Seit einigen Jahren kommen immer mehr Orientteppiche mit klassischen Motiven und traditioneller Farbgebung in den Handel, die aber aus Indien oder China stammen und einen sehr niedrigen Preis haben. Kein Wunder, sind doch in Indien und China die Lohnkosten noch niedriger als im Iran oder in der Türkei. Ein Teppich aus China mit knapp einer Million Knoten kostet bei uns zwischen 8000 und 12.000 Schilling pro Quadratmeter. Aber es wurden auch schon chinesische und indische Seidenteppiche zu hohen Preisen verkauft, bei denen sich herausstellte, daß sie aus Kunstseide waren. Wichtig ist, daß der Händler den Käufer über die Herkunft und Beschaffenheit korrekt informiert und die günstigeren Einkaufspreise weitergibt (siehe Tabelle). Noch ein Nachteil: Experten warnen vor der eher schlechten Woll- und Baumwollqualität der „Inder“.
Orientteppiche - billige Inder - Exotische Konkurrenz
Neben den Perserteppichen drängen immer mehr billige „Inder“ und „Chinesen“ auf den Markt. Worauf Sie bei Kauf und Import achten müssen.
Kein Händler kann etwas herschenken
Leider nur in Deutschland: |
Superrabatte von 50, 60, 80... Prozent sind fast immer unseriös,
gleich, mit welchem Argument das begründet wird (Geschäftsauflösung,
Konkurs...). Kein Händler kann unter die üblichen Preise gehen oder gar etwas
verschenken. Helmut Reinisch, steirischer Ombudsmann für den Handel mit
Orientteppichen: „Sollte ein Händler wirklich Superpreise anbieten, dann würden
ihm die anderen Teppichhändler blitzartig das Geschäft leer kaufen und sich die
teuren Reisen zu den Herstellern sparen.“ Wenn Sie einen (oder zwei, drei...)
Teppich(e) gefunden haben, dann lassen Sie sich bei Kaufinteresse die Stücke vom
Händler auf Lieferschein zuerst in die Wohnung bringen. Prüfen Sie, wie die
Stücke passen, und ob Sie Ihnen zu Hause noch immer gefallen. Ein seriöser
Händler wird Ihnen von sich aus dieses Angebot machen und die Ware ohne
Anzahlung zustellen. Zuerst zahlen und dann die Stücke zu Hause zu begutachten,
ist nicht zu empfehlen, auch dann nicht, wenn Ihnen eine Rücknahmegarantie oder
ähnliches versprochen wird.
Teppichkauf im Ausland kann interessant sein,
aber lassen Sie sich nur dann darauf ein, wenn Sie sich gut auskennen. Sonst ist
Vorsicht angebracht, vor allem, so Reinisch, an der türkischen Südküste. Wenn
der gekaufte Teppich mit der Post geschickt wird, können Sie nur hoffen, daß Sie
auch tatsächlich den gewählten und bezahlten bekommen und nicht ein Stück
minderer Qualität. Beim Import nach Österreich müssen Sie 20 Prozent
Einfuhrumsatzsteuer und Zoll berappen.
Bei einem Zertifikat sollten Sie auf
einer genauen Beschreibung bestehen: Herkunft, Alter, Material, Wert –
„handgeknüpfter Orientteppich“ ist zu wenig.
Der häufigste Fehler bei neuen
Teppichen ist das Ausbluten der Farben. Ein Tip: Wenn der Flor an der Oberfläche
und in der Tiefe verschieden intensiv gefärbt ist, dann sollten Sie die Finger
von dem Teppich lassen. Wenn Sie Mängel innerhalb von sechs Monaten bei einem
neuen Manufakturteppich entdecken, dann sollten Sie reklamieren (Umtausch oder
Preisminderung). Mangelhaft ist ein neuer Teppich auch dann, wenn er sich nach
dem Kauf stark wellt und/oder verzogen ist.
Sonnenlicht und Stöckelschuh schaden
Das Beste für einen Teppich ist, daß Sie ihn benützen und einmal
pro Monat schonend saugen. Zwei bis dreimal im Jahr können Sie den Teppich auch
wenden und die Rückseite absaugen. Verwenden Sie keinen Klopfsauger und
verzichten Sie auf das Ausklopfen auf der Stange, all das kann die Knoten
lockern und den Teppich wellig machen. Das Ausklopfen am Boden ist kein Problem.
Hunde- und Katzenurin fördern die Brüchigkeit des Grundgewebes und hinterlassen
irreparable Flecken. Auch Feuchtigkeit zerstört den Teppich (Blumentöpfe!).
Ausgeschüttete Flüssigkeiten sollten Sie sofort wegwischen. Alle zehn Jahre
sollten Sie Ihr gutes Stück im Fachgeschäft reinigen und reparieren lassen.
Kleine Teppiche können Sie selbst säubern, aber nie mit chloriertem Wasser!
Besser sind eine geringe Menge Feinwaschmittel und ein kleiner Schuß Essig. Mit
einem damit angefeuchteten Tuch können Sie dann den Teppich in Florrichtung
sanft reiben.
Pralles Sonnenlicht schadet dem Teppich, ebenso schabende
Türen, schwere Möbel und Stöckelschuhe. Abgetretene Teppiche können noch lange
Jahre die Wände zieren. Motten lieben Wolle und haben es gern dunkel und
ungestört – verwenden Sie Mottenstreifen!
Teppichfibel und Standesregeln
Das Bundesgremium des Einrichtungsfachhandels in der Wirtschaftskammer hat eine neue Teppichfibel veröffentlicht. Sie beschreibt Herkunft, Qualitätskriterien, Pflege und andere wichtige Details von Orientteppichen. In dieser Teppichfibel befindet sich auch eine Informationsliste über Richtwerte für die häufigsten Teppicharten bei handgeknüpften Orientteppichen (aus der wir – siehe Kasten – zitieren). Diese Richtwerte geben Knotendichte, Region und die entsprechende Preisspanne an, in denen sich die angebotenen Qualitäten seriöserweise bewegen. Außerdem hat das Bundesgremium im Einvernehmen mit der Wirtschaftskammer Österreich Standesregeln beschlossen, die Leitlinien für den seriösen Teppichhändler formulieren. Auch sie sind in der Teppichfibel abgedruckt. Erhältlich ist sie im guten Teppichfachhandel.
Im vorigen Heft berichteten wir über Preisverfall, Alter, Qualitätskriterien, Wolle und Knotendichte, Farben und Flor von Orientteppichen. |
Die wichtigsten Qualitätsmerkmale bei Manufakturteppichen |
Das zentrale Motiv (Medaillon) befindet sich in der
Mitte (stimmt meist nur bei sehr teuren Teppichen genau). Bei Manufakturteppichen sollten alle Elemente
(Medaillon, Bordüre...) symmetrisch sein, Baum- und Jagdteppiche
ausgenommen. Bei einem Manufakturteppich sind die Farben bei sich
wiederholenden Motiven gleich. Länge und Breite sind regelmäßig, Einziehungen in der
Mitte von zwei bis drei Prozent aber tolerierbar. Der Teppich ist gleichmäßig dicht geknüpft. An der
Rückseite erkennen Sie die Regelmäßigkeit der Knoten. Der Teppich färbt nicht ab (Probe mit einem feuchten
Tuch). Die Farben sind klar und nicht verwaschen (kein Ausbluten). Der Teppich liegt glatt und ist nicht gewellt. |
Richtpreise für Orientteppiche | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Die Wirtschaftskammer hat im Herbst 1998 die Einzelverkaufspreise für handgeknüpfte Orientteppiche von gerichtlich beeideten Sachverständigen erheben lassen. Hier ein Auszug aus der umfassenden Liste. Diese Preise dienen zur Orientierung und können aufgrund unterschiedlicher Qualität um etwa 20 Prozent nach oben oder unten differieren (alle Preise inklusive Mehrwertsteuer). | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Quelle: „Richtwerte für handgeknüpfte Orientteppiche auf Basis marktüblicher Einzelhandelsverkaufspreise“; hrg. von der Wirtschaftskammer Österreich – Bundesgremium des Handels mit Möbeln, Waren der Raumausstattung und Tapeten; 1999. |
Ombudsleute beraten |
Wenn Sie beim Teppichkauf unabhängige Beratung suchen oder wenn Sie mit einem Teppichhändler ein Problem haben, dann können Sie sich an die Ombudsleute des Teppichhandels wenden. Wien: Mag. Farhang Sayahpour, Tel.: 403 66 22 Niederösterreich: Gerhard Schaffhauser, Tel.: 0 22 36/281 11 Burgenland: Dipl.-Ing. Esfrandiar Aschdjai, Tel.: 0 33 52/327 47 Steiermark: Helmut Reinisch, Tel.: 0 31 6/82 11 11 Kärnten: Dr. Maximilian Grothaus, Tel.: 0 46 3/51 60 28 Oberösterreich: Fazelneya Masud, Tel.: 0 72 52/525 66 Salzburg: Helmut Weixler, Tel.: 0 66 2/88 76 23 Tirol: Peter Mair, Tel.: 0 51 2/57 43 90 Vorarlberg: Toni Moosbrugger, Tel.: 0 55 72/37 70 |