Riesige Datenbank aufgebaut
Im Jänner 2020 ließ eine Meldung Datenschützer aufhorchen. Das Start-up Clearview AI hatte eine riesige Datenbank zur Gesichtserkennung aufgebaut. Klammheimlich hatte das Unternehmen aus dem Silicon Valley über drei Milliarden Fotos von Personen aus dem Netz gesaugt.
Es bediente sich (und tut dies noch immer) vornehmlich in Sozialen Netzwerken wie Facebook, Instagram oder YouTube. Über eine Smartphone-App konnten Nutzer die Bilder auch selbst hochladen. Der Algorithmus glich sie mit dem bestehenden Material ab – und spuckte dann aus, was er zu bieten hatte: weitere Bilder der Person und Informationen über sie.
Kundenliste: Regimes, Unternehmen, Private
Der Firmengründer Hoan Ton-That reagierte. Er machte die Datenbank für die Öffentlichkeit wieder unzugänglich und ließ ausrichten, dass der Dienst nur mehr amerikanischen Behörden zur Verbrechensbekämpfung zur Verfügung stünde.
Doch US-Medien deckten auf, dass der Australier es mit der Wahrheit nicht so genau genommen hatte. Bald wurde bekannt, dass auf der Kundenliste auch Organisationen autokratischer Regimes im Nahen Osten und Unternehmen standen. Etlichen Privatleuten soll es dadurch möglich gewesen sein, die Datenbank zu nutzen.
Technisch ist vieles möglich
Ein Besitzer einer US-Handelskette etwa spionierte den neuen Freund seiner Tochter mithilfe von Clearview aus. Ein anderer vermögender Herr wiederum prahlte auf einer Party mit dem Programm. Er hielt anderen Gästen sein Handy vor die Nase und erklärte, dass er nun ganz einfach Dinge über sie herausfinden könne. Geschäftsleute wurden, offenbar in der Hoffnung auf eine Firmenbeteiligung, mit kostenlosen Testversionen geködert und nutzten sie zum Spionieren, Angeben und um Spaß zu haben.
Der Fall zeigt: Technisch gesehen ist die Überwachung von Personen durch künstliche Intelligenz bereits möglich – zumal auch die Großen der Branche längst an vergleichbaren Technologien arbeiten.
Dieser Artikel wurde aus Mitteln des Verbraucherprogramms der Europäischen Union (2014-2020) gefördert.