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Geldanlage: Was tun mit 100.000 Euro? - Marktübersicht

  • Nicht alle Eier in einen Korb geben
  • Unterschiede zwischen kurzer und langer Laufzeit
  • Sicherheits- oder Ertragsorientierung

Viel Vermögen erarbeitet

Die vergangenen 60 Jahre ohne Krieg, Hyperinflation und Wirtschaftskrise zeigen Wirkung: Weite Teile der älteren Bevölkerung können beträchtliche Vermögenswerte an ihre Nachfahren weitergeben. Doch die haben ein Problem: Sie wissen nicht so recht, wohin damit. Nach einer aktuellen Umfrage von Fessel-GfK steigt die Zahl der Österreicher, die sich für keine bestimmte Anlageform erwärmen können, und gleichzeitig verringert sich die Zahl der Anlagemöglichkeiten, die als interessant empfunden werden. Kein Wunder in Zeiten niedriger Zinsen, gesunkener Bausparprämien, reduzierter Ertragserwartungen bei den Lebensversicherern und mit dem Schock über den Kursverfall der Börsen vor drei Jahren noch in den Knochen.

Rollenspiel: "Wir haben geerbt"

Vielleicht haben ja die Profis eine Idee, dachten wir, und schlüpften in die Rolle frisch gebackener Erben: 100.000 Euro Nachlass, derzeit auf einem niedrig verzinsten Sparbuch geparkt, sollten mit mehr Ertrag angelegt werden – so die Vorgabe für sechs Großbanken. Mit folgender Einschränkung: Etwa in drei bis vier Jahren stehe vielleicht ein Wohnungskauf oder Hausbau an, daher sollten zwei Anlagevarianten ausgearbeitet werden – eine mit kürzerer Laufzeit von 3 bis 4 Jahren und eine auf 10 bis 15 Jahre, da sich die Frage des Immobilienerwerbs erst in einigen Wochen klären werde.

Beratung: Nichts zu mäkeln

Kurz gesagt: Den Schlüssel zum sicheren Reichtum fanden wir nicht, aber wir wurden auf jeden Fall solide beraten und teils ausführlich über Risiken und Nebenwirkungen der einzelnen Anlageprodukte informiert. Anlagewünsche und bisherige Erfahrungen mit Geldanlagen wurden abgefragt, und es gab sinnvolle Hinweise wie den, nicht den ganzen Betrag auf ein Pferd zu setzen und eine gewisse Liquiditätsreserve (= schnell verfügbares Geld) für Unvorhergesehenes parat zu halten.

Die empfohlenen Produkte waren nicht immer das Optimum, entsprachen aber von ihrer Ausrichtung her im Großen und Ganzen den vorgegebenen Anlagezeiträumen und sahen eine Streuung des Risikos vor (siehe „Das empfahlen uns die Banken“).

 

Auf dem Sparbuch zwischenlagern

Erste Bank und Hypo NÖ boten zwar gute Beratung an, machten aber keine konkreten Veranlagungsvorschläge, sondern empfahlen uns, den Betrag auf einem täglich fälligen Sparbuch zwischenzulagern, bis feststünde, auf welche Dauer das Geld investiert werden könne.

Bei kurzer Laufzeit  eher sicher anlegen

Zwei Dinge kann Ihnen aber auch die beste Beratung nicht abnehmen: erstens die Entscheidung, auf wie lange Sie einen solchen Betrag anlegen können oder wollen, und zweitens, ob Sie eher auf Nummer sicher gehen wollen oder für etwas mehr Ertrag auch etwas riskieren können. Beides – die Laufzeit und das Risiko – hängt eng zusammen. Wenn Sie bei kürzeren Laufzeiten auf möglicherweise ertragreichere Produkte wie Fonds, Anleihen oder Obligationen setzen, wirken sich auch die damit verbundenen Kosten (Kaufspesen, Depotgebühren) stärker aus als bei langer Anlagedauer. Dazu ein Beispiel: Kapitalsparbuch auf vier Jahre versus Anleihenfonds – was ist günstiger?

Kapitalsparbuch: derzeit 3,25 Prozent Zinsen

Für ein Kapitalsparbuch auf vier Jahre bekommt man derzeit bis zu 3,25 Prozent Zinsen. Nach Abzug der KESt ergibt das in vier Jahren einen Betrag von über 110.000 Euro. Um mit einem Anleihenfonds unter Berücksichtigung aller Kosten wie Ausgabeaufschlag, Management- und Depotgebühren diesen Betrag zu erzielen, müsste dieser eine Performance von über 4 Prozent pro Jahr erzielen. Erst dann würde er sich aufgrund der relativ hohen Kosten gegenüber einem Kapitalsparbuch rechnen.

Anleihen oft nicht besser als Sparbuch

Hier lohnt sich das mit einem Anleihenfonds verbundene Kursrisiko aus unserer Sicht also nur bedingt, da die Renditesprünge bei Anleihenfonds nach oben hin begrenzt sind. Ähnliches gilt für Obligationen und Anleihen mit kurzer Laufzeit, die nebenbei gesagt oft nicht sehr viel besser verzinst sind als Kapitalsparbuch oder gebundene Sparbücher: Auch sie sind mit Kosten und natürlich einem Kursrisiko verbunden. Hier sehen wir kaum Vorteile gegenüber den herkömmlichen, kostenseitig aber günstigeren Sparprodukten.

Immerhin ist man bei Letzteren auf der sicheren Seite und weiß von Beginn an, wie viel am Ende der Laufzeit herausschaut. Zu beachten ist bei größeren Summen allerdings, dass die gesetzliche Einlagensicherung nur bis 20.000 Euro greift.

