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Hausapotheke - Was hineingehört

Gut, wenn man sich bei kleineren Wehwehchen und Verletzungen zu Hause selbst versorgen kann. Doch was gehört in eine wohlsortierte Hausapotheke? Wir haben uns in verschiedenen Apotheken beraten lassen.

Bei Kopfschmerzen, einer Verkühlung oder kleineren Verletzungen sparen wir uns in der Regel den Weg in die Ordination und verarzten uns selber. Voraussetzung dafür ist eine wohlsortierte Hausapotheke.

Doch wer hat "im Ernstfall" nicht schon vergeblich nach Verbandmaterial gesucht oder festgestellt, dass der Schnupfenspray das Verfallsdatum längst überschritten hat. Man nimmt sich vor, den Apothekenschrank wieder auf den aktuellen Stand zu bringen. Doch was gehört dort überhaupt hinein und bei welchen ­Mitteln und Medizinprodukten macht es Sinn, diese auf Vorrat anzuschaffen?

Auf das Verfallsdatum achten

Eine Hausapotheke dient vor allem dazu, ­unangenehme Beschwerden rasch zu lindern und kleinere Verletzungen richtig zu ver­sorgen. In eine gut bestückte Hausapotheke gehören also neben Pflastern, Mullbinden und Wundauflagen auch bestimmte Medikamente. Arzneimittel haben ein Ablaufdatum. Deshalb ist es nicht ratsam, Mittel, die man eher selten benötigt, auf Vorrat einzukaufen.

Flüssigpräparate halten weniger lang

Vorrätig sein sollten vor allem geeignete ­Präparate gegen Erkrankungen, die immer wieder auftreten und die den Weg in die ­Apotheke zur Tortur machen können, etwa Fieber oder Kopfschmerzen. Beim Einkauf sollte man das Verfallsdatum im Auge behalten ­beziehungsweise nach Medikamenten mit möglichst langer Haltbarkeit verlangen. Grundsätzlich gilt: Flüssigpräparate halten weniger lange als Tabletten oder Kapseln.

Einmal geöffnet sind flüssige Arzneimittel nur relativ kurz haltbar. Die Aufbrauchfrist nach dem Anbrechen ist leider häufig nicht angegeben. Ein Versäumnis der Pharmaindustrie, auf das wir bereits in der Vergangenheit ­hingewiesen haben (Medikamente und Nahrungs-Ergänzungsmittel - Haltbar bis ...?) Welche Medikamente sollte man also (abgesehen von Mitteln, die man aufgrund akuter Erkrankungen vom Arzt verschrieben bekommen hat) im Haus haben?

Grundausstattung

Grundausstattung

Wir haben auf Basis der Empfehlungen von Rotem Kreuz, Apothekerkammer und ­anderen Organisationen eine Grund­aus­stattung zusammengestellt, die in keiner Haus­apotheke fehlen sollte.

Schmerzstillende und fiebersenkende Mittel: Geeignet sind Präparate die ent­weder Ibuprofen, Paracetamol oder Acetylsalicylsäure (ASS) enthalten (Rezeptfreie Schmerzmittel - Risiko Überdosis). Kombinationen dieser Wirkstoffe in einem Mittel erachten wir nicht als sinnvoll. Jeder einzelne Wirkstoff wirkt für sich schmerzstillend und fiebersenkend. Kombinationspräparate wirken nicht besser als Monopräparate, erhöhen ­jedoch das Risiko für unerwünschte Wir­kungen.

Zusätze von Vitamin C oder Koffein machen keinen Sinn. Eine therapeutische Wirksamkeit dieser Additive ist nicht nachgewiesen. Die genannten Mono­präparate können auch zur symptoma­tischen Behandlung von Erkältungskrankheiten eingesetzt werden. Bei Schmerzmitteln ist streng auf die Dosierung zu achten. Präparate mit ASS dürfen von Kindern unter 12 Jahren nicht eingenommen werden.

Schnupfenmittel: In der Apotheke erhältliche Schnupfensprays oder -tropfen mit abschwellender Wirkung sind bei Schnupfen meist geeignet (gängige Wirkstoffe sind ­Xylometazolin- und Oxymetazolinhydrochlorid). Wir empfehlen dabei allerdings, eher auf Mittel ohne Konservierungsstoffe zurückzugreifen. Die häufig eingesetzte konservierende Substanz Benzalkoniumchlorid behindert die Bewegung der Flimmerhärchen in der Nasenschleimhaut und beeinträchtigt damit die Selbstreinigungskraft der Nase.

