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Pflegeversicherung - Pflegefall

, aktualisiert am

Mit einer privaten Pflegeversicherung lässt sich das staatliche Pflegegeld auffetten. Allerdings zu einem hohen Preis und nicht in allen Fällen.

In der Tabelle finden Sie:

  • Allianz: Allianz Pflegegeld
  • Donau: SecurMed Pflege
  • Generali: Best Care (3PH60)
  • Muki: Pflegegeld Exklusiv
  • s-Versicherung: s-Pflegevorsorge Basis
  • Uniqa: CarePlus Kompakt
  • Wiener Städtische: MEDplus Pflege

Die Tabelle enthält die Prämie pro Monat bei einem Abschlussalter von 30, 35, 40, 45, 50, 55, 60, 65, 70 Jahren und die Leistung pro Monat von Pflegestufe 1 - 7. Hier unser Bericht:


Es will und will einfach nicht so richtig in die Gänge kommen, das Geschäft: Seit rund zehn Jahren bieten eine Handvoll Versicherer in Österreich ein eigenständiges Produkt zur finanziellen Absicherung im Pflegefall an – aber nach wie vor werden nur einige wenige Polizzen pro Jahr verkauft, wie alle Anbieter bestätigen. Dabei würden Aussagen wie „... dass durch die steigende Lebenserwartung die Zahl der Pflegefälle dramatisch ansteigt“ und „ ... dass bei Pflegebedürftigkeit oft ­Kosten anfallen, die vom öffentlichen Pflegegeld ... bei Weitem nicht gedeckt werden“ für entsprechende Stimmung sorgen.

Geringe Versicherungsbereitschaft

Liegt die mangelnde Versicherungsbereitschaft also an dem nach wie vor recht gut funktionierenden sozialen Netz an Alten- und Pflegeheimen sowie mobilen Diensten? Oder daran, dass im Endeffekt nur ein kleiner Prozentsatz der Bevölkerung auf Pflegeleis­tungen angewiesen ist und sich viele daher lieber zweimal überlegen, ob sie jahrzehntelang in eine Versicherung einzahlen sollen, die sie vielleicht gar nie brauchen werden?

Fünf Prozent beziehen Pflegegeld

Nur rund 5 Prozent der Bevölkerung beziehen hierzulande Pflegegeld, das ist verglichen mit anderen Ländern sogar ein relativ hoher Prozentsatz. In Deutschland etwa, wo die privaten Pflegeversicherungen schon deutlich etablierter sind als hierzulande, liegt der Anteil an Pflegegeldbeziehern nur bei 2,5 Prozent. Rund 1,3 Prozent des heimischen Bruttoinlandsprodukts fließen in Pflege­leis­tungen, und zumindest laut Statistik wird dieser Prozentsatz in den kommenden ­Jahren noch etwas ansteigen: Die Mehrheit der Pflegegeldleistungen entfällt auf über 80-Jährige und deren Zahl soll bis 2020 um rund 80.000 Personen zunehmen.

Österreichisches Pflegesystem ganz gut

Aus der Politik gibt es dennoch das klare Bekenntnis, das österreichische Pflegesystem auch in ­Zukunft per Steuer und nicht im Wege privater Versicherungen zu finanzieren. Auch der oft als "Rentenexperte“ titulierte Leiter des Europäischen Zentrums für Wohlfahrtspolitik und Sozialforschung, Bernd Marin, attes­tiert, dass das österreichische Pflegesystem "insgesamt ganz gut funktioniert".

Wer zahlen muss

Wer zahlen muss

Alles bestens also und nichts zu fürchten, wenn man einmal alt und hilflos wird? Ja und nein. Ja, weil gebrechliche, pflegebedürftige Menschen in Österreich weiterhin nicht auf sich selbst gestellt sein werden, auch wenn sie sich keine Pflege leisten können. Und nein, wenn man etwas zu verlieren hat, und zwar nicht nur die körperliche und geistige Fitness, sondern auch jede Menge Geld. Denn wird jemand pflegebedürftig, so muss er die Aufwendungen dafür von seinem Einkommen (meist die Pension) und seinem Vermögen (zum Beispiel Sparbücher, Wertpapiere) bezahlen. Reicht das nicht aus, zahlt der Sozialhilfeträger die Differenz.

Hat der oder die ­Pflegebedürftige einen Ehepartner, muss sich dieser, soweit es in seinen Möglichkeiten liegt, an den Zahlungen beteiligen. Und hat der Pflegebedürftige erst kurz vorher größere Geldbeträge oder etwa sein Haus an Kinder oder andere Begünstigte übergeben, müssen diese ebenfalls damit rechnen, etwas für die Pflegeaufwendungen zurückzahlen zu müssen. Die rechtlichen Bedingungen und ­Fristen für Schenkungsrückforderungen unterscheiden sich je nach Bundesland.