 

Bei langer Laufzeit können Sie mehr riskieren

Etwas anders schaut es aus, wenn sich ein großer Anlagebetrag über zehn Jahre und länger vermehren kann. Durch die lange Anlagedauer fallen die Kosten nicht mehr so stark ins Gewicht, und auch das Auf und Ab der Kurse gleicht sich über so lange Zeitspannen eher aus. Da lohnt es sich schon, auf etwas rentablere Anlageformen zu setzen. Schließlich liegen bereits bei einem Prozent Unterschied in der durchschnittlich erzielten Rendite Welten zwischen den einzelnen Anlageergebnissen (siehe die Grafiken „So viel kommt heraus“). Wichtig dabei ist, dass Sie für sich selbst festlegen, was Vorrang hat: die Aussicht auf einen ziemlich sicheren Ausgang Ihres Anlageabenteuers – dann sollte der Aktienanteil in Ihrem Portefeuille eher gering gehalten werden; oder die Chance auf kräftiges Abcashen mittels riskanterer Fonds und Aktien, was natürlich nur dann infrage kommen sollte, wenn Sie daneben schon bombensichere Investments laufen haben. 
Ob kurze oder lange Laufzeit – bei so großen Beträgen wie unserer fiktiven Erbschaft sollte auf keinen Fall alles in einen Spartopf geworfen werden. Die Aufteilung auf mehrere Anlageformen verringert das Risiko, dass durch einen Kursabsturz deutlich weniger als geplant oder gar eingezahlt herauskommt. Denn wenn zum Beispiel die Aktien nachgeben, gleicht sich das möglicherweise durch steigende Anleihenerträge aus. Und wenn Ihre Anleihen müde dahindümpeln, dann steigen dafür vielleicht die Zinsen für Sparbücher.
Einen kleinen, absolut sicheren Gewinn können Sie eventuell gleich zu Beginn einstreifen: Im Sparbereich sind oft die Zinssätze, im Anlagebereich oft die Kosten verhandelbar. Das hat auch unser Praxistest wieder gezeigt. BAWAG und Raiffeisen gaben sich hier zwar hartnäckig, bei BA-CA und Volksbank war man aber durchaus entgegenkommend. Probieren Sie es auf jeden Fall!

So viel kommt heraus …

 … wenn Sie 100.000 Euro fünf/zehn Jahre lang entweder bei einer durchschnittlichen Rendite von 3 oder von 4 Prozent veranlagen.

  Geldanlage im Vergleich

Das empfahlen uns die Banken

  • BA-CA: Für bis zu 4 Jahre Laufzeit ein Splitting in Anleihen, Geldmarkt- und Immobilienfonds; für 10 bis 15 Jahre sollte der Betrag auf Anleihen, Aktienfonds, Lebensversicherung und Rohstoffzertifikate aufgeteilt werden.
  • Volksbank: Für bis zu 4 Jahre ein Splitting in Anleihen, Anleihenfonds und Kapitalsparbuch; für 10 bis 15 Jahre eine Aufteilung auf Anleihen- und Aktienfonds.
  • Raiffeisen NÖ/Wien: Für bis zu 4 Jahre ein Splitting in Renten- und Immobilienfonds sowie ein Stufenzinssparbuch; für 10 bis 15 Jahre wurde empfohlen, den Betrag auf Renten-, Immobilien- und Aktienfonds zu verteilen und einen Teil davon als Barreserve auf ein täglich fälliges Sparbuch zu legen.
  • BAWAG: Für bis zu 4 Jahre eine 3,25-prozentige Kassenobligation, eine 4-prozentige Wohnbauanleihe und ein Kapitalsparbuch; für eine Laufzeit von bis zu 15 Jahren Aktienfonds.
  • Erste Bank und Hypo NÖ: Empfahlen, den Betrag auf einem täglich fälligen Sparbuch zwischenzuparken, bis die Frage der Wohnraumschaffung geklärt sei.

Sicherheit oder Ertrag

Welche langfristigen Anlageformen eignen sich eher für welchen Anlegertyp?

Sicherheitsorientiert

          Ertragsorientiert           

festverzinsliche Wertpapiere  (Anleihen, Obligationen, Pfandbriefe): fixe Verzinsung, abhängig von Zinsniveau und  Bonität des Schuldners, Kursrisiko bei vorzeitigem Verkauf

Indexfonds : orientiert sich an einem Aktienindex, kosten- günstiger als Aktienfonds

Anleihenfonds : investieren in Anleihen, viele Varianten (Österreich, Europa, weltweit), flexibel gestaltbar Aktienfonds : investieren vorwiegend in Aktien, große Vielfalt  (nach Regionen, Branchen etc.), flexibel gestaltbar
Lebensversicherungen : Garantiezinssatz von derzeit 2,75%, vorzeitige Kündigung meist mit hohen Verlusten verbunden fondsgebundene Lebensversicherung : Flexibilität gegenüber Fonds eingeschränkt, werden auch mit Kapitalgarantie angeboten

Produkte mit Kapitalgarantie:  Garantie kostet und mindert Ertragschancen, oft undurchschaubare Konstrukte

Für beide Anlegertypen

Gemischte Fonds: Investieren in Anleihen und Aktien, flexibel gestaltbar
Immobilienfonds: neues Produkt, Kursschwankungen vermutlich geringer als bei Aktienfonds, aber auch Potenzial nach oben begrenzt 
Stand: 9/2004

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