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Wertpapierkauf - Der Weg zum eigenen Depot

Wer sich nach Alternativen zu Sparbuch & Co umsieht, kommt um Wertpapiere nicht herum. In Teil 1 dieser zweiteiligen Serie erklären wir, wie Sie an Wertpapiere kommen und welche Kosten dabei anfallen.

Das Sparbuch macht seinem Namen schon lange keine Ehre mehr, und auch Vorsorgeversicherungen dienen nach den Erfahrungen der letzten Jahre offenbar eher der Vorsorge für die Versicherer als für die Versicherten. Also wenden sich viele Anleger – Risiko hin oder her – wieder vermehrt Fonds, Anleihen, Aktien, Zertifikaten oder Ähnlichem zu.

Wer ein Wertpapier kaufen will, muss dafür ein paar Voraussetzungen mitbringen. Und auch ein wenig Kenntnis, wie’s geht und welche Kosten damit einhergehen, schadet nicht; selbst wenn man vorhat, ohnehin alles "von der Bank" abwickeln zu lassen.

Was für Wertpapiere spricht

Was spricht – angesichts von Risiko und ­Kosten – für die Investition in Wertpapiere? Zum einen die Tatsache, dass über die Börse gehandelte Papiere jederzeit wieder abgestoßen werden können. Zum anderen ­können Anleger von Verkaufsgewinnen aus positiven Kursveränderungen sowie von ­laufenden Ausschüttungen profitieren.

Um eine entsprechende Wertsteigerung zu ­erzielen, ist es wichtig, dass Sie den richtigen Zeitpunkt für den Ausstieg wählen können, also nicht unmittelbar auf das investierte Geld angewiesen sind.

Girokonto, Verrechnungskonto, Wertpapierdepot

Fotos: stockshoppe, Yes Man / Shutterstock.com, Montage: Erwin Haberl

Damit das Wertpapiergeschäft anrollen kann, brauchen Sie ein Verrechnungskonto, von dem zum Beispiel Depotgebühren und andere Spesen abgebucht werden, und ein Wertpapierdepot. Auf diesem lagern die Wertpapiere, wenn auch nicht physisch, sondern nur virtuell.

Weiters müssen Sie ein auf Ihren Namen lautendes Girokonto bei einer beliebigen Bank (muss nicht die Depotbank sein!) als Referenzkonto angeben.

Filialbanken oder Direktbanken

Filialbanken oder Direktbanken

Etwaige Veranlagungs- oder Verkaufs­gewinne aus dem Depot werden auf dem Verrechnungskonto gutgeschrieben und können von dort nur auf Ihr Girokonto umgebucht werden. Grundsätzlich können Sie bei allen Filialbanken sowie bei darauf spezialisierten Direktbanken ein Wertpapierdepot mit dazugehörigem Verrechnungskonto eröffnen.

Bei manchen Banken kann ein Girokonto auch als Verrechnungskonto genutzt werden. Das erspart Ihnen einmal die Kontoführungsgebühr. Andererseits ­bietet ein eigenes Verrechnungskonto eine bessere Übersicht über die getätigten Transaktionen, und der Betrag, der zum Inves­tieren zur Verfügung steht, ist im Gegensatz zum Girokonto klar limitiert.

Tiefstapeln ist angesagt

Als Neukunde müssen Sie heute vor einer Wertpapierveranlagung prinzipiell ein Anlegerprofil erstellen (lassen). In einer Bankfiliale hilft dabei ein Berater, beim On­line Trading müssen Sie selbstständig ein entsprechendes Formular ausfüllen. Nehmen Sie sich dafür ausreichend Zeit und zeigen Sie sich – im eigenen Interesse – ruhig ein wenig unwissend. Wenn Sie nämlich gute bis sehr gute Fachkenntnisse angeben, können Ihnen auch Produkte offeriert werden, deren Risiken Sie vielleicht gar nicht abzuschätzen vermögen.

Bei Online Orders erfolgen dann zum Beispiel keine Frühwarnungen, weil das System davon ausgeht, dass Sie wissen, was Sie tun. Die Verantwortung für inadäquate Veranlagungsprodukte kann bei falsch ausgefülltem Anlegerprofil auch vom Berater auf Sie abgewälzt werden.

Informationspflicht der Depotbank

Egal ob Sie Wertpapiere telefonisch, online oder über einen Bankberater erwerben möchten: Die Depotbank muss Ihnen auf ­jeden Fall einmal jährlich einen Wertpapierdepotauszug mit einer Gesamtaufstellung Ihrer Papiere zukommen lassen. Weiters muss sie Ihnen bis spätestens einen Tag nach Durchführung des Wertpapiergeschäfts die Abrechnung der erteilten Aufträge zusenden. Darin müssen Stückzahl, Kurswert, alle anfallenden Spesen sowie der Gesamtbetrag des Auftrags in Euro ausgewiesen sein.

Bank-Berater, Online-Trading, Telefon-Order

Berater in der Bankfiliale: Wer wenig Vorkenntnisse bzw. Erfahrung im Handel mit Wertpapieren hat, ist sicher bei einer Filialbank mit entsprechender Beratung besser aufgehoben als bei einer reinen Onlinebank (Direktbank), wo Auswahl, Kauf und ­Verkauf selbst zu erledigen sind. Nachteile: Die ­Qualität der Beratung hängt stark vom Bankberater ab. Außerdem wird er Ihnen aus ­naheliegenden Gründen in erster Linie Produkte aus dem eigenen Haus oder von Tochter­unternehmen anbieten. Um mit Konkurrenzprodukten vergleichen zu können, müssen Sie selbst mehrere unterschiedliche Anbieter aufsuchen.

Online Trading: Beim Online-Ordern spart man sich nicht nur den Weg in die Bank, ­sondern auch jede Menge Kosten, da die Transaktionsgebühren deutlich niedriger sind. Außerdem kann man selbst gustieren und sich vielversprechende Wertpapiere, ­Indizes, Börsen usw. aussuchen – sofern man sich auskennt. Zwar bieten die meisten Wertpapierbanken mehr oder weniger gut erklärte Webseiten dazu an, aber alles selbst zu er­ledigen und sich auf den Trading-Seiten zurechtzufinden, ist eine andere Geschichte. Über die Hotlines der Onlinebanken erhalten Sie auf jeden Fall Unterstützung bei tech­nischen und formalen Fragen. Produkt- oder Risikoberatung gibt es aber klarerweise nicht. Die Haftung für das, was geordert wird, liegt also beim Kunden. Wenn Sie zum Beispiel Wertpapiere eines Unternehmens ordern, das vor dem Konkurs steht, würde Sie niemand davon abhalten.

Allerdings sind ein paar Sicherheitsweichen eingebaut. So erhalten Sie von Ihrer Wert­papierbank einen Risikohinweis, wenn Sie ein Finanzinstrument ordern, das laut Ihrem An­legerprofil eindeutig zu risikobehaftet ist. Erst wenn Sie den Hinweis akzeptiert haben, wird die Transaktion durchgeführt. Weiters können Sie nicht mehr ordern, als an Kapital auf Ihrem Verrechnungskonto mitsamt einem kleinen Überziehungsrahmen verfügbar ist. Auch das soll größere Katastrophen (sei es durch Selbstüberschätzung oder auch durch eine Null zu viel beim Eintippen) verhindern.

Telefon-Order: Wer selbstständig handeln will, kann auch per Telefon ordern. In diesem Fall nimmt ein Bankmitarbeiter die Trans­aktionswünsche entgegen und führt den Kauf oder Verkauf durch. Beratung gibt es auch in diesem Fall keine; falsch ausgeführte Aufträge (z.B. "1.000 Stück" statt "100") gehen allerdings in diesem Fall auf die Kappe der Bank. Im Streitfall gilt die Gesprächs­aufzeichnung als Beweismittel, das von­seiten der Bank mindestens 7 Jahre lang aufbewahrt werden muss.

