereitet sind, dauert es eben.
Das Fertiggericht kann dagegen im Nu serviert werden. Einfach die Schale mit dem Gericht aus dem Karton nehmen, die Deckfolie einstechen, Schale in die Mikrowelle stellen, drei Minuten erhitzen – fertig.
Liest man allerdings auch das Kleingedruckte auf der Packungsrückseite, kann man schon gewaltig ins Staunen geraten. Denn in der Sachbezeichnung scheint das vermeintliche Schnitzel als „Champignonschnitzerl aus heimischem Schweinefleisch geformt“ auf. Und in der Zutatenliste ist von Schnitzerl gar keine Rede mehr. Hier ist nur eine Schweinefleischzubereitung angeführt, die als „Schweinefleisch aus kleinen Stücken zusammengesetzt“ sowie etlichen weiteren Zutaten und Zusatzstoffen deklariert ist. Im Klartext: Dieses Gericht besteht aus Formfleisch.
Zur Erzeugung von Formfleisch werden walnussgroße Fleischstücke mit Kochsalz vermengt, eventuell gewürzt und anschließend mechanisch bearbeitet. Unter Druck entsteht aus dieser Mischung schließlich Formfleisch, das mit einem geschnittenen Schnitzel rein gar nichts zu tun hat. Umso ärgerlicher, dass auf der Verpackung von einem „Klassiker“ die Rede ist.
Maresi, zu dessen Marken auch Inzersdorfer gehört, kündigte auf unsere Anfrage an, den Sortennamen des Produkts von „feine Klassiker“ auf „schnelle Küche“ zu ändern. Das ist zwar ein Schritt in die richtige Richtung, aber bei Weitem nicht genug. Denn durch diese Umbenennung alleine werden Konsumenten nicht wirklich schlauer. Es sollte nicht erst im Kleingedruckten, sondern bereits auf der Packungsvorderseite deutlich darauf hingewiesen werden, dass dieses Gericht aus Formfleisch besteht.
Nach der neuen Lebensmittelinformationsverordnung (LMIV), die mit 13. Dezember 2014 in Kraft getreten ist, muss bei Lebensmittelimitaten deutlich angegeben sein, welcher Bestandteil teilweise oder vollständig ersetzt wurde. Diese Angabe hat in unmittelbarer Nähe der Produktbezeichnung und in nahezu gleicher Schriftgröße (mindestens 75 %) zu stehen. Formfleisch sowie aus Stücken zusammengefügte Fischprodukte müssen den Hinweis „aus Fleischstücken zusammengefügt" bzw. „aus Fischstücken zusammengefügt" tragen.
Lesen Sie auch:
Was Maresi dazu sagt, dass das Inzersdorfer Champignonschnitzerl nur klein und versteckt als Formfleisch deklariert ist.
„Als traditionelle österreichische Marke ist Inzersdorfer stets bestrebt, nicht nur den Geschmack der Österreicherinnen und Österreicher zu treffen, sondern selbstverständlich auch alle lebensmittelrechtlichen Bestimmungen einzuhalten. Dadurch wird gewährleistet, dass der Konsument vollständig über das Produkt informiert wird.
Die Verwendung von „Formfleisch“ ist nach dem österreichischen Lebensmittelcodex definiert, geregelt und eine marktübliche, von namhaften Produzenten angewandte Technologie. Um auf die in der Vergangenheit technologiebedingten, zahlreichen Reklamationen über die unterschiedlich großen (gewachsenen) Fleischstücke zu reagieren, haben wir u.a. beim „Champignonschnitzerl“ auf geformtes Fleisch umgestellt. Dabei wird gewachsenes Fleisch zerkleinert und zu einem einheitlichen Stück zusammengefügt, wodurch es weicher wird und keinerlei Abweichungen von Menge und Form möglich sind. Konsumentenbeschwerden in Bezug auf die Fleischqualität haben sich durch diese Umstellung quasi auf Null reduziert.
Selbstverständlich wurde auch die Produktverpackung an das Produkt angepasst und entspricht allen lebensmittelrechtlichen Kennzeichnungsvorschriften. Um die Verpackung zukünftig noch verständlicher zu gestalten und jegliche Irreführung zu vermeiden, werden wir den Sortennamen von „Feine Klassiker“ auf „Schnelle Küche“ umbenennen. Wir möchten damit einen zusätzlichen Beitrag für noch mehr Transparenz leisten.“
Maresi Austria GmbH
12. 11. 2014
Wir meinen: Wie wäre es mit einem weiteren Beitrag zu mehr Transparenz? Einfach einen deutlichen Hinweis auf Formfleisch auf die Packungsvorderseite drucken und die Kunden wissen auf Anhieb, was sie kaufen.
Der groß am Regalschild angegebene Preis entspricht nicht dem tatsächlichen Preis der Fleischtassen. Die winzig gedruckte Angabe eines exemplarischen Gewichts ist nicht sofort als Beispiel erkennbar.
"AIA Hendl-Innenfilet" aus italienischem Großmastbetrieb, der vor einiger Zeit durch Missstände aufgefallen war, wurde nun im Prospekt als österreichisches Hühnerfleisch ausgewiesen – Spar entschuldigt sich für den Druckfehler.
Wie weit ist das Schweinefleisch der "Cucina Nobile Mortadella" von Hofer gereist? Die freiwillige Kennzeichnung "Check your Product" auf der Verpackung bringt mehr Verwirrung als Transparenz.
Verwechslungsgefahr: Konsument:innen könnten den „Döner-Kebab Grilled Chicken“ von Green Kebab aufgrund der Aufmachung für eine vegetarische oder vegane Alternative halten.
Die Bewerbung der „Snack Stixx Classic Dauerwurststicks“ irritiert: Ein Snackwürstchen gibt sich als „Vitamin C-Quelle“ aus, dabei ist Ascorbinsäure bei Wurstwaren üblich. Werbeschmäh oder ist das Würstchen gesünder als andere?
Das ist eine versteckte Preiserhöhung! Jetzt sind nur noch 11 Stück im ehemaligen 12er Family Pack Knabber Nossi Classic XXL enthalten! Ärgerlich, denn der Preis ist gleich geblieben.
Durch Klick auf „Akzeptieren“ willigen Sie ausdrücklich in die Datenübertragung in die USA ein. Achtung: Die USA bieten kein mit der EU vergleichbares angemessenes Schutzniveau für Ihre Daten. Aufgrund von US-Überwachungsgesetzen wie FISA 702 ist Youtube (Google Inc) dazu verpflichtet Ihre personenbezogenen Daten an US-Behörden weiterzugeben. Es liegt kein Angemessenheitsbeschluss der Europäischen Kommission für die Übertragung von Daten in die USA vor. Youtube (Google Inc) kann weiters keine geeigneten Garantien zur Einhaltung eines mit der EU vergleichbaren angemessenen Schutzniveaus bieten. Weiters verfügen Sie in den USA nicht über wirksame und durchsetzbare Rechte sowie wirksame verwaltungsrechtliche und gerichtliche Rechtsbehelfe, die dem innerhalb der EU gewährleisteten Schutzniveau der Sache nach gleichwertig sind.
Bild: