Wellness: ein Milliardengeschäft
Wellness ist auch in Österreich seit einigen Jahren ein Milliardengeschäft. Über 700 Hotels stehen inzwischen bereit, ihre Gäste zu verwöhnen, die hauptsächlich eins sind: überarbeitet und erschöpft. Und die wenig Zeit haben. Also her mit dem Kurzurlaub samt Wohlfühlfaktor, in dem man sich rundum verwöhnen lässt.
Weiblich, Mitte 30, verdient gut
Wie der typische Wellness-Gast aussieht, weiß
die Tourismusbranche genau. Er ist weiblich, Mitte 30 oder älter und verdient
ziemlich gut. Am liebsten kommt er mit Freundinnen oder allein. Er will
ungestört sein, nicht mit Sport gequält werden, viel Wasser und vielleicht noch
Rotwein trinken. Ein Drittel mag nur vegetarisch essen.
Für alle Wellness-Genießer, ob
männlich oder weiblich, gilt: Sie sind spendabel. Sie lieben den Luxus der Vier-
und Fünf-Sterne-Häuser und legen dort locker täglich 120 Euro ab.
Exklusive Therapien. Die kosten 20 bis 30 Euro pro Tag extra.
Was bekommt Kunde für sein Geld?
Während also glasklar ist, wie viel Geld gestresste Vielarbeiter ausgeben, ist überhaupt nicht klar, was sie dafür eigentlich bekommen. Wie die sprichwörtlichen Schwammerln schießen immer neue Wellness-Bleiben aus dem Boden. Und die Zahl der Trittbrettfahrer, die gerne an diesem Boom mitnaschen möchten, ist gewaltig. Kaum ein ödes Wald- und Wiesenhotel, das nicht auf Wellness macht.
Staatlich geprüft
Dass dieser Wellnepp auf Dauer nicht gutgehen kann, weiß auch die Branche. Und versucht, mit einem eigenen Qualitätssiegel gegenzusteuern. Nach langer Vorbereitungszeit und etlichen Anlaufschwierigkeiten gibt es seit vorigem Jahr nun „Best Health Austria“. Dahinter steht eine Clustergesellschaft des österreichischen Gesundheitstourismus, die mit Unterstützung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit von großen Betrieben aus den Bereichen Klinik, Rehabilitation, Kur, Wellness und anderen Einrichtungen mit Gesundheitsschwerpunkt gegründet wurde. Offizielle Aufgabe der Gesellschaft: „Österreich international als eindeutig wahrnehmbare Marke mit gesichertem Qualitätsversprechen zu positionieren“.
Gegen Wellnepp: "Best Health Austria"
Einer der Schritte auf dem Weg dorthin ist die Verleihung des bereits erwähnten Qualitätsgütezeichens Best Health Austria, das auf Basis des Austria Gütezeichens für Gesundheitstourismus nach EN 45011 zertifiziert ist. Dieses Gütesiegel ist staatlich anerkannt und EU-weit gültig. Es wird nur an jene Betriebe vergeben, „die sich durch erlebbare, nachhaltige und beweisbare Gesundheitsleistungen für die Gäste und Kunden auszeichnen“. Im Klartext heißt das: keine unseriösen Versprechungen und nur einschlägig qualifizierte Mitarbeiter.
Hohe Anforderungen in Bronze, Silber, Gold
Das Gütesiegel gibt es in drei verschiedenen Abstufungen, nämlich Bronze, Silber und Gold. Bronze bekommt, wer sich deutlich von den Trittbrettfahrern im eigenen Umfeld unterscheidet – und das ist angesichts der wild wuchernden Angebote immerhin etwas. Pflicht sind außerdem Zimmer mit mindestens 20 Quadratmetern und eine genau definierte Anzahl von Wellness-Angeboten für Körper, Geist und Seele. Gold ist nur für jene Topbetriebe vorgesehen, denen viermal im Jahr etwas sensationell Neues in Sachen Gesundheit und Wellness einfällt.
Sechs Betriebe haben Silber
Derlei Innovationen lassen bislang auf sich warten: Bis zur Goldenen hat es noch kein österreichischer Betrieb geschafft. Möglicherweise gelingt in den nächsten Monaten einem Hotel in Bad Hofgastein der Sprung in die Oberliga. Für Silber reichte es bislang für immerhin sechs Betriebe. Insgesamt wurde das Siegel erst 44 Mal vergeben.
Fazit: Auch wenn sich hier eine Branche selber auszeichnet – besser als nichts.