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Gesund leben: Bettnässen - Manchmal dauert´s

Das Problem betrifft mehr als 60.000 Kinder in Österreich. Trotzdem bleibt es zu oft „unter der Decke“.

Alles nass

Wenn beim Erwachen Pyjama, Leintuch und Bettzeug nass sind, leidet das Kind – und mit ihm die ganze Familie: aus Unkenntnis und falscher Scham. Die meisten Eltern sind davon überzeugt, dass Bettnässen auf psychische Probleme zurückgeht, und darüber spricht man nicht gern. Gerade dieses Tabu aber lässt das Phänomen zu einer enormen Belastung für alle anwachsen.

Verschweigen, Angst und Rückzug

Die Mutter zieht verbittert das Bett ab, der Vater droht Strafen an; die Teilnahme am Schulskikurs wird abgesagt, das Feriencamp gestrichen. Das Kind entwickelt Angst, ausgegrenzt zu werden: Die psychischen Probleme sind dann nicht Ursache der Störung, sondern Folge des verschämten Verschweigens.

Hauptursache Hormonstörung

Doch Bettnässen ist oft nichts weiter als eine vorübergehende Reifestörung. Jedem vierten Kind zwischen fünf und fünfzehn Jahren passiert es manchmal oder gar regelmäßig einzunässen. Hauptursache ist eine Hormonstörung: Beim Baby wird der Harn laufend produziert; das Hormon Adiuretin sorgt dafür, dass mit zunehmendem Alter nachts weniger, dafür aber konzentrierter Harn ausgeschieden wird. Mangelt es an dem Hormon, produzieren die Nieren nachts zu viel Harn, und das übersteigt das Fassungsvermögen der Harnblase.

Noch nicht ausgereift

Zudem ist diese bei manchen der Bettnässer noch nicht ausgereift. Nur bei wenigen sind tatsächlich psychische Probleme die Ursache. Dann nässt ein Kind, das bereits trocken war, wieder ein. Doch in den meisten Fällen gibt es Hilfe: Je früher eine Diagnose gestellt und mit einer Therapie begonnen wird, umso besser für die gesunde Entwicklung des Kindes.

Gelassenheit und Humor

Normalerweise wird ein Kind um das zweite Lebensjahr tagsüber „sauber“. Sobald die hormonelle Steuerung der Harnblase funktioniert – mit etwa fünf Jahren – wird es auch nachts trocken bleiben: Die Entwicklung zum Sauberwerden ist gar nicht aufzuhalten. Alles, was dem Kleinkind „passiert“, ist normal. Man kann es mit Gelassenheit und Humor nehmen. Erfolgreich trockene Nächte werden mit Lob belohnt: Zeichnen Sie zum Beispiel ein Blümchen im Kalender ein. Ein Zwischenfall wird am besten kommentarlos hingenommen.

Bis zum Vorschulalter

Löst sich das Problem nicht bis zum Vorschulalter, sollte ein Kinderfacharzt aufgesucht werden. Eine körperliche Untersuchung des Kindes, eine Ultraschalluntersuchung der Nieren und der Blase sowie eine einfache Harnuntersuchung sind nötig, und es wird ein Protokoll über das Wasserlassen angefertigt.

Klingelhose oder Psychotherapeut

Sind die Organe gesund, kann man unter Anleitung des Kinderarztes ein Training mit der „Klingelhose“ probieren: Sie weckt das Kind bei den ersten Tropfen, sodass es rechtzeitig auf die Toilette kommt. Das Trockentraining kann funktionieren, wenn Kind und Eltern konsequent zusammenarbeiten. Es kann aber auch Stress erzeugen – dann sollte man darauf verzichten. Sind seelische Ursachen identifiziert, ist es sinnvoll, wenn Eltern und Kind gemeinsam einen Psychotherapeuten aufsuchen.

Arznei Desmopressin

Der nächtliche Harnfluss aufgrund von Hormonmangel kann vom Arzt gut mit der Substanz Desmopressin behandelt werden. Eine Stunde vor der abendlichen Anwendung sollte das Kind nur noch wenig trinken. Das Mittel wird so lange genommen, bis der kleine Körper selbst ausreichend vom „Trocken-Hormon“ produziert. Im Schnitt dauert die Behandlung etwa sechs bis neun Monate, und den meisten Kindern kann damit geholfen werden.

  • Wenn das Kind mit fünf Jahren nachts noch nicht trocken ist.

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