Versicherungen werden jetzt auch per Smartphone-App angeboten, etwa die G24 BergSommer. - Wir raten eher zu soliderem Schutz.
Mit dem Smartphone hat man seinen Computer immer in der Hosentasche. Apps – kleine nützliche Programme – machen´s möglich. Wer gerne in den Bergen wandert oder klettert, kann sich „G24 BergSommer“ aufs Handy laden. Diese App informiert über die Umgebung, ermöglicht das Speichern von Touren, bietet Pack- und Checklisten, auch einen Notruf an die Bergrettung kann man damit absetzen und die Retter sehen die Position des Anrufers, weil die GPS-Positionsdaten mitgeschickt werden, kurz: eine praktische Sache.
Nicht uneigennützig
Entwickelt hat diese App die Garanta Versicherung. Und die tat dies natürlich nicht nur, um Bergfexen eine Freude zu machen. Mit der G24 BergSommer kann man nämlich jederzeit und von überall her eine Unfallversicherung für Freizeitunfälle und Notsituationen in alpinem Gelände abschließen. Die Garanta ortet hier nämlich ein neues Geschäftsfeld, die Kurzzeit-Versicherungen. Die Bergschutz-Versicherung kostet 4,98 Euro und endet automatisch 48 Stunden nach Abschluss. Gedeckt sind Bergung und Hubschrauber-Rettung bis 20.000 Euro, Transport ins Krankenhaus nach Wahl bis 2.000 Euro, Rückreise und Übernachtung von Versichertem und Mitreisenden sowie Fahrzeugheimtransport bis 1.500 Euro, Ersatz von Sachkosten bis 500 Euro, Reha-Assistance und Rückerstattung von Selbstbehalten bis 5.000 Euro.
Versicherung für Versicherungsmuffel
Laut Garanta ist dies aber erst der Anfang. Derartige Apps sollen Versicherungsmuffeln, die Kleingedrucktes verabscheuen und zungenfertige Keiler meiden, die Scheu vor dem Abschluss einer Polizze nehmen. Geplant ist auch eine App für Tierfreunde, die neben nützlichen Tipps, einer Bildergalerie und sonstigen Serviceleistungen rund um Bello und Minka eine Tierbetreuungs-Versicherung offerieren wird: Falls Herrl oder Frauerl verunglücken, gibt’s Geld, damit Hund oder Katze betreut werden können. Ob Bergsommer- oder Tierfreund-App: Diese an sich netten Serviceleistungen sind ein Köder, um wenig sinnvolle Versicherungsprodukte an die Frau und den Mann zu bringen.
Zu wenig Schutz
Beispiel Bergunfälle: An den finanziellen Schutz vor existenziellen Risiken wie Verletzung oder Tod sollte man nicht erst beim Aufstieg zum Gipfel denken. Diesen plant man besser vorher in Ruhe und indem man mehrere Angebote vergleicht. Soll das Risiko eines Freizeitunfalls abgedeckt werden, dann nicht nur für eine Bergtour, sondern den gesamten Freizeitbereich. Für Einzelpersonen ist ein guter Versicherungsschutz schon ab etwa 150 Euro pro Jahr zu haben.
Mitglied bei Bergrettung oder Alpin-Verein
Auch die Mitgliedschaft bei Bergrettung oder einem alpinen Verein deckt zumindest die Bergekosten im alpinen Gelände, die die gesetzliche Sozialversicherung bekanntlich nicht trägt. Laut Statistik des Versicherungsverbandes ist die Mehrzahl der Todesfälle in Österreichs Bergen aber nicht auf Unfälle zurückzuführen, sondern auf Herz-Kreislauf-Versagen infolge Selbstüberschätzung. Derartige Risiken sind jedoch bei der Bergsommer-App-Versicherung nicht gedeckt!
Elektronische Polizze mit Tücken
Dass jetzt solche Angebote auf den Markt kommen, hängt auch damit zusammen, dass neuerdings Versicherungspolizzen in elektronischer Form erlaubt sind. Kein lästiger Papierkram mehr! Doch dies ist nicht so großartig, wie es klingt. Ja, es ist mühsam, sich durch das „Kleingedruckte“ von Versicherungsverträgen zu quälen, aber es ist notwendig und die Mühe kann sich lohnen, wenn man draufkommt, dass das Produkt doch nicht das Gelbe vom Ei ist.
Die allgemeinen Versicherungsbedingungen dieser App-Versicherung kann man auf der Homepage der Garanta nachlesen. Fragt sich, wie viele Leute das tatsächlich auf ihrem Smartphone studieren. Egal: Die Klauseln gelten als vereinbart, weil sie ja zugänglich waren. Der Einwand der Versicherungskunden "Das habe ich nicht gewusst" kann abgeschmettert werden, den Versicherer freut´s.
Unser Fazit: Was nichts kostet, ist nichts wert
Nette Apps mit nützlichen Features sollten nicht dazu verleiten, eine Versicherung abzuschließen. Hier gilt das Sprichwort: Was nichts kostet, ist nichts wert. Die Bergschutzversicherung der Garanta kostet zwar wenig, bietet aber auch wenig Schutz. Das Problem sehen wir darin, dass Berg- und Wanderfreunde die App-Features nützlich finden, eine Versicherung abschließen und glauben, sie hätten damit wirksam vorgesorgt. Bei schweren Unfällen kann sich dies als großer Irrtum herausstellen.