Wissenschaftliche Belege fehlen. Behauptungen, dass die Einnahme von kolloidalem Silber Krebs vorbeugen oder heilen kann, sind frei erfunden. Es war keine einzige Studie auffindbar, in der dies jemals untersucht worden ist.
Kolloidales Silber
Kann die Einnahme von kolloidalem Silber Krebs vorbeugen oder heilen?
Als Wundermittel angepriesen
Für die meisten Krebserkrankungen gibt es inzwischen zwar Behandlungsmöglichkeiten, oft genug bringen diese aber keine Heilung. Die Therapien sind zudem teilweise mit sehr belastenden Nebenwirkungen verbunden. Viele Betroffene suchen deshalb abseits der wissenschaftlichen Medizin nach Hilfe. Im Internet werden etliche Wundermittel empfohlen, die angeblich helfen sollen.
Eines davon ist kolloidales Silber. Es handelt sich dabei um winzige Silberpartikel, die in Wasser gelöst getrunken werden. Kolloidales Silber wird häufig als „natürliches“ Mittel gegen Infektionskrankheiten, darunter auch Covid-19, angepriesen - eine leere Behauptung, wie unser Kooperationspartner medizin-transparent.at bereits in einer früheren Recherche zeigen konnte.
Wirksamkeit gegen Krebs nicht belegt
Aktuell hat sich das Wissenschaftsteam angesehen, ob es Belege dafür gibt, dass kolloidales Silber gegen Krebs wirksam ist. Eine umfangreiche Suche in Forschungsdatenbanken förderte jedoch keine einzige Studie zutage, in der dies untersucht worden wäre.
Es existieren lediglich einige Experimente mit Krebszellen im Labor. Diese lassen sich jedoch nicht auf den Menschen übertragen. So ist vollkommen unklar, ob geschlucktes Silber in ausreichend hoher Konzentration zu den Krebszellen gelangt und dort genauso wirkt wie im Reagenzglas.
Unbekannt ist auch, ob es dann nicht auch für gesunde Körperzellen genauso schädlich sein könnte wie für Krebszellen. Die Behauptung, kolloidales Silber könne Menschen mit Krebs helfen oder vor Krebserkrankungen schützen, ist also aus der Luft gegriffen. Im schlimmsten Fall kann sie Betroffene dazu verleiten, zugunsten solcher Mittel auf andere, gut erforschte Behandlungen zu verzichten.
Weitere falsche Behauptungen
Zu Silber kursieren auch andere falsche Behauptungen, etwa die, dass der Körper Silber benötige. Silber spielt im menschlichen Stoffwechsel jedoch keine Rolle. In Wasser gelöstes oder als Nahrungsergänzungsmittel geschlucktes Silber wird teilweise wieder ausgeschieden. Der Rest lagert sich etwa im Darm, den Nieren oder im Gehirn ab. In hohen Dosen kann es dort Schäden anrichten. Silberablagerungen in der Haut können außerdem zu einer dauerhaften blau-gräulichen Verfärbung, einer sogenannten Argyrie führen.
Wegen möglicher schwerer Nebenwirkungen rät etwa die Gesundheitsbehörde in den USA (FDA) von der Einnahme von kolloidalem Silber ab. Silber hemmt das Wachstum von Bakterien, Pilzen und Viren und kommt in der Medizin etwa in Wundauflagen zum Einsatz.
Kooperation mit medizin-transparent.at
Stimmt das, was die berichten?
Beinahe täglich berichten Medien von Behandlungsmethoden, diagnostischen Tests und Studien. Wie aber steht es mit den Fakten hinter diesen Meldungen? Können wir glauben, was wir lesen? In unserer Rubrik "Fakten-Check Medizin" finden Sie Informationen, ob es für Medienberichte zu medizinischen Themen echte wissenschaftliche Beweise gibt.
"Faktencheck Medizin" ist eine Kooperation von KONSUMENT mit Cochrane-Österreich. Medizin Transparent ist werbefrei, unabhängig und wird durch die Bundesgesundheitsagentur gefördert.
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