PMS – Ursachen
Trotz jahrzehntelanger Forschung konnten die Ursachen von PMS nicht restlos
geklärt werden. Gynäkologen machen primär ein Ungleichgewicht zwischen den
weiblichen Geschlechtshormonen Östrogen und Progesteron dafür verantwortlich.
Verwirrend dabei ist jedoch, dass krankhafte Veränderungen des Hormonhaushalts
bei den PMS-Betroffenen oft nicht nachweisbar sind, sondern nur die normalen
Hormonschwankungen während des Zyklus. Darunter versteht man das Auf und Ab von
Östrogen und Progesteron, denn nach dem Eisprung steigt der Progesteronspiegel
schlagartig an. Ist das Ei nicht befruchtet, wird das Schwangerschaftshormon
Progesteron nicht mehr gebraucht und fällt steil ab, um dann in einer flacheren
Kurve auszulaufen. Nach dem derzeitigen Stand der Forschungen weiß man nur: Jede
Hormonveränderung kann, aber muss keine Beschwerden verursachen! Wird die
Ursache im psychischen Bereich vermutet, kann man von Störungen im
Serotonin-Stoffwechsel ausgehen.
Es existieren aber auch noch andere Überlegungen. Die Psychiaterin Prof. Dr.
Karin Gutierrez-Lobos vom AKH Wien kritisiert die Untersuchungsmethoden
bezüglich der Depressionen: „Es wird jeweils für die letzte prämenstruelle Phase
eine höhere depressive Verstimmung angegeben. Bei Erhebungen mittels einer
täglichen Checkliste wird nur in etwa vier Prozent von prämenstruellen
Depressionen berichtet.“ Prof. Gutierrez-Lobos findet es auch wichtig, sich zu
fragen, warum in retrospektiven Untersuchungen häufiger von Depressionen
berichtet wird. Sie sieht einen Zusammenhang mit der negativen Einstellung zur
Menstruation in unserer Gesellschaft: „Möglicherweise haben Frauen negative
emotionale Erwartungen im Zusammenhang mit der Menstruation. Sie könnten eine
Reaktion auf die negativen gesellschaftlichen Konsequenzen und körperlichen
Beschwerden sein und nicht das Resultat einer hormonellen Schwankung.“
Besonders wichtig findet Prof. Gutierrez-Lobos, dass neben einer
ausreichenden Aufklärung und Beratung bei der Diagnose die Frauenkrankheit
„Endometriose“ ausgeschlossen werden kann. Die Professorin gibt zu bedenken:
„Dieses Krankheitsbild wird oft erst sieben bis neun Jahre nach Auftreten der
ersten Symptome erkannt.“
Mühsame Diagnose
PMS-Betroffene geraten häufig in einen Teufelskreis von Arztbesuchen,
Untersuchungen, fehlgeschlagenen Behandlungen und Selbstheilungsversuchen.
Einerseits ist die Diagnose wegen der Komplexität des Krankheitsbildes sehr
schwierig, andererseits passiert es immer wieder, dass Ärzte PMS noch nicht als
behandelbares Krankheitsbild kennen und die Leiden der Betroffenen
bagatellisiert werden. Erst seit wenigen Jahren ist bekannt, dass PMS eine
behandelbare Erkrankung ist, und es wird noch Zeit brauchen, bis das aktuelle
Forschungswissen in allen ärztlichen Praxen umgesetzt wird. PMS-Betroffene
müssen damit rechnen, dass ihre Beschwerden als Scheinkrankheit abgetan werden.
Für Ärzte wiederum besteht die Schwierigkeit, eine exakte Hormonbestimmung zu
erhalten, denn in der zweiten Zyklusphase ändern sich die Hormone täglich und
müssten idealerweise zweimal täglich gemessen werden. Dies ist aber bei
Überweisung in ein Hormon-Institut oder eine Hormon-Ambulanz nicht üblich.
So wird auch verständlich, mit welchen versteckten Problemen PMS-Betroffene
nebenbei noch zu kämpfen haben:
- Unfähigkeit, an diesen Tagen alltäglichen Aufgaben und Kontakten
nachzugehen
- Unterstellung, dass PMS etwas mit Willenstärke zu tun hätte
- oft erfolglose Arztbesuche
- geringes Ansprechen auf Behandlungen
Beim Durchforsten der Angebote von Frauengesundheitszentren musste die
„Konsument“-Redakteurin eine Versorgungslücke feststellen: Eine spezielle
Beratung und kontinuierliche Betreuung für PMS-Betroffene gibt es in diesen
Einrichtungen derzeit noch nicht. Das Wiener Institut „Frauensache“ ist derzeit
die einzige Stelle, wo in Österreich zumindest eine Selbsthilfegruppe für
PMS-Betroffene angeboten wird.
PMS-Selbsthilfegruppe-Interessierte wenden sich an das Institut FRAUENSACHE
in 1150 Wien, Reindorfgasse 29, Tel/Fax: (01) 895 84 40.
Vorbeugende Maßnahmen und Linderungsmöglichkeiten:
- regelmäßig sportliche Bewegung (mindestens dreimal die Woche: 30 bis 60
Minuten)
- Stressabbau durch Strukturierung des Tagesablaufs und
Entspannungsübungen
- Vermeidung von Suchtmitteln (Alkohol, Nikotin, Koffein)
- kohlenhydratreiche Ernährung, wenig Salz und Zucker!
- Frauentees.
Wie PMS erkannt werden kann:
Ein Fragebogen kann Ärzte bei der Diagnose unterstützen. In der Zeit zwischen
dem Eisprung und dem Beginn der Blutung (Lutealphase) gab es im vergangenen Jahr
fünf oder mehr der folgenden Symptome:
- depressive Verstimmung, Gefühle der Hoffnungslosigkeit oder
selbstherabsetzende Gedanken
- Angst, Spannung, Gereiztheit
- Affektlabilität (weinen, sich plötzlich traurig fühlen und
Empfindlichkeit)
- Wut oder Reizbarkeit oder vermehrte zwischenmenschliche Konflikte
- abnehmendes Interesse an üblichen Aktivitäten (Arbeit, Hobbys, Freunde,
Schule)
- Konzentrationsschwierigkeiten
- Lethargie, leichte Ermüdbarkeit oder Energieverlust
- Veränderungen des Appetits, Essen über den Hunger oder ein Verlangen nach
bestimmten Lebensmitteln
- extremes Schlafbedürfnis oder Schlaflosigkeit
- Gefühl, überwältigt zu sein oder außer Kontrolle zu geraten
- körperliche Symptome wie Kopfschmerzen, Unterleibsschmerzen,
Brustempfindlichkeit oder -schwellung, sich „aufgedunsen“ fühlen,
Gewichtszunahme.
Liegen mehr als die Hälfte der angeführten Symptome vor, besteht ein
realistischer Verdacht auf PMS.
Zum Weiterlesen: „PMS – Probleme vor der Regel“ Das
Prämenstruelle Syndrom erkennen, behandeln, überwinden. Mosaik-Verlag, 1998,
München. Autoren: Christina Lamertz, Hans-Ulrich Wittchen, Wolfgang Stolz,
Kirsten Wittchen.