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Prämiengeförderte Zukunftsvorsorge - Geizen mit Information

  • Aussagekräftige Kontonachrichten nicht selbstverständlich
  • In der Beratung wird die individuelle Situation nicht berücksichtigt
  • Über die Kosten wird meistens geschwiegen

Viele Abschlüsse

Kaum war sie auf dem Markt, setzte auch schon der Run auf sie ein: 2003 wurden 270.000 Verträge zur prämiengeförderten Zukunftsvorsorge abgeschlossen, mittlerweile sind mehr als 450.000 Konsumenten mit einem Sparbetrag von durchschnittlich 1000 Euro pro Jahr dabei. Der Großteil dessen, was als prämiengeförderte Zukunftsvorsorge angeboten und verkauft wird, sind Versicherungsprodukte.

Kaum Informationen

Wer schon eine hat, will natürlich wissen, wie sich seine Zukunftsvorsorge entwickelt. Wie viel Ertrag das eingezahlte Kapital abgeworfen hat und was davon nach Abzug der Kosten übrig bleibt, kann bei Fondsprodukten in der Regel gut nachvollzogen werden. Aber da gibt es auch relativ umfassende Informationspflichten für die Anbieter. So muss unter anderem die Total Expense Ratio (TER), eine Kennzahl, in der alle bei Investmentfonds anfallenden Kosten enthalten sind, bekannt gegeben werden. Für Versicherungsprodukte gibt es Lücken bei den Informationspflichten – die Anleger müssen weniger umfassend informiert werden, vor allem, was die Produktkosten anbelangt. Nur einige Anbieter liefern dazu von sich aus genauere Angaben. Diese wären aber für einen Angebotsvergleich wichtig, da die Kosten vor allem während der ersten Jahre angelastet werden und den Ertrag schmälern.

Jährliche Kontostandsmitteilungen

Jährliche und aussagekräftige Kontostandsmitteilungen sind bei sämtlichen Banken, die die prämiengeförderte Zukunftsvorsorge als Fondsprodukt anbieten, üblich. Die informativsten Kontonachrichten liefert die Erste Bank. Hier geht klar hervor, welche Beträge im abgelaufenen Jahr einbezahlt wurden, wie viel an staatlicher Prämie lukriert wurde, wofür das Kapital verwendet wurde und wie viel die Veranlagung aktuell wert ist.

Wenig Informationen von Versicherern

Bei Versicherungsprodukten sind dermaßen umfassende Informationen alles andere denn selbstverständlich. Zur Lieferung einer jährlichen Kontostandsmitteilung sind zwar auch Versicherungsunternehmen verpflichtet, doch bei Anker, Basler, Constantia, Donau, Vorarlberger Landesversicherung und Wiener Städtischer gibt es die erste Kontonachricht trotzdem erst nach zwei bis drei Jahren. Ob da das Kapitalminus, das durch die hohen Abschlusskosten entstanden ist, versteckt werden soll? Zu „verstecken“ gäbe es aber nichts, wenn zuvor über die Kosten transparent informiert würde. Etliche andere Anbieter verschicken wohl jährlich Kontonachrichten, doch diese sind zu mager, als dass daraus der aktuelle Wert ablesbar wäre. Dass auch Versicherer Anleger gut zu informieren wissen, zeigen unter anderem BAWAG- und S-Versicherung, Oberösterreichische Versicherung, Merkur und Victoria.

Fondsprodukte sind transparenter

Derzeit sorgt die positive Stimmung an der Wiener Börse generell für gute Erträge, so auch bei Produkten der prämiengeförderten Zukunftsvorsorge. Aber: Verglichen mit einem den Veranlagungsrichtlinien der Zukunftsvorsorge ähnlichen Anlagemix (ein Benchmark-Portfolio aus 40 Prozent ATX und 60 Prozent österreichischen Staatsanleihen hätte seit 15. Mai 2003 eine Performance von 24 Prozent eingefahren) schauen die meisten prämiengeförderten Vorsorgeprodukte denn doch ziemlich müde aus. Kein einziges konnte mit dieser Performance mithalten. Bei den Fondsprodukten ergibt sich nach einer für uns durchgeführten Analyse des unabhängigen Informationsanbieters e-fundresearch eine Bandbreite von 21,33 Prozent bei Raiffeisen Capital Management bis zu 17,99 bei der BA-CA. Experten gehen davon aus, dass Erträge über 20 Prozent auf Dauer nicht zu halten sein werden, sondern rechnen auf lange Sicht mit fünf bis sechs Prozent pro Jahr. Und eines ist klar: Je geringer die Produktkosten, desto mehr bleibt vom Ertrag. Wie hoch ein Produkt mit Kosten belastet ist, sollte bereits bei der Angebotslegung ausgewiesen werden. Anders ist ein Produktvergleich nicht möglich.

Hauptsächlich Versicherungsprodukte

Die Beratungsrealität sieht nach unseren Erfahrungen so aus: Wer sich für die prämiengeförderte Zukunftsvorsorge interessiert, bekommt vorrangig Versicherungsprodukte angeboten. Warum, darüber lässt sich allenfalls spekulieren. Selbst wenn der Anbieter beide Varianten – Fonds und Versicherung – im Programm hatte, wurden fast ausschließlich Versicherungsprodukte offeriert. Und das mit einer fix vorgegebenen Laufzeit. Der individuelle Bedarf der potenziellen Kunden wurde nicht erhoben. Zu den Produktkosten gab es in den Beratungsgesprächen so gut wie gar keine Informationen, zu den Veranlagungsstrategien nur in Einzelfällen.

Bedarfsgerecht gestalten

Falls Sie einen Vertragsabschluss erwägen, lassen Sie sich damit besser nicht abspeisen. Denn Ihre Zukunftsvorsorge soll Ihren speziellen Bedürfnissen entsprechen. Auf jeden Fall zu bedenken: Gedacht ist das Produkt zur Pensionsvorsorge. Die Auszahlung erfolgt im Form einer lebenslangen Rente – das ist die widmungsgemäße Verwendung. Sie binden Ihr Geld langfristig, vorerst mindestens 10 Jahre. Eine Kapitalauszahlung kommt teuer, da die Kapitalertragsteuer und die Hälfte der staatlichen Prämie zurückzuzahlen ist. Bei manchen Versicherungsprodukten verlieren Sie bei nicht widmungsgemäßer Verwendung zusätzlich noch die Kapitalgarantie, für die Sie all die Jahre zuvor gezahlt haben.

Langfristige Bindung

Zudem können Sie nicht bei allen Anbietern frei entscheiden, ob Sie Ihr Angespartes nach Ablauf der Mindestbindefrist verrenten oder in eine andere Zukunftsvorsorgeeinrichtung übertragen wollen. Bei der BAWAG-Versicherung müssen Sie sich beispielsweise neuerlich auf zehn Jahre binden, bei der Constantia Privatbank gleich bis zum Pensionsalter. Je nach Produkt und Anbieter gelten weiters unterschiedliche Regelungen, falls Sie Ihre Sparrate ändern oder eine Zeit lang aussetzen wollen.

Wer auf Flexibilität Wert legt, ist – einmal mehr – mit einem Fondsprodukt meist besser dran. Nur wenige Versicherungsprodukte können da mithalten.

Kosten: schlanke Struktur ist das Um und Auf

„Wie viel ein Produkt kostet, ist nicht so wichtig, solange der Ertrag passt“, so oder ähnlich lauten die Argumente, die wir immer wieder vonseiten der Anbieter zu hören bekommen. Stimmt nicht, meinen wir. Bereits geringfügige Unterschiede in der Kostenbelastung summieren sich über die Jahre hinweg.

Angenommen, Sie zahlen jährlich 2000 Euro für Ihre prämiengeförderte Zukunftsvorsorge ein, die staatliche Prämie bleibt bei neun Prozent, die Performance liegt durchschnittlich bei fünf Prozent, die Laufzeit beträgt zwanzig Jahre. Beträgt die jährliche Kostenbelastung zwei Prozent, haben Sie mit Ende der Laufzeit 57.677 Euro auf Ihrem Konto. Macht die jährliche Kostenbelastung 1,5 Prozent aus, sind es 62.107 Euro – also immerhin um 4430 Euro mehr.

Prämiengeförderte Zukunftsvorsorge: so funktioniert´s

Derzeit können pro Jahr 2000 Euro prämienbegünstigt einbezahlt werden; mindestens 40 Prozent des Kapitals müssen in börsennotierte Aktien investiert werden; die staatliche Prämie beträgt derzeit 9 Prozent; die eingezahlten Beiträge und die staatliche Prämie sind garantiert; steuerfrei in der Ansparphase und in der Rentenauszahlungsphase; das Kapital ist mindestens 10 Jahre gebunden, meist wird ein Vertrag bis zum Pensionsantrittsalter abgeschlossen; die Auszahlung ist als lebenslange monatliche Rente vorgesehen (ab dem 40. Lebensjahr möglich); bei Kapitalauszahlung muss die halbe Prämie zurückgezahlt und die KESt nachgezahlt werden.

Derzeit werden Änderungen wie eine wahlweise Kapitalgarantie und die Möglichkeit von Einmalerlägen diskutiert.

Nach Abschluss unseres Tests erreichten uns folgende Stellungnahmen

Wir bieten unseren Kunden jederzeit die Transparenz, die Fondsentwicklung im Internet abzurufen, sowie weiters auch über unsere kostenlose Servicehotline den aktuellen Kontostand abzufragen. Da wir erst mit Herbst 2003 den Verkauf der prämiengeförderten Zukunftsvorsorge gestartet haben und unseren Kunden erstmals nach dem zweiten Jahr eine Kontostandsmitteilung zusenden, erfolgt die erste Kontostandszusendung mit Herbst 2005. In Folge erhalten unsere Kunden selbstverständlich jährlich ihre Kontostandsmitteilung zugesandt.

Basler Versicherungen, Wien

 

Richtig ist, dass wir für unsere einzelnen Kunden bisher noch keine Wertemitteilungen versendet haben. Grund hiefür ist unser derzeit laufendes IT-Projekt zur Einführung einer neuen Bestandessoftware. Da die Migration aus dem Altsystem ins so genannte Neusystem im ersten Halbjahr 2005 geplant ist und die EDV-technische Umsetzung der Wertemitteilung nur noch im Neusystem realisiert wurde, erhalten unsere KundInnen die Mitteilung im 3. Quartal dieses Jahres.

Um unseren KundInnen und Vertriebspartnern zu ermöglichen, sich regelmäßig ein Bild über die Entwicklung der dem Produkt zu Grunde liegenden Veranlagung zu machen, weisen wir diese Werte, entsprechend kommentiert, seit Tarifeinführung auf unserer Anker-Homepage quartalsweise aktualisiert aus.

Der Anker
Allgemeine Versicherungs-Aktiengesellschaft

 

Die Constantia Pensionsvorsorge mit Immobilien-Vorteil wurde in Kooperation mit einer Versicherung aufgelegt. Nach dem vollendeten zweiten Jahr wird standardmäßig die erste Wertnachricht von der Versicherungsgesellschaft generiert und verschickt. Danach erfolgt der Versand jährlich. Die alljährliche Erstellung der Wertnachricht wird jeweils nach Veranlagung der staatlichen Förderung erfolgen.

Die aktuelle Performance des Constantia Vorsorge Aktien Fonds (T) kann jederzeit über die Homepage www.constantia.at abgerufen werden. Die bedauerliche Verzögerung der Ersterstellung der Wertnachricht und die bisherige Nichtverfügbarkeit von Mustermitteilungen resultieren nach Angabe der Versicherungsgesellschaft aus der erforderlichen Neuprogrammierung der EDV-Systeme.

Constantia Privatbank

Kompetent mit Konsument

  • Fonds transparenter. Bei Versicherungsprodukten gibt es meist keinerlei Informationen über die Kosten. Bei Fondsprodukten sind über Kennzahlen (Total Expense Ratio) Preisvergleiche möglich, die Entwicklung des Ertrages kann laufend verfolgt werden.
  • Variable Performance. Während der letzten beiden Jahre gab es aufgrund der außerordentlich guten Entwicklung der Wiener Börse erfreuliche Erträge. Dass das so bleibt, ist unwahrscheinlich.
  • Jährliche Kontonachricht ist obligatorisch. Falls Sie noch keine haben – einfordern und genau studieren. Nachtrag eventuell fehlender Daten verlangen.

So haben wir getestet

Wir haben Produkte und Informationspolitik der Anbieter für eine Studie im Auftrag der AK Wien untersucht. Im Zusammenhang mit der Transparenz wurde der Zeitpunkt der erstmaligen Aussendung der Kontostandsmitteilung und der Informationsgehalt nach Anbieterangaben bzw. Mustern bewertet, die uns von den Anbietern zur Verfügung gestellt wurden. Gewichtet wurde der Zeitpunkt der Aussendung der ersten Kontostandsmitteilung mit 30%, die Analyse der Kontostandsmitteilung mit 55% und die Möglichkeit, die Wertentwicklung des Fonds bzw. der Versicherung laufend im Internet bzw. in der Zeitung zu verfolgen, mit 15%. Bei der Analyse der Kontostandsmitteilung wurden die Informationen zu den Einzahlungen mit 35%, die Aufgliederung des Jahresabschlusses mit 55% und die Informationen zur staatlichen Prämie mit 10% gewichtet.

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