Bei der Anwendung von schleimhautabschwellenden Mitteln sollte man unbedingt die Dosierungsanleitung beachten. Werden diese Präparate zu häufig oder zu lange ­angewendet, kommt es zu Gewöhnungs­effekten. Die Nase schwillt dann nach dem Absetzen sofort wieder zu. Besonders schonend sind in der Apotheke erhältliche Salz­lösungen. Diese befeuchten und reinigen die Nase, eine abschwellende Wirkung ist bislang allerdings nicht nachgewiesen.

Hustenmittel: Bei starkem und trockenem Reizhusten sind Mittel mit dem Wirkstoff Dextromethorphan geeignet. Diese unterdrücken den Hustenreiz und sind vor allem sinnvoll, wenn der Husten den Schlaf stört. Hustenreizstillende Präparate sollten jedoch nur angewendet werden, solange noch kein Schleim abgehustet wird.

Andernfalls sammelt sich der Schleim durch die Unterdrückung des Hustenreizes in den Bronchien an, behindert die Atmung und bietet Bakterien einen Nährboden. Sekretlösende Husten­säfte auf pflanzlicher Basis (Eibisch, Isländisch Moos, Efeu, Thymian) sowie mit den Wirkstoffen Acetylcystein und Ambroxol sind nur mit Einschränkung geeignet. Ihr ­therapeutischer Nutzen ist durch Studien nicht eindeutig belegt.

Mittel gegen Durchfall: Medikamente sollten erst dann eingenommen werden, wenn der Durchfall länger anhält beziehungsweise der Körper viel Wasser verliert. Geeignet sind Arzneimittel mit dem Wirkstoff Loperamid. Vor allem bei Kindern und älteren Personen ist darauf zu achten, dass verlorene Flüssigkeit und Elektrolyte wieder ersetzt werden. Eine Elektrolyt­lösung kann man leicht selber herstellen (Mittel bei Durchfall - Wenn´s pressiert ...).

Wunddesinfektion: Zur Wundversorgung gehören nicht nur Pflaster oder Verbände. Vor der Abdeckung sollten Wunden unbedingt gereinigt und vor allem desinfiziert ­werden. Geeignete Sprays oder Lösungen sind daher fixer Bestandteil einer Hausapotheke. Auch zur Versorgung von Brandwunden (bis Verbrennungen zweiten Grades) eignen sich desinfizierende Sprays und Cremen.

Wund- und Heilsalben: Zur Pflege und zur unterstützenden Behandlung von oberflächlichen Schürfwunden und wunder Haut eignen sich Cremen mit hautpflegenden Substanzen und solche, die die Wunde abdecken und vor Austrocknung schützen.

Verbandmaterial: Verbandmaterial sollte grundsätzlich in jedem Haushalt vorhanden sein. Eine Autoapotheke nach ÖNORM oder DIN ist dazu völlig ausreichend.

Fieberthermometer und Splitterpinzette: Auch ein Fieberthermometer gehört in jede Hausapotheke. Eine Splitterpinzette benötigt man, um auch sehr feine Splitter aus der Haut entfernen zu können. Wer sich viel im Grünen aufhält, sollte sich zudem ­eine Zeckenpinzette anschaffen.

Zusatzausstattung

Zusatzausstattung

Je nach Bedarf kann diese Basisausstattung durch weitere Arzneimittel ergänzt werden.

Mittel gegen Allergien: Wenn Allergiker im Haushalt leben, sollten entsprechende Präparate vorhanden sein. Ohnehin obligatorisch ist ein Notfallset, etwa bei Insektengiftallergie.

Sodbrennen: Nach einem fetten Essen können kurzfristig wirksame Antazida (aluminium- und/oder magnesiumhaltige Verbindungen) bei Sodbrennen oder Reiz­magen nützlich sein (Medikamente: Magenmittel - Wirksam oder nicht?). Derartige Medikamente binden den säurehaltigen Magensaft und ­sorgen dafür, dass die Beschwerden relativ rasch abklingen. Rezeptfreie Mittel aus der Apotheke sind allerdings nur für den kurz­fristigen Gebrauch bestimmt. Wer immer wieder beziehungsweise über einen längeren Zeitraum unter Sodbrennen leidet, sollte die Ursachen dafür unbedingt ärztlich abklären lassen.

Augentropfen: Gehen Augenbeschwerden, etwa trockene Augen oder eine Bindehautentzündung, nicht auf eine Verletzung oder Krankheit zurück, können rezeptfrei ­erhältliche Augentropfen bei der Linderung der Symptome hilfreich sein. Klingen die ­Beschwerden allerdings nicht rasch (innerhalb von zwei Tagen) ab, ist ein Besuch beim Augenarzt anzuraten.

