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Zinsprodukte - Von sicher bis spekulativ

Viele Anleger haben als Folge der weltweiten Finanzkrise mit Aktien viel Geld verloren. Wer noch bei Kasse ist, sucht nach Möglichkeiten, sein Erspartes möglichst sicher anzulegen.

Bundesschätze sind eine risikolose Form des Sparens und werden von der Republik Österreich angeboten. Da die Kontoführung über das Internet erfolgt, steht diese Sparform jedem mit Internetanschluss zur Verfügung. Die wesentlichen Merkmale dieses Produktes sind:

  • keine Kontoführungs- oder Depotgebühr,
  • unterschiedliche Laufzeiten von einem Monat bis zu 10 Jahren,
  • erstklassige Bonität des Emittenten Repub­lik Österreich,
  • eine zwischenzeitliche Kündigung von laufenden Verträgen ist kostenlos und bei Beträgen bis 1 Mio. Euro jederzeit möglich.

Zinsen bei Bundesschätzen werden erst am Laufzeitende ausgezahlt. Das entspricht nicht der für Sie üblichen Zins­darstellung bei Ihrer Bank. In den Hilfs- und Erklärungstexten im Internet wird auf ­diesen Umstand und die Umrechnung jedoch gut hingewiesen.

Tipp: Unter www.bundesschatz.at werden täglich die Konditionen für eine Neu- bzw. Wiederanlage ­veröffentlicht. Dies geschieht mit einigen Tagen Vorlauf, da die Überweisungszeiten eingerechnet sind.

Pfandbriefe

Pfandbriefe gelten als extrem sicher. Allerdings kommt es auf das Land an, in dem die Pfandbriefe herausgegeben werden! Die hohe Sicherheit (oft auch als mündelsicher bezeichnet) gilt für österreichische und auch deutsche Pfandbriefe, bei amerikanischen hingegen nur eingeschränkt.

Das österreichische Pfand­briefgesetz von 1927 wurde zuletzt 2005 geändert. Die Bestimmungen zum Schutz der Anleger (falls nötig) sind streng:

  • Der Gesamtbetrag der umlaufenden Pfandbriefe muss zumindest zu 100 Prozent durch Sicherheiten gedeckt sein, die mindes­tens den gleichen Zinsertrag bringen wie der Pfandbrief selbst.
  • Zusätzlich sind 2 Prozent der umlaufenden Pfandbriefe in sogenannten ersatzdeckungsfähigen Werten (Geld, Gut­haben bei der Notenbank, börsenotierte Anleihen) zu halten.
  • Die Sicherheiten für die Pfandbriefe werden in ein Deckungsregister eingetragen und im Fall einer Insolvenz als Sondervermögen behandelt. Das bedeutet, dass diese Sicherheiten ausschließlich zur Rückzahlung der Pfandbriefe an die Anleger dienen.

Die hohe Sicherheit für die Käufer von österreichischen (und auch deutschen) Pfandbriefen hat natürlich ihren Preis. Die Rendite von Pfandbriefen ist nicht gerade berauschend. In der Finanzkrise ab 2008 litt ihr ehemals untadeliger Ruf, da die ­heimischen Pfandbriefe mit denen anderer Länder wie den USA in einen Topf geworfen wurden. Dementsprechend stieg in dieser Zeit die Rendite (durch Kursverluste) und die Markt­liquidität (Möglichkeit des Verkaufs zu fairen Preisen z.B. über die Börse) sank. Diese Situation hat sich Anfang 2009 wieder stark entspannt.

Tipp: Um Pfandbriefe leichter verkaufen zu können, sollten möglichst große Pfandbrief-Emissionen bevorzugt werden. Diese auch „Jumbo-Pfandbrief“ genannten Anleihen haben ein Volumen von oft einer Milliarde Euro, zum Teil auch mehr.

