- Gute Prothesen sind kleine Kunstwerke
- Viele Patienten haben Probleme
- Zu viel Haftcreme schadet nur
2 Millionen Tuben Haftcreme
Zwei Millionen Tuben Haftcreme kaufen, nach Auskunft von Procter & Gamble, einem der großen Hersteller, Österreichs Prothesenträger jedes Jahr. Ist das der Beweis, dass viele Prothesen schlecht gemacht sind? Oder der Beweis für die Angst vieler Patienten, dass sich die Prothese selbstständig macht? Mit ihren Prothesen haben viele Patienten, das wissen wir aus Anrufen und Leserbriefen, einige Probleme.
Viele vertragen sie nicht
Auch die Deutsche Gesellschaft für Mund-, Zahn- und Kieferheilkunde stellte fest: Die Zahl jener Patienten, die ihre Prothese nicht verträgt, obwohl sie technisch in Ordnung ist, „nimmt ständig zu“. Erwiesen ist, dass dafür oft seelische Gründe vorliegen. Alles nur Psycho? Verlust der Jugendlichkeit, kein Biss mehr? In Fachkreisen kursiert aber auch noch eine viel einfachere Erklärung: Holländische Untersuchungen an „schwierigen Prothe- senpatienten“ haben gezeigt, dass deren Beschwerden meist gerechtfertigt und der Zahnersatz mangelhaft war. Von den drei Millionen zahnlosen holländischen Patienten sind etwa 25 Prozent mit ihrer Vollprothese unzufrieden, 5 Prozent sogar sehr. –
Stiefmütterlich behandelt
Auch die deutsche Fachpresse („Die Zahnarztwoche“) schlägt in diese Kerbe: „Die Totalprothetik ist eines der anspruchsvollsten Gebiete der Zahnmedizin und Zahntechnik, wird aber auf Grund der finanziellen Unterbewertung (= zu geringes Kassenhonorar, Anm. d. Red.) in der Praxis oft stiefmütterlich behandelt. Das Resultat: Eine große Zahl von Totalprothetikpatienten wird mit mangelhaftem Zahnersatz versorgt. Der größte Schwachpunkt ist dabei die Unterkieferprothetik.“ In Österreich ist die Situation anders – zumindest das Kassenhonorar ist, so formulierte es eine niedergelassene Zahnärztin, „im Vergleich zu anderen Leistungen nicht so schlecht“.