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Erdbeeren - Das rote Mysterium

  • Verblüffend lange Haltbarkeit
  • Jede vierte Probe mit Pestizid-Rückständen

Wenn der Winter dem Ende zugeht, wächst die Sehnsucht nach frischen, saftigen Früchten. Verführerisch rot leuchten Erdbeeren im Obstregal. Oft sind es weit gereiste Weltenbummler: Sie kommen aus Spanien, Marokko, Holland und mitten im Winter aus Übersee. Die Welt ist dank schneller Transportmittel zusammengerückt: Spanische Erdbeeren brauchen nur wenige Tage, um via Lkw den heimischen Obstmarkt zu erreichen.

Schwierig zu transportieren

Wie schafft man es, so empfindliche Früchte wie Erdbeeren unbeschadet hierher zu bringen? Reife Erdbeeren sind dünnhäutig und deshalb schwierig zu transportieren. Schon minimaler Druck beschädigt die Außenhaut, der süße Saft fließt aus und befeuchtet auch die intakten Früchte. Die kleinen Erdpartikel, die an den Beeren haften, sind der ideale Nährboden für Schimmelpilze.

Vorgehensweise bei den Laboruntersuchungen

Wir kauften von Anfang Mai 2001 bis Juni des Vorjahres insgesamt 24 Körbchen Erdbeeren, die zum Großteil aus Spanien stammten, der Rest kam aus Marokko, Deutschland und Österreich. Und wir lagerten sie im Kühlschrank, bis die erste Frucht schimmelig wurde. Das dauerte durchschnittlich 12 Tage. Eine Probe (von Torrefruit aus Spanien) hielt sich einen ganzen Monat lang. Im Labor versuchten wir, hinter das Geheimnis der teilweise verblüffend lange haltbaren roten Beeren zu kommen: Eine Methode, empfindliche Früchte haltbarer zu machen, ist, sie von außen mit Konservierungsmittel zu behandeln. Nur: Solche Oberflächen-Konservierungsmittel wurden nicht entdeckt. Das ist gerade bei jenen Beeren, die am längsten durchgehalten hatten, äußerst verwunderlich. Wir meinen, das kann nicht mit „natürlichen“ Dingen zugehen. Die Ernährungsagentur hat zugesagt, sich dieses Phänomens anzunehmen.

Reifen nicht nach

Auch durch Sortenwahl und Zucht kann man Haltbarkeit und Transportfähigkeit der roten Beeren steigern. Dabei müssen allerdings Kompromisse bezüglich Aroma und Geschmack gemacht werden. Mit den Erdbeeren aus Omas Garten haben die neuen Handelssorten nur mehr wenig gemein. Beeren halten länger, wenn sie unmittelbar nach der Ernte auf 7 Grad gekühlt werden. Sie sollten ohne Unterbrechung der Kühlkette zum Käufer gelangen. Doch eine längere Haltbarkeit als 10 bis 12 Tage ist nicht zu erzielen.

Nur eingeschränkt lagerfähig

Um die weite Reise zu den Käufern zu überstehen, müssen die Erdbeeren aufgrund ihrer eingeschränkten Lagerfähigkeit früh geerntet werden. In diesem Stadium sind zwar alle optischen Qualitätsmerkmale wie Farbe oder Größe erreicht. Auch das Fruchtfleisch ist fest genug, um die Erdbeeren tagelang transportieren zu können. Wirklich genussreif sind sie zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht. Jeder weiß, dass unreife Früchte sauer schmecken. Die Süße einer vollreifen Frucht bildet sich erst im letzten Stadium. Die Erdbeere gehört zu jenen Früchten, die nicht mehr nachreifen können. Ganz im Gegensatz zu Apfel oder Banane. Da kann die Qualität während des Transports oder im Lagerhaus noch besser werden. Erdbeeren brauchen, um zu reifen, den Kontakt zur Mutterpflanze. Sonst bleiben sie kulinarisch unterentwickelt. Solche Beeren erkennt man am zu festen Fruchtfleisch, am säuerlichen Geschmack und am fehlenden oder grasigen Geruch. Den vollen Vitamingehalt reifer Früchte erreichen sie nicht. Und er sinkt auch mit jedem Tag, den die Reise dauert.

Pflanzenschutzmittelrückstände

Vier Proben (eine marokkanische und drei spanische) enthielten Rückstände von Pflanzenschutzmitteln, in einem Fall sogar einen ganzen Cocktail daraus. Der jeweilige Grenzwert wurde überschritten, und diese Früchte hätten aus dem Handel genommen werden müssen. Von der EU wurden auf Betreiben Spaniens einige dieser Grenzwerte aber mittlerweile hinaufgesetzt, und nach neuem Recht – das von Österreich erst umgesetzt werden muss – wären sie sogar noch verkehrsfähig. Wirklich einwandfrei war nur ein Viertel aller Proben.

Außerhalb der Saison teuer

Außerhalb der Saison sind Erdbeeren ein teures Vergnügen: Im Jänner und Februar bezahlten wir zwischen 4,76 und 5,96 Euro pro Kilogramm; ab April fiel der Preis und erreichte den Tiefststand im Mai mit 1,87 Euro; die im Juni gekaufte österreichische Ware blieb mit 2,60 und 2,90 Euro pro Kilogramm deutlich darüber.

Vollreife heimische Ware schmeckt am besten

Lassen Sie sich den Appetit auf die köstlichen Beeren aber nicht verderben. Wer Früchte will, die auf der Zunge zergehen, muss nur darauf warten können. Denn am besten schmeckt die vollreife heimische Ware. Erdbeeren gehören außerdem zu den gesündesten Früchten. Sie haben einen hohen Gehalt an Vitaminen (vor allem B-Vitamine, Vitamin C, A), weiters enthalten sie die Mineralien Kalium, Calcium, Phosphor, Eisen und Fluor. Und sie sind sehr kalorienarm – ihr Nährwert beträgt nur 32 kcal/134 kJ pro 100 Gramm. Sie gelten als wirksames Mittel gegen Blutarmut und Bleichsucht.

Erdbeeren sind für den Transport über viele Kilometer denkbar ungeeignet, dennoch werden sie ganzjährig angeboten.

  • Spanische, italienische und marokkanische Ware, die im Folientunnel angebaut wird: März bis Mai
  • Heimische Ware, Hauptmonat Juni, auch Juli und August: Mai bisAugust
  • Importe aus nördlicher gelegenen Ländern: August bis Oktober.
  • Aus Glashäusern verschiedener Mittelmeerländer oder aus wärmeren Gebieten in Übersee: November bis Februar.

Trügerischer Schein. Vom Aussehen allein können Sie nicht auf Qualität schließen. Auf Haltbarkeit gezüchtete, großfruchtige Sorten vermitteln optisch Reife und Frische, der Geschmack lässt aber zu wünschen übrig.

Heimisches Angebot. Zwischen Mai und August wird Ware aus dem Umland angeboten. Bevorzugen Sie leuchtend rote, feste und voll ausgereifte Früchte, die noch über Kelchblättchen und Stiele verfügen, intensiv duften und bei denen noch kein Saft ausgetreten ist.

Kurz und gekühlt aufheben. Zu Hause sofort ins Gemüsefach des Kühlschrankes. Nicht waschen, Stiele und Kelchblätter nicht entfernen. Am besten in einem Behälter aufheben, in dem sie locker liegen können.

Reste von Pflanzenschutzmitteln. Die meisten Beeren waren etwas belastet, darunter auch eine Probe aus dem Inland. Bei vier ausländischen wurde der Grenzwert deutlich überschritten.

Gekauft wurden 24 Proben zwischen Mai 2001 und Juni 2002. 17 stammten aus Spanien, 4 aus Marokko, 2 aus Österreich und 1 aus Deutschland.

Lagerung: Anzahl der Tage, bis die erste Frucht im Körbchen zu schimmeln begann; Lagerung im Kühlschrank.

Rückstände Pflanzenschutzmittel: mittels Gaschromatographie und Massendetektor.

Oberflächen-Konservierung: mittels HPLC (Hochdruckflüssigkeitschromatographie).

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