Hohe Kosten für Kleinanleger

Hohe Kosten für Kleinanleger

Dass Wertpapierdeals nicht kostenlos sind, ist kein Geheimnis. Im Gegensatz zu vielen Versicherungspolizzen sind die Kosten in den Konditionsblättern der Anbieter detailliert dargestellt, allerdings durch die Vielzahl an Berechnungsvarianten schwer durchschaubar. Noch weniger erfreulich ist, dass Kleinanleger durch die Kostenstruktur grob ­benachteiligt sind: Sowohl bei den Depot­kosten als auch bei den Kaufspesen werden jeweils Mindestgebühren verrechnet, die unabhängig vom Umfang eines Depots oder einer Kauforder für alle gleich hoch aus­fallen.

13% benötigter Kursgewinn bei 1.000 Euro

Anhand eines realen Beispiels mit Mindestspesen von 50 Euro haben wir errechnet, dass Kleinanleger hier somit allzu sehr zur Kasse gebeten werden: Wenn Sie 1.000 Euro investieren, müssten Sie einen Kursgewinn nach KESt von 13(!) Prozent ­erzielen, um die Transaktionskosten auszugleichen, bei 2.000 Euro immerhin noch 7 Prozent; erst ab 5.000 Euro würde die ­Sache in unserem Beispiel mit 3 Prozent Kursgewinn realistischer; ab 6.250 Euro läge der benötigte Kursgewinn abzüglich KESt stabil bei 2 Prozent.

Einzelpositionen erst ab 5.000 Euro empfehlenswert

Für Anleger bedeutet das: Einzelpositionen sind erst ab einer Inves­titionssumme von 5.000 Euro empfehlenswert. Bei Direktbanken, die oftmals günstigere Spesen verrechnen, können auch kleinere Beträge investiert werden. Es sollten jedoch mindestens 2.000 Euro pro Wert­papierposition sein. Ob eine derartige Verrechnung mit Mindestspesen und Provision gerechtfertigt ist, bleibt zu hinterfragen – fallen doch in Zeiten elektronischer Auftragsverarbeitung wohl keine Mehrkosten für höhere Ordervolumina an.

Tabelle: Mindestdepotgebühren

Tabelle: Kosten in Relation zum Ordervolumen

Diese Kosten fallen an

Bei der Verwaltung

Damit Sie überhaupt Wertpapiere kaufen können, brauchen Sie:

- ein Giro- oder Referenzkonto. Dafür fallen unterschiedlich hohe Kontoführungsgebühren an, bei manchen Anbietern auch keine.

- ein Verrechnungskonto, das bei flatex.at, ING-DiBa und ­Raiffeisenbank OÖ kostenlos ist. Sonst liegen die Konto­führungsgebühren um die 20 Euro pro Jahr, bei der Bank Austria sogar bei rund 53 Euro.

- ein Wertpapierdepot. Hier fallen bis auf wenige Ausnahmen je nach Verwahrungsart Gebühren an. Von inländischen Banken oder Kapitalgesellschaften (KAG) herausgegebene Wertpapiere (inländische Wertpapiere) werden in Sammelverwahrung verwaltet und verursachen dadurch geringere Kosten als ausländische Wertpapiere. In jedem Fall werden Mindestgebühren entweder pro Depot oder pro Wertpapierposition verrechnet (siehe Tabelle "Mindestdepotgebühren").

Beim Kauf/Verkauf

- Für den Wertpapierkauf wird entweder eine Ordergrundgebühr plus eine Provision in Prozent des Ordervolumens oder nur eine Provision verrechnet. Auch hier sind Mindestspesen festgesetzt, die bei kleinen Beträgen besonders renditeschmälernd wirken.

