Private Unfallversicherungen für Schüler und Studenten sind sinnvoll, Zahlscheinpolizzen bringen aber wenig.
Die Schule hat wieder begonnen und die Kinder trudeln mit allerlei Zettelwerk zu Hause ein. Darunter der eine oder andere Zahlschein, etwa für die Schülerfreifahrt, für den Schulbuchbeitrag oder den Elternvereinsbeitrag. Auch ein kurzes Informationsschreiben einer Versicherungsgesellschaft ist oft dabei, gemeinsam mit einem Zahlschein über ein paar Euro: Mit einer Schüler-Unfallversicherung würde man sicherstellen, dass der eigene Nachwuchs im Fall von Hals- und Beinbruch versichert sei. Wogegen eigentlich und wann und wo, das lesen sich die meisten nicht so genau durch oder es steht auch gar nicht so genau da. Der Betrag ist klein, gar so viel ist damit also nicht verhackt.
In der Schule auf jeden Fall versichert
Stimmt wohl, aber andererseits ist damit auch nicht viel gewonnen. Denn die Leistungen der Zahlscheinpolizzen sind oft viel zu gering, um im Ernstfall wirklich was herzumachen. Zwischen etwa 3 und 11 Euro liegen die Kosten für eine Schüler-Unfallversicherung, und versprochen wird ein erweiterter Versicherungsschutz in der Schule und bei Schulveranstaltungen. Wohlgemerkt "erweitert. Denn Unfälle in der Schule und auf dem Schulweg sind durch die Allgemeine Unfallversicherungsanstalt (AUVA) gut abgedeckt. Ebenso Unfälle bei einer Sportwoche, am Skikurs usw.
Schutz gegen Pannen in der Freizeit
Was die gesetzliche Unfallversicherung nicht abdeckt, das sind Unfälle in der Freizeit, zu Hause und beim Sport. Manche Schüler-Unfallversicherungen bieten hier einen Versicherungsschutz an. Doch der ist, der niedrigen Prämie entsprechend, im Härtefall unzureichend. Zum Beispiel sind hier bei Dauerinvalidität Einmalzahlungen zwischen 10.000 und 20.000 Euro vorgesehen. Das ist ein Tropfen auf den heißen Stein, wenn umfangreichere Umbauten oder ein behindertengerechtes Auto notwendig werden; von den Folgekosten in den darauffolgenden Jahren ganz zu schweigen. Sorgen muss man sich nicht um die Kosten für die ärztliche Versorgung nach einem Unfall z. B. im Krankenhaus; diese werden über die gesetzliche Krankenversicherung erbracht.
Besser: weltweit ganzjährig versichert
Die paar Euro sind hier, wie gesagt, nicht das Problem. Stärker wiegt bei solchen Zahlscheinpolizzen die Gefahr, dass sich die Eltern der versicherten Kinder in trügerischer Sicherheit wiegen, für den Nachwuchs und etwaige Pannenfälle im Leben vorgesorgt zu haben.
Zielführender ist, sich über einen "echten“ Unfallschutz mit weltweiter, ganzjähriger Deckung Gedanken zu machen. Für ein Kind ist eine private Einzel-Unfallversicherung ab ca. 80 Euro pro Jahr möglich. Da Unfallschutz in der Freizeit auch die Eltern betrifft, kann es sinnvoll sein, sich über ein Unfallversicherungspaket für die gesamte Familie zu informieren.
Optimal: alle gleichberechtigt
Achten Sie dabei auf ein Angebot, das alle gleichberechtigt abdeckt (manche Versicherer sehen zum Beispiel 100 % Deckung für den Vater oder Familienerhalter vor, für die Mutter weniger und noch weniger für die Kinder). Leistungen und Versicherungssummen sind frei wählbar und sollten dem eigenen Lebensstandard entsprechend festgelegt werden; dann macht die Versicherung bei einem wirklich bösen Unfall auch Sinn.
-------------------
Politiker werben
Nach Erscheinen unseres Artikels meldete der Branchendienst VersicherungsJournal.at, dass an Schulen in Niederösterreich sogar Politiker (Landeshauptmann Pröll und Landesrat Wilfling) für den Abschluss einer Schüler-Unfall-Versicherung bei der Niederösterreichischen Versicherung werben.
Auch dieses Angebot bietet keinen zuverlässigen Schutz. Die 50.000 Euro Versicherungssumme können die Kosten, die bei bleibender Invalidität anfallen, nur zu einem Bruchteil decken. Eine Unfallversicherung, die auf die persönlichen Bedürfnisse zugeschnitten ist, bringt mehr Schutz als ein solches Billigprodukt von der Stange. Daran kann auch die quasi amtliche Unterstützung nichts ändern.