"Hinter den Vorhang" schicken wir Unternehmen, die nicht sehr entgegenkommend waren oder nur wenig Kulanz zeigten. - In diesem Fall geht es um ein Backrohr mit Selbstreinigungsfunktion, dessen Scheibe nach der zweiten Anwendung einen Sprung erhalten hatte.
Ein Backrohr mit intergrierter Selbstreinigungsfunktion ist eine feine Sache. Familie Zehetner war mit ihrem Siemens-Einbaubackofen auch sehr zufrieden, bis beim zweiten Durchlauf des Selbstreinigungsprogramms ein ausgedehnter Sprung an der Innenscheibe des Sichtfensters entstand. Als treuer KONSUMENT-Leser wusste Herr Zehetner, was nun zu tun war.
Herstellergarantie statt Gewährleistung
Da der Schaden noch innerhalb der gesetzlich geregelten zweijährigen Gewährleistungsfrist aufgetreten war, wandte er sich an den Händler, den Onlineshop PSI24.com, betrieben von der im deutschen Friedrichshafen ansässigen MP-Vertriebs GmbH. Doch die Antwort fiel anders aus als erwartet, denn PSI24.com verwies lapidar auf die Herstellergarantie. Herr Zehetner kontaktierte daraufhin das Europäische Verbraucherzentrum (EVZ) Österreich, unsere Beratungsstelle für grenzüberschreitende Verbrauchergeschäfte.
Garantiebedingungen und Garantieverlängerung mit Haken
Bei näherer Betrachtung erwies sich der scheinbar klare Fall als recht komplex.
- Problem Nummer 1: Die Garantiebedingungen von Siemens schließen Glasbruch dezidiert aus – unerfreulich für den Betroffenen, aber ausschließlich im Ermessen des Unternehmens liegend.
- Problem Nummer 2: Herr Zehetner hatte im Zuge des Kaufes eine fünf Jahre gültige Garantieverlängerung erworben. PSI24.com verwies auf Anfrage an das kooperierende Versicherungsunternehmen SPB Garant, doch dort fand man keine Unterlagen. PSI24.com hatte nämlich die Prämie für die Garantieverlängerung von Herrn Zehetner eingehoben, doch die Unterlagen niemals an SPB Garant weitergeleitet. Somit bestand für ihn – ohne eigenes Verschulden – auch hier kein Garantieanspruch.
Trotzdem war PSI24.com zu keinem Entgegenkommen bereit.
Und dann schlug das Schicksal zu. Herr Zehetner verstarb unterwartet und seine Frau blieb mit dieser nervenaufreibenden Angelegenheit zurück.
Siemens tauschte Scheibe schließlich aus
Angesichts der Situation unternahm das EVZ einen weiteren Anlauf und kontaktierte Siemens direkt, mit der Bitte um eine Kulanzlösung. Erfreulicherweise hatte man dort ein Einsehen und tauschte die gesprungene Scheibe aus. Ein kleiner Trost, aber doch eine große Erleichterung für Frau Zehetner.
Die Namen betroffener Konsumenten wurden von der Redaktion geändert.
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