Vo Bauch zum Hirn
Die Kommandos laufen nicht nur vom Hirn zum Bauch, sondern auch umgekehrt.
100 Millionen Nervenzellen umgeben den Verdauungskanal wie ein Strumpf. Doch
wenn zu Anfang noch angenommen wurde, dass dieses neutrale Netzwerk im Bauch nur
Befehlsempfänger der Kommandozentrale im Kopf ist, haben Tests bald gezeigt,
dass bei Operationen entnommene Darmabschnitte sich in Nährlösungen einfach
weiterbewegten, als seien sie noch im Körper.
Bauchhirn - handelt und fühlt selbstständig
Eine bahnbrechende Beobachtung, die bestätigte, dass es sich bei den Neuronen
im Unterleib um ein Nervensystem handelt, das die Aktivität von Muskeln,
Schleimhäuten oder Immunzellen des Darmes großteils ohne Hilfe von oben regelt.
Das Bauchhirn, wie die saloppe Bezeichnung lautet, kann selbstständig handeln
und fühlen.
Die molekularen Vorgänge sind die gleichen wie im Kopfhirn. Botenstoffe wie
Serotonin, Dopamin oder Noradrenalin werden da wie dort produziert und kommen da
wie dort ihren Aufgaben nach. Sie übertragen Reize und geben Signale ab, etwa
zum Weitertransport des Darminhalts.
Kopfhirn und Bauchhirn
Nach Ansicht von Evolutionsbiologen ist die Arbeitsaufteilung zwischen
Kopfhirn und Bauchhirn durchaus bedeutungsvoll. Beide Nervensysteme stehen über
den Vagusnerv miteinander in Kontakt. Interessanterweise laufen 80 Prozent der
Nervenstränge von unten nach oben. Das bedeutet, dass der Verdauungskanal mehr
Informationen ans Gehirn sendet, als er von dort bekommt. Vor allem in
Notsituationen – etwa wenn geheimnisvolle Krankheitskeime in den Darm
eingedrungen sind – wird der Prozess auch an die „Zentrale“ weitergeleitet. Dort
sitzt der Krisenstab.