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Geldanlage: Was wurde aus 50.000 Euro? - 10 Jahre nachgerechnet

Zur Jahrtausendwende investiert, heute lukriert: Wir haben nachgerechnet, wie sich eine Investition von 50.000 Euro in verschiedenen Anlageformen entwickelt hätte.

Wie hätte sich ein Anlagebetrag von 50.000 Euro entwickelt, wenn wir im Jahr 2000 investiert hätten und heute beheben würden? Hätten sich die fixen Vorstellungen, die jeder Anlageform in irgendeiner Weise anhängen, bewahrheitet? Das haben wir uns anhand der gängigsten Investitionsmöglichkeiten angesehen – angefangen vom täglich fälligen Sparbuch bis hin zur Devisenspekulation.

Gewinn ab welchem Betrag?

Damit nach zehn Jahren Anlagedauer überhaupt von einem Wertzuwachs gesprochen werden kann, muss auf jeden Fall mehr herausschauen als der investierte Betrag plus Inflationsausgleich. Als Richtwert für die Geldentwertung dient die Entwicklung des Verbraucherpreisindex (VPI) der Statistik Austria.

Ausgehend von 100 Punkten im Jahr 2000 befand sich der VPI Ende 2009 auf einem Stand von 119,4, was in unserem Fall bedeutet: Damals investierte 50.000 Euro müssten heute netto (also nach Abzug von Steuern, Spesen, Gebühren und anderen ertragsschmälernden Unkosten) mindestens 59.700 Euro ergeben, damit kein Kaufkraftverlust einträte. Ein Gewinn, also eine echte Wertsteigerung, wäre da noch nicht erzielt.

10 Jahre: lange Anlagedauer

Bei den Renditeergebnissen sollte man sich immer vor Augen führen, dass es hier um eine Anlagedauer von zehn Jahren geht, das Geld also über eine sehr lange Zeitspanne gebunden war und dementsprechend mehr bringen sollte als kurzfristige Veranlagungen. Selbst bei den vermeintlich topsicheren Anlagen war das aber keineswegs immer der Fall, und daran ist nicht nur „die Finanzkrise“ schuld. Etwa bei Aktien oder Aktienfonds: Manche erzielten sagenhafte Gewinne, andere fielen ins Bodenlose.

Auf der vorsichtigen Seite

Täglich fällige Sparbücher oder Tagesgeldeinlagen

Täglich fällige Sparbücher oder Tagesgeldeinlagen sind natürlich nicht wirklich für eine Zehn-Jahres-Investition geeignet, schon gar nicht bei Beträgen in dieser Höhe. Zur Vergleichbarkeit und weil vereinzelt immerhin bis zu 4 Prozent Zinsen pro Jahr angeboten wurden, wollten wir trotzdem wissen, wie sie abgeschnitten hätten. Da die Banken ihre Konditionen zum Teil sehr unterschiedlich gestalten und bei höheren Beträgen manchmal auch zeitlich begrenzte Boni angeboten werden, schwankt die Durchschnittsverzinsung nach Abzug der Steuer zwischen 0,9 und 1,7 Prozent. Unser Anlagebetrag wäre somit nur auf 54.700 bis 59.200 Euro angewachsen. In beiden Fällen hätten wir Geld verloren – keine gute Wahl also für Anleger.

Kapitalsparbücher

Etwas höhere Zinsen gibt es für Kapitalsparbücher oder andere gebundene Spar- und Anlageformen. Auch hier sind die Konditionen unterschiedlich und es besteht die Möglichkeit, Boni auszuhandeln. Da etwa Kapitalsparbücher meist auf fünf, höchstens sechs Jahre laufen, bezieht sich die Durchschnittsverzinsung auf diesen kürzeren Zeitraum. Dabei konnten nach Abzug der KESt zwischen 1,95 und 3,15 Prozent lukriert werden – das wären 60.651 bis 68.180 Euro.

Damit könnte zumindest die Inflation zuverlässig ausgeglichen werden, bei entsprechendem Verhandlungsgeschick und Auswahl der richtigen Anlage zum richtigen Zeitpunkt würde heute sogar um 10 Prozent mehr Geld zur Verfügung stehen als zum Zeitpunkt der Anlage.

Lebensversicherungen

Dass man mit Lebensversicherungen in den vergangenen Jahren nicht wirklich reich werden konnte, hat sich unter Polizzenhaltern bereits herumgesprochen. Unser Zehn-Jahres-Anlagevergleich bestätigt das: Eine Rendite von 2,59 Prozent und ein Auszahlungsbetrag von knapp über 64.500 Euro für die Er- und Ablebensversicherung eines Versicherungsnehmers im mittleren Alter, nach Abzug aller Kosten, deckt sich mit den Erfahrungen, die uns Versicherte immer wieder zukommen lassen.

Immerhin: Die Inflation würde deutlich abgehängt. Anzumerken ist, dass Polizzen mit Einmalerlag – wie die hier berechnete – grundsätzlich besser abschneiden als solche mit laufender Prämienzahlung. Da wäre das Ergebnis noch bescheidener ausgefallen.

Berg- und Talfahrten

Gold: keine sichere, stabile Anlage

Gold als die Krisenwährung schlechthin hat sich vor allem in den letzten ein bis zwei Jahren zu einem wahren Hit entwickelt: Die Münze Österreich feierte 2009 mit Philharmoniker & Co Rekordverkäufe, und die Oesterreichische Nationalbank konnte bei größeren Goldbarren zum ersten Mal seit langer Zeit nur nach mehrwöchiger Frist liefern.

Tatsächlich kann sich jemand, der zur Jahrtausendwende in Gold investierte, freuen: Für 50.000 Euro hätte er damals 177,61 Feinunzen Gold erwerben können. Heute wären diese an die 140.000 Euro wert!

Aber Achtung: Gold ist keine sichere, stabile Anlageform, die ständig nur an Wert zulegt. Im Gegenteil – vor allem in den vergangenen ein bis zwei Jahren dürfte der relativ enge Goldmarkt spekulativ genutzt worden sein. Der Goldwert könnte daher – bei entsprechender Erholung der Weltwirtschaft und steigenden Zinsen oder wachsendem Vertrauen in Unternehmenswerte – wieder ebenso heftig nach unten weisen.

Aktien: nicht schlecht geschlagen

Aktien haben sich im Zehn-Jahres-Vergleich nicht so schlecht geschlagen, wie es ihr Image in jüngster Zeit vermuten ließe: Nimmt man als Referenzwert den österreichischen Börsenindex ATX, der von 1.197 Punkten (3.1.2000) auf 2.495 Punkte (30.12.2009) gestiegen ist, so entspricht das einem Wertzuwachs von 108,4 Prozent. Umgelegt auf unseren Anlagebetrag und unter Berücksichtigung von An- und Verkaufsspesen wären das jetzt in Summe 98.100 Euro, also ein schöner Gewinn.

Allerdings hängt Gedeih oder Verderb hier extrem vom jeweiligen Titel ab.

  • Die voest-alpine-Aktien beispielsweise verzeichneten in diesem Zeitraum (nach Abzug von Spesen) einen Wertzuwachs von 143 Prozent, das wäre bei 50.000 Euro ausgezahlt die stolze Summe von 121.500 Euro!
  • Bei AUA-Aktien hingegen wären von 50.000 Euro nur noch 4.400 Euro übrig – ein Verlust von rund 91 Prozent!

Risiko machte sich nicht bezahlt

Risiko machte sich nicht bezahlt

Fonds mit ihren mehr oder weniger großen Aktienanteilen haben ebenfalls viele Anleger enttäuscht und zählen seit Beginn der Finanzkrise nicht gerade zu den Rennern. Zu Recht, wenn man sich die Performances ansieht, obwohl nicht alle so kläglich "eingingen“:

  • Immobilienfonds zum Beispiel haben trotz Hypothekencrash in den USA und dem nachfolgenden Aufruhr in der gesamten Branche noch halbwegs manierlich abgeschnitten und nach Abzug von Spesen einen Wertzuwachs von rund 37 Prozent erzielt (68.500 Euro).
  • Anleihenfonds mit sehr geringem Risiko haben mit 2,7 Prozent Rendite zumindest die Inflation gut ausgeglichen (Wertzuwachs auf 63.700 Euro), während Anleihenfonds mit erhöhtem Risiko nur eine Performance von 1,85 Prozent erzielten. Hier wie da handelt es sich um Durchschnittswerte – einzelne Titel erzielten deutlich mehr oder zum Leidwesen vieler Anleger auch deutlich weniger.
  • Mischfonds: Aus Anleihen und Aktien zusammengesetzte Mischfonds brachten weniger als sichere Anleihenfonds (durchschnittlich 2,1 Prozent Rendite machten aus 50.000 Euro im Laufe von zehn Jahren „nur“ 60.282 Euro).
  • Aktienfonds: Bei reinen Aktienfonds sieht der Schnitt überhaupt trist aus: Bei –0,2 Prozent Rendite pro Jahr blieben von unserem Anlagebetrag nur noch knapp über 47.000 Euro übrig! Aber auch hier gab es Ausreißer nach oben, den besten mit 10,1 Prozent Performance und einem Auszahlungsbetrag von 125.718 Euro.

Immobilienkauf: heikle Sache

Der Kauf von Immobilien aus Spekulationsgründen ist immer eine heikle Sache: Sie können sich zwar nicht in Luft auflösen, wie das bei Wertpapieren durchaus sein kann. Oft wird aber vergessen, dass sie ebenfalls zu Verlusten führen können. Die Wertentwicklung hängt stark von Lage und Umfeld des jeweiligen Objekts ab und davon, wie sich die Nachfrage nach Wohn- oder Büroraum gestaltet.

Baupreisindex als Richtschnur

Als Richtschnur für die Marktentwicklung kann der von der Statistik Austria erstellte Baupreisindex für Wohngebäude herangezogen werden. Demnach stiegen Immobilien um 26,3 Prozent im Wert; das wären bei unserem Anlagebetrag heute 63.150 Euro. Davon sind allerdings noch Steuern, Instandhaltungskosten, Reparaturen usw. abzuziehen. Wo viele Unkosten anfielen, ist möglicherweise nicht einmal mehr die Inflation abgegolten.

Risiko streuen

Warum in die Ferne schweifen ...

Devisen lassen sich ebenfalls spekulativ einsetzen. Wie bei Gold ist damit jedoch kein laufender Ertrag zu lukrieren. Daher empfiehlt es sich, wenn schon, dann eher in Fremdwährungsanleihen zu investieren, die zumindest auch einen gewissen Zins bieten; und zusätzlich die Chancen – aber auch die Risiken – einer anderen Währung. Hätten wir unsere 50.000 Euro vor zehn Jahren in US-Dollar gesteckt, so wären diese heute gerade mal 35.916 Euro wert – Spesen noch nicht mit einberechnet. Auch Schweizer Franken wären kein gutes Geschäft gewesen: Wir bekämen zwar heute knapp über 54.000 Euro, unter Berücksichtigung der Inflation wäre das aber alles andere als ein Gewinn.

Auch der japanische Yen hätte uns einen Verlust von 20 Prozent eingebracht: Von unseren harten 50.000 Euro wären nur noch an die 40.000 Euro übrig geblieben.

Risiko streuen

Gold als Überflieger in der Krise, Fonds als Absturzkandidaten und gebundene Sparbücher als solide Wertsicherer – keine echten Überraschungen also. Leider lassen sich die Ergebnisse nicht auf die nächsten zehn Jahre übertragen. Zwar wird sich an den Erkenntnissen zu Sparbüchern oder Immobilien nicht groß etwas ändern; bei Gold, Devisen oder etwa Aktienfonds könnte das Pendel aber durchaus in die andere Richtung ausschlagen.

Daher lässt sich nur auf die bewährten Anlagegrundsätze bauen: Nicht alles auf ein Pferd setzen, Risiko streuen und riskantere Anlagen überhaupt nur dann in Betracht ziehen, wenn es sich beim veranlagten Geld nicht um den Notgroschen oder um Vorsorgegeld handelt.

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