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Geldanlage unter Freunden: Parlamentsenquete Crowdfunding - Politik greift Anregungen auf

Anleger wollen ethische Geldanlagen, Firmen und Vereine brauchen Geld, so das Ergebnis unserer Podiumsdiskussion im Dezember. Jetzt wird die Politik aktiv.

„Wir brauchen alternative Formen der Finanzierung. Die Anleger wollen wissen, was mit ihrem Geld geschieht. Die Politik ist gefordert“.  So lautete das Fazit unserer Veranstaltung, bei der engagierte Bürger (Heini Staudinger, Firma GEA und Reinhard Heiserer, Verein Jugend eine Welt) mit Finanzmarktaufsicht, Politikern und dem Verein für Konsumenteninformation debattierten. Damals waren sich die Politiker einig: Eine parlamentarische Enquete zu diesem Thema muss veranstaltet werden. Gestern hat der Parlamentsklub der SPÖ zu einer Enquete zum Thema „Crowdfunding“ geladen.

Beteiligt an Gewinnen und Verlusten

Crowdfunding stellt eine alternative Investitionsform dar und ist in Österreich noch wenig verbreitet. Unternehmen, aber auch Organisationen sammeln Geld ähnlich wie Spenden ein. Dafür erhalten die Investoren Waren des jeweiligen Betriebes oder auch Genussscheine. Vorausgesetzt, das Geschäft läuft gut. Macht das Projekt Verluste oder scheitert gänzlich, müssen die Investoren auch das Verlustrisiko schultern.

Konsumentenschutz muss erhalten bleiben

Wir meinen: Alternative Finanzierung darf nicht zu Lasten des Konsumentenschutzes gehen. Das stellt VKI-Vertreter Geschäftsführer Josef Kubitschek klar. Denn nach unserer Erfahrung ist das Finanzwissen von Frau und Herrn Österreicher noch ausbaufähig. Tausende Beschwerdefälle nach den Anlageskandalen der letzten Jahre zeigen: Vielen Konsumenten war nicht bewusst, welches Risiko sie mit einer Veranlagung eingehen. Daher muss auch bei Crowdfinanzierung deutlich über Ertragschancen und Risiken informiert werden. Es muss auch darauf hingewiesen werden, dass ein Unternehmen pleitegehen kann.

Ethische Anlageformen gefragt

Andererseits misstrauen Konsumenten den Banken immer mehr. Sie suchen nach ethischen und sozial verträglichen Anlageformen. Regionalität wird immer mehr zum großen Thema. Die Menschen wollen wissen, was mit ihrem Geld geschieht. Auch gemeinnützigen Organisationen und Projekten soll der Zugang zum Bürgerkapital möglich sein. Und: Es ist nur recht und billig, wenn Unternehmen, die per Crowdfunding Geld einsammeln, auch ihre Bilanzen offenlegen.


Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie hier: Livestream zur Parlamentsenquete , Finanzprodukte mit Umweltzeichen  sowie den Bericht zu unserer Podiumsdiskussion im vergangen Dezember: Geldanlage unter Freunden: VKI-Podiumsdiskussion

Weitere Veranstaltungen folgen

Unternehmen stöhnen unter Kreditklemme

Gerade Kleinunternehmen und Firmengründer haben es heute schwer, Kredite bei Banken zu bekommen. Darin sind sich Politiker aller Parteien einig. Viel unternehmerisches Potenzial liegt deswegen brach, meint Volker Plass von der Grünen Wirtschaft. Auch ortet er Widerstand von Banken und etablierten Genossenschaftsverbänden gegen Neuerungen. Die Junge Wirtschaft hat bereits eine Expertengruppe eingesetzt, die Alternativen ausarbeiten soll. Im Zentrum steht die Prospektpflicht, also die Erstellung einer schriftlichen Information, aus der Anleger genau entnehmen können, was mit ihrem Geld geschehen soll und wie es um die Firma bestellt ist.

Politiker für Anlegerschutz

Die Grünen Parlamentarier Ruperta Lichtenecker und Bruno Rossmann haben dazu bereits einen Vorschlag gemacht: Soll eine Unternehmensanleihe von weniger als drei Millionen Euro aufgenommen werden, kann das Verfahren (zum Beispiel die Prospektpflicht) vereinfacht werden. Allerdings muss sichergestellt sein, dass das Risiko der einzelnen Personen, die die Anleihe zeichnen, begrenzt ist und nicht existenzbedrohende Ausmaße annimmt. Auch die SPÖ-Vertreter Christoph Matznetter und Andreas Schieder verweisen darauf, dass der Anlegerschutz nicht aufgeweicht werden darf. Kritik an der Finanzmarktaufsicht (FMA) weist Matznetter zurück „Einen Polizisten kritisiert man ja auch nicht, wenn er Strafmandate ausstellt.“ Denn Regeln müssten eingehalten werden, dies überwache die FMA.

Förderung und Information

Die SPÖ-Vertreter stellen einige gesetzliche Verbesserungen in Aussicht: Für Kosten der Prospekterstellung könnte es Förderungen für Kleinbetriebe geben. Auch sollten die Informationen über die Rechtslage verbessert und das Genossenschaftswesen „entstaubt“ werden. Beklagt wird auch, dass Organisationen im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit oft keine Chance auf einen Bankkredit haben. Hier können Darlehensmodelle einspringen. Allerdings dürfe sich der Staat nicht aus der Verantwortung für die Entwicklungszusammenarbeit davonstehlen und seine Beiträge kürzen.

Gefordert wird auch ein Gütesiegel für ethische Geldanlage. Teilweise ist diese Forderung bereits umgesetzt: Aktuell tragen sieben nachhaltige Finanzprodukte das Österreichische Umweltzeichen.

Weitere Veranstaltung

Auch die Grünen veranstalten am 25. Februar eine Fach-Enquete im Parlament zum Thema „Wenn BürgerInnen Geld geben – KMU und Energiewende-Projekte verdienen Finanzierung“. Es freut uns, dass die öffentliche Debatte weitergeht, die wir angestoßen haben.

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