Ein lang gehegter Wunschtraum wird wahr: selbstreinigendes Glas. So euphorisch preist der britische Glasproduzent Pilkington seine neueste Entwicklung an. Pilkington Active Glas soll dank einer speziellen Beschichtung auf der Außenseite Schmutz ohne menschliches Zutun entfernen. Die „Selbstreinigung“ erfolgt laut Hersteller in zwei Stufen: Die spezielle Beschichtung reagiert unter dem Einfluss der UV-Strahlen des Sonnenlichtes und zersetzt auf diese Weise organische Verschmutzungen. Die zweite Stufe erfolgt bei Regen. Auftreffendes Wasser bildet auf dem hydrophilen (also Wasser anziehenden) Glas nicht die üblichen Tropfen, sondern es verteilt sich in einem gleichmäßigen Film auf der Scheibe, beim Abrinnen wird der gelöste Schmutz mitgenommen.
Pilkington Activ Glas - Saubere Fenster
Klingt einleuchtend, doch die Frage ist, ob dieser Effekt auch mit freiem Auge sichtbar ist. Dazu unternahmen wir einen Vergleichstest auf dem Dach des VKI-Gebäudes an der Wienzeile. Der besonders starke Pollenflug des heurigen Frühjahrs erschwerte die Testbedingungen. Ergebnis: Unterschiede waren wirklich sichtbar, wenngleich auch nicht immer im selben Maß. Am deutlichsten war es nach einem Regen – ein Großteil des Schmutzes wurde abgeschwemmt, während auf Normalglas Schmutz und eingetrocknete Wassertropfen sichtbar blieben. Ungünstig ist leichter Regen, wenn zu wenig Wasser auf die Scheibe auftrifft, um sich zu einem Film verbinden zu können.
Sinnvoll ist der Einsatz des selbstreinigenden Glases auf Schrägflächen, also für Dachfenster oder Wintergärten, die häufig schlecht zugänglich und damit kaum zu reinigen sind. Auf senkrechten Flächen ist das Ergebnis weniger deutlich, vor allem dort, wo wenig Regenwasser zur Scheibe gelangen kann. Man kann allerdings nachhelfen, dazu genügt laut Firmenangaben einfaches Abspritzen mit Wasser. Auch wenn man die Scheibe mit einem weichen Lappen reinigt, fällt ein Unterschied auf: Der Schmutz lässt sich leichter und gründlicher entfernen als von Normalglas.
Alle großen Fensterproduzenten haben das Active-Glas im Angebot. Mehrpreis: rund 10 Prozent vom Wert des Fensters.