Nur Symptombekämpfung

Nur zur Symptombekämpfung

Die Medikamente aus der Hausapotheke sind bestenfalls geeignet, Symptome zu ­bekämpfen. Erkrankungen lassen sich damit in der Regel nicht heilen. Auch eine noch so gut bestückte Hausapotheke kann eine ärztliche Untersuchung beziehungsweise die Beratung in der Apotheke deshalb nicht ersetzen.

Treten bestimmte Beschwerden öfter beziehungsweise über einen längeren Zeitraum auf, sollte man zur Abklärung der Symptome unbedingt einen Arzt aufsuchen. Es könnte sich nämlich eine ernsthafte ­Erkrankung dahinter verbergen.

Hausapotheke aus der Apotheke

Wir haben jeweils zehn Apotheken in Wien und in Niederösterreich aufgesucht, um uns eine Hausapotheke für eine Familie mit zwei erwachsenen Personen und zwei Kindern im Alter von vier und acht Jahren zusammenstellen zu lassen. Erste Erkenntnis war, dass es "die Hausapotheke" nicht zu geben scheint. Keine Apotheke hatte ein entsprechendes fix-fertiges Produkt im Angebot. Eine Hausapotheke wird individuell in der Apotheke zusammengestellt.

Schmerzen, Fieber, Wunden

Zur Standardausrüstung gehören schmerz- und fiebersenkende Arzneimittel, darunter auch speziell für Kinder zugelassene Präparate, die teilweise auch entzündungshemmend sind, sowie Mittel zur Wunddesinfektion (entweder Spray oder Salbe). Derartige Mittel wurden in allen Apotheken empfohlen und verkauft. Zu einer Salbe für die Wundheilung, einem Schnupfenmittel sowie zu Mitteln gegen Husten und Halsschmerzen wurde ebenfalls fast überall geraten.

Durchfall, Prellungen

Darüber hinaus gingen die Meinungen, was alles in den privaten Apothekenschrank gehört, allerdings auseinander. Arzneimittel gegen Durchfall wurden uns in den niederösterreichischen Apotheken mehrheitlich empfohlen; in Wien dagegen hieß es, dass diese Mittel eher im Akutfall eingekauft werden sollten. In einigen Apotheken wurden uns auch Mittel zur Behandlung von Prellungen oder Insektenstichen ausgehändigt. An Verbandmaterial wurden vorzugsweise Mullbinden oder Wundkompressen und selbsthaftende Fixierbinden verkauft.

Autoapotheke oder Pflasterstrips

In einer Apotheke gab man uns den Ratschlag, auf die Autoapotheke zurückzugreifen, da die Produkte sonst ohnehin nur ablaufen würden. In anderen Apotheken beschränkte man sich auf Pflasterstrips. Ein Apotheker verkaufte uns einen gefüllten Verbandkoffer für den Haushalt. Der Koffer erhielt jedoch auch Produkte, die für den Notfall nicht zwingend notwendig sind, etwa Watte und eine Mehrzweckunterlage.

Langes Haltbarkeitsdatum

Positiv zu vermerken ist, dass die meisten Apothekerinnen und Apotheker darauf achteten, Packungen mit möglichst langer Haltbarkeitsdauer auszugeben. Infor­mationen über die richtige Lagerung der Präparate erhielten wir dagegen in keinem einzigen Fall.

Zusammenfassung

  • Ausstattung. Zur Grundausstattung einer Hausapotheke gehören Wunddesinfektionsmittel, Wund- und Heilsalben, Pflaster und Verbandmaterial sowie Fieberthermometer und Splitterpinzette. Neben den vom Arzt verschriebenen Medikamenten sollte man zudem geeignete Mittel gegen Schmerzen, Fieber, Schnupfen, Husten und Durchfall im Hause haben. Unter Umständen können auch Mittel gegen Allergien und Sodbrennen sowie Augentropfen sinnvoll sein.
  • Haltbarkeit. Beim Einkauf für die Hausapotheke sollte man auf eine möglichst lange Haltbarkeit der Präparate achten. Sinnvoll ist es, in der Apotheke darauf hinzuweisen, dass man die Medikamente nicht akut benötigt, sondern für den Arzneimittelschrank.
  • Symptombekämpfung. Arzneimittel aus der Hausapotheke sind, sofern sie entsprechende Wirkstoffe enthalten, in der Regel nur zur Symptombekämpfung geeignet. Krankheiten können damit nicht geheilt werden. Halten die Symptome länger an, muss unbedingt ein Arzt aufgesucht werden.

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