- Beim Verkauf werden erneut Gebühren fällig, die vom aktuellen Marktwert bzw. Kurswert berechnet werden. Da das Wertpapier im Laufe der Zeit hoffentlich an Wert zugelegt hat, werden die Verkaufsspesen über den Kaufspesen liegen, mindestens jedoch in Höhe der Mindestspesen.

- Beim Kauf eines Fonds über eine Fondsgesellschaft fällt ein Ausgabeaufschlag (Agio) an und beim Verkauf werden Rücknahmegebühren verrechnet. Für Rentenfonds liegt das Agio zwischen 1 und 3 Prozent, für Aktienfonds bei 5 Prozent des Veranlagungsbetrags und darüber.

- Bei direkt über die Börse gekauften und verkauften Fonds fallen stattdessen "nur" die bei Wertpapiertransaktionen üblichen Spesen an.

- Für den Erwerb sowie den Verkauf von inländischen Wertpapieren werden geringere Spesen verrechnet als bei ausländischen Wertpapieren.

Diese Kosten können Sie einsparen

Bei der Verwaltung

- Bei manchen Banken fällt für das Verrechnungskonto keine Konto­führungsgebühr an.

- Auf Anfrage kann ein Girokonto bei manchen Banken auch als Verrechnungskonto verwendet werden. Das erspart Ihnen unter Umständen einmal die Kontoführungsgebühren.

- Wenn Sie hauptsächlich in Fonds investieren wollen, wählen Sie einen Anbieter mit einer großen Fondsauswahl und attraktiven Angeboten für Fondskäufer (keine Depotgebühren für Fonds, hohe Rabatte auf den Ausgabeaufschlag).

- Für die Bestellung von unterjährigen Depotauszügen, zusätzlichen Kontoauszügen oder Kopien fallen meist Gebühren an; ebenso für die Ausstellung von Stimmrechts- oder Besucherkarten für Aktionärshauptversammlungen.

Beim Kauf/Verkauf

- Können bzw. wollen Sie auf Beratung verzichten, dann schneiden Sie mit Direktbanken besser ab. Neben den günstigeren Depotkosten sparen Sie hier auch bei den Ordergebühren.

- Veranlagungen in Einzelpositionen sind erst ab einem Ordervolumen von 4.000 bis 5.000 Euro zu empfehlen. Darunter schlagen die ­Mindestspesen zu stark zu Buche.

- Hudeln beim Ordern kostet: Orderstornierungen oder das Abschließen eines Gegengeschäfts, weil Sie sich vertippt oder falsch gewählt haben, kosten Extragebühren.

- Beim Kauf von bankeigenen Fonds bzw. denen von zugehörigen Fondsgesellschaften werden oft geringere Ausgabeaufschläge verlangt bzw. sind sie verhandelbar. Direktbanken mit Spezialisierung auf Fonds (Direktanlage, ING-DiBa) gewähren Rabatte bis zu 80 Prozent auf den von den KAGs festgelegten Ausgabeaufschlag.

- Beim Kauf eines Fonds direkt über die Börse ersparen Sie sich Aus­gabeaufschlag sowie Rücknahmegebühr der Fondsgesellschaft.

Zusammenfassung

  • Besser defensiv. Scheuen Sie sich nicht, beim Anlegerprofil bewusst zu untertreiben. Zu hoch eingeschätzte Kenntnisse könnten dazu führen, dass man Ihnen zu riskante Produkte anbietet oder dass Frühwarnungen unterbleiben.
  • Beraten lassen. Wenn Sie über geringe Erfahrung verfügen, sollten Sie nicht spontan kaufen. Suchen Sie mehrere ­Banken auf, um sich beraten zu lassen, und vergleichen Sie die Angebote.
  • Kleinaufträge sind teuer. Wegen der hohen Mindestgebühren sind Kleinaufträge von 1.000 oder 2.000 Euro verhältnismäßig teuer. Erst ab einem Betrag von etwa 5.000 Euro ist die Investition in ein Wertpapier oder einen Fonds empfehlens­wert (bei Direktbanken mit niedrigeren Spesen auch darunter).

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