Zero-Bonds

Bei Zero-Bonds, auch Nullkupon-Anleihen genannt, werden keine Zinsen gezahlt. Trotzdem muss der Anleger nicht auf seine Rendite verzichten. Die rechnerischen jährlichen Zinsen sind nebst Zinseszinsen im Ausgabepreis der Anleihe bereits berücksichtigt. Die Anleihen werden also weit unter ihrem Nennwert (nominal) herausgegeben und zur Endfälligkeit zu 100 Prozent zurückgezahlt. Dazu ein stark vereinfachtes Beispiel:

  • Nominal 100.000 Euro
  • Üblicher Zinskupon 4 Prozent
  • Laufzeit 10 Jahre
  • Ausgabepreis 60 Prozent oder 60.000 Euro

In der Praxis wird der Ausgabepreis noch unter 60 Prozent liegen, da der Käufer einer herkömmlichen Anleihe ja auch die jährlichen Erträge durch Neuanlage verzinst bekäme. Diese Verzinsung der Zinsen (Zinseszinseffekt) ist im Ausgabepreis der Zero-Bonds bereits berücksichtigt. In unserem Beispiel haben wir hierauf aus Gründen der besseren Nachvollziehbarkeit verzichtet.

Achten Sie bei diesen Anleihen auf ihre oft sehr langen Laufzeiten von zum Teil 20 oder 30 Jahren. Dadurch reagieren sie überdurchschnittlich stark auf Änderungen des allgemeinen Zinsniveaus. Das liegt ­daran, dass eine Erhöhung oder Senkung des Zinsniveaus für eine längere Restlaufzeit berücksichtigt werden muss und so zu stärkeren Kursschwankungen führt.

Tipp: Zero-Bonds sind ein gutes Produkt in einer Hochzinsphase. Hier sichern Sie sich als Anleger für eine lange Zeit die hohen Zinsen, zusätzlich kommt es zu erheblichen Kursgewinnen bei später wieder sinkenden Zinsen. Zinserträge müssen meist erst bei Zahlung (Fälligkeit) versteuert werden, bei einer Null-Kupon-Anleihe also erst bei Endfälligkeit. Steuergesetze können sich aber natürlich auch ändern.

Hypotheken-Anleihen

Hypotheken-Anleihen werden von Immobilien­entwicklern zur Finanzierung eines oder mehrerer Projekte ­herausgegeben. Bei Hypo­theken-Anleihen ist das genaue Lesen der Emissionsbedingungen besonders wichtig, da es sich nicht um gesetzlich normierte Produkte wie die Pfandbriefe handelt. Bei Durchsicht der Unterlagen stellt sich dann oft heraus:
  • Das Emissionsvolumen ist mit 1 bis 20 Mio. Euro häufig sehr gering (Pfandbriefe: mehrere 100 Mio., zum Teil über 1 Milliarde Euro). ­Dadurch erhöht sich die Gefahr, dass Sie die Anleihe bei Bedarf nicht oder nur zu einem schlech­teren Kurs verkaufen können.
  • Die Besicherung der Anleihen erfolgt zwar mit Hypotheken, jedoch sind diese oft nicht erstrangig im Grundbuch eingetragen. Dadurch bekommen bei einem Verkauf der ­Immobilie zuerst andere Gläubiger wie Banken ihr Geld zurück und erst anschließend die Anleihe-Gläubiger, also die Käufer der Anleihe. Bei Pfandbriefen handelt es sich immer um erstrangige Hypotheken.
  • Die Beleihung der Immobilien erfolgt zum Teil mit über 70 Prozent des Verkehrs­wertes der Immobilien, bei Pfandbriefen zu maximal 60 Prozent. Hierdurch ist bei Pfandbriefen eher sichergestellt, dass bei einem (schlechten) Verkaufserlös dieser zur Rückzahlung der Immobilienkredite und damit der Anleihen ausreicht.

Die Verzinsung und Rendite bei Hypo­theken-Anleihen ist höher als bei Pfandbriefen. Der Preis dafür ist eine geringere Sicherheit.

Tipp: Finger weg von kleinvolumigen Anleihen von nur wenigen Millionen Euro. Hier besteht die Gefahr, dass Sie auf Ihrer Hypotheken-Anleihe sitzen bleiben oder nur mit Verlust verkaufen können. Sicherheitsorientierte Anleger sind mit Pfandbriefen besser bedient, auch wenn diese geringere Renditen abwerfen.

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