Versichern zum Vermögenserhalt

Wer also Vermögen und Liegenschaften besitzt und diese für Erben erhalten möchte, muss sie entweder schon deutlich vor Eintritt seiner Pflegebedürftigkeit weitergeschenkt haben – oder mittels privater Pflegever­sicherung dafür sorgen, dass diese im Fall von Pflegebedürftigkeit nicht gänzlich für Pflege­­leistungen aufgewendet werden müssen. Allerdings ist trotz privater Pflege­versicherung nicht gewährleistet, dass das eigene Hab und Gut unangetastet bleibt. So kann jemand subjektiv bereits Bedarf an ­Unterstützung haben; solange er aber nach dem Bundespflegegesetz nicht als pflege­bedürftig eingestuft wird, gibt es meist auch von den privaten Versicherern keine Leistungen.

Oft sind auch für die ersten Pflegestufen noch keine Leistungen der privaten Versicherer vorgesehen; oder nur, wenn man erheblich mehr Prämie zahlt. „Helfende Hände“ sind in diesem Fall also erst recht wieder aus privater Kasse zu finanzieren. Und selbst wenn bereits die Zuteilung in eine gesetz­liche Pflegestufe erfolgte, kann es speziell in den höheren Pflegestufen passieren, dass die tatsächlichen Pflegekosten höher sind als die von den privaten Versicherern festgelegten Höchstbeträge.

Kostspielige Vorsorge

Kostspielige Vorsorge

Obwohl sich in der Generation der Baby­boomer (um die 50+) und älter laut Statis­tiken einiges an Erspartem angesammelt haben dürfte, sind auch in dieser Alters­klasse die privaten Pflegeversicherungen kein Renner. Vielleicht liegt die generelle Zurückhaltung auch daran, dass Pflegever­sicherungen sehr teuer sind. Wir haben für einen Vergleich Prämienbeispiele der aktu­ellen Tarife ausgewählt. Dabei wurde auf möglichst ähnliche Produkte geachtet.

Die Höhe der monatlichen „Rente“ bei Pflege­bedürftigkeit ist bei allen Anbietern frei wählbar und bestimmt letztlich gemeinsam mit dem Eintrittsalter die Höhe der monat­lichen Prämie. Demnach ist der Einstieg in jüngeren Jahren mit rund 24 bis 41 Euro pro Monat für eine spätere Unterstützungs­leistung von rund 440 bis 700 Euro in Pflegestufe 3 noch vergleichsweise günstig; allerdings dominieren in diesem Alter andere ­finanzielle Sorgen als eine mögliche Pflegebedürftigkeit in vier bis fünf Jahrzehnten.

Gerät das Thema mit zunehmender Reife stärker in den Fokus, steigen auch die Monats­prämien rasant an: So müsste ein 55-Jähriger, der eine Versicherungsleistung ab Pflege­stufe 3 wünscht, in unserem Beispielfall schon zwischen 60 und 99 Euro pro Monat an den Versicherer überweisen, ein 60-Jähriger kommt nur im Fall der s-Versicherung noch mit deutlich unter 100 Euro aus.

Leistungen erst ab Stufe 3

Die Prämien in der Tabelle sind, wie erwähnt, nur Beispiele für eine bestimmte Variante. Wer Leistungen bereits ab Pflegestufe 1 möchte oder nur im Fall höherer Pflege­bedürftigkeit, zum Beispiel ab Pflegestufe 5, abgesichert sein möchte, kann das verein­baren und kann im ersteren Fall mit deutlich höheren und im zweiten Fall mit niedrigeren Prämien rechnen.

Viele Tarife sehen ohnedies vor, dass erst ab Pflegestufe 3 oder 4 geleistet wird – nicht ohne Grund: Mehr als 50 Prozent der Pflegebedürftigen fallen in die Stufen 1 und 2. Privat Pflegeversicherte haben dann zwar jahrelang in eine deutlich günstigere Variante eingezahlt, erhalten aber auch in mehr als der Hälfte der Fälle noch keine Leistungen.

Zuerst ansparen, dann versichern

Zuerst ansparen, dann versichern

Hier ist guter Rat teuer: Soll und kann man sich so eine Versicherung leisten oder nicht? Sicher ist: Bevor nicht gewisse Reserven für die wichtigen und schönen Dinge des Lebens (wie etwa Ausbildung, Wohnung, den einen oder anderen denkwürdigen Urlaub, ...) angespart wurden, sollten Zahlungen für eine mögliche Pflegevorsorge eher noch nach hinten gereiht werden.

Vielleicht helfen auch diese Zahlen bei der Entscheidung: Wer die eben erwähnte und in der Tabelle dargestellte Variante (Leistungen erst ab Pflegestufe 3) wählt, zahlt im Laufe eines hoffentlich langen Versicherungslebens bei einem Eintrittsalter von 30 Jahren insgesamt 15.000 Euro, bei einem Einstiegsalter von 70 Jahren 42.000 Euro, wenn er mit 80 Jahren pflegebedürftig wird; das allerdings noch ohne Inflationsanpassung der Prämien und Rentenleistungen.

Versicherungsexperten zu Rate ziehen

Wer bereits ab Pflegestufe 1 Zuschüsse aus einer privaten Versicherung will, und diese in doppelter Höhe des staatlichen Pflegegeldes, muss noch deutlich tiefer in die Tasche ­greifen und zum Beispiel für eine Pflege­bedürftigkeit ab 80 Jahren beim Tarif Top Donau oder Premium Wiener Städtische bei einem Einstiegsalter von 30 Jahren insgesamt 44.000 Euro, bei einem Einstieg als 70-Jähriger 78.000 Euro an die Versicherung überweisen.

Klar ist: Wer sich für eine private Pflege­versicherung interessiert, sollte unbedingt einen Versicherungsexperten zu Rate ziehen. Ein Vergleich auf eigene Faust ist aufgrund der vielen unterschiedlichen Gestaltungsmöglichkeiten fast nicht machbar.

Testtabelle: Pflegeversicherungen

Alternativen zur Versicherung

Eine Möglichkeit, eigenständig für eine mögliche Pflegebedürftigkeit vorzusorgen, besteht darin, regelmäßig anzusparen und einem vertrauenswürdigen Angehörigen diesen Betrag rechtzeitig zu übergeben, also bereits mehrere Jahre vor Eintritt einer Pflegebedürftigkeit. Er müsste dann im Fall einer Pflegebedürftigkeit die Leistungen aus diesem Betrag finanzieren.

Auf eigenes Vermögen sowie das des Ehepartners wird im Falle staatlicher Pflegegeldleistungen zurückgegriffen; Kinder müssen nicht mehr einspringen, allerdings gelten für sie, aber auch für andere „Beschenkte“ je nach Bundesland unterschiedliche Rückforderungsrechte und -fristen der Sozialversicherungsträger bei Schenkungen.

Bausparvertrag als eigenständige Vorsorge

Eine Alternative zur Pflegeversicherung ist auch ein Bausparvertrag: Der bringt zwar derzeit wenig Zinsen, aber wenn Sie zum Beispiel bereits einen Vertrag laufen haben und ihn nach Ende der Laufzeit nicht für einen Umbau, eine Sanierung oder Wohnraumschaffung benötigen, stellen Sie ihn bis auf Weiteres ruhend.

Sollten Sie im Alter Bedarf an Pflegegeldleistungen über das staatliche Pflegegeld hinaus haben, können Sie über Ihren alten Bausparvertrag einen Kredit dafür aufnehmen. Mit grundbücherlicher Besicherung sind bis zu 30 Jahre Laufzeit möglich, zu maximal 6 Prozent Zinsen, oft auch mehrere Jahre lang tilgungsfrei. Damit eröffnet sich zum Beispiel die Möglichkeit, Pflegeleistungen zu finanzieren und gleichzeitig so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden zu bleiben.

Pflege-Rentenversicherung

Nürnberger Versicherung AG ÖsterreichNeben den recht ähnlich aufgebauten Produkten tanzt eines aus der Reihe: Die Pflege-Rentenversicherung der Nürnberger Versicherung orientiert sich nicht nur an der gesetzlichen Einstufung zur Pflegebedürftigkeit, sondern zieht auch ein Punktesystem für alltägliche Verrichtungen heran. Sollte dieses eine andere Einstufung ergeben, so gilt für den Versicherten die bessere Einstufung. Weitere Unterschiede: Die Prämienzahldauer ist frei wählbar, und es ist auch eine Einmaleinzahlung möglich. Außerdem enthält das Produkt eine Nachversicherungsgarantie, das heißt, die Rente kann bei Bedarf ohne erneute Gesundheitsprüfung erhöht werden.  Im Vergleich mit den in der Tabelle dargestellten Tarifen bedeutet das:

Monatliche Pflegerente von 1.000 € ab der Pflegestufe 3

Monatliche Pflegerente (Grafik: VKI)

 

 

 

 

 


Tritt die Pflegebedürftigkeit bereits ab 75 Jahren ein, wird der Vertrag prämienfrei gestellt, es müssen also keine Prämien mehr bezahlt werden; die Leistungsauszahlung von monatlich 1.000 Euro beginnt und zusätzlich wird ein Gewinn ausbezahlt (siehe die rechte Spalte in der Tabelle). Die Höhe des Gewinns hängt davon ab, ob monatlich oder per Einmalerlag eingezahlt wurde.

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