Mit dem neuen Zertifikat der Erste Bank sollen Anleger an der Wertsteigerung von Aktien partizipieren. Diese Rechnung geht allerdings nicht auf
"Mit dem Erste Group EUROSTOXX® Select Dividend 30Index Performance Garant partizipieren Sie direkt an der Wertentwicklung des EUROSTOXX®Select Dividend 30 Index" wirbt die Erste Bank für ihr neues Zertifikat. Derzeit setzen bekanntlich viele Anleger auf Aktien dividendenstarker Unternehmen. Mit 30. April 2012 kann man für 5 Jahre auf diesen Index der 30 dividendenstärksten Aktien Europas setzen, und zwar für nur 0,5 Prozent Ausgabeaufschlag und einer 100%igen Kapitalgarantie zum Laufzeitende durch die Erste Bank.
Garantie ist nur so gut wie der Garantiegeber
Was taugt die Garantie? Kann derjenige, der ein Garantieprodukt herausgibt, zu Laufzeitende noch bezahlen, muss er dies aufgrund des Vertrages. Kann er jedoch nicht mehr bezahlen, weil er insolvent ist, ist die Garantie wertlos. – In der Werbung heißt es: "Sie profitieren somit von der Performance dividendenstarker Unternehmen. Solche Unternehmen haben in der Regel ein stimmiges und funktionierendes Geschäftsmodell und werden daher auch von den Investoren als solide konservative Werte gerne ins Portfolio genommen."
Ist es eine gute Idee auf einen Index der 30 dividendenstärksten Aktien Europas zu setzen? Wichtig ist: Es handelt sich um einen Index. Der Kunde erhält also nicht wie bei Aktien eine Dividende; mit dem Wertpapier ist man an der Kursentwicklung beteiligt.
Es gibt zwei unterschiedliche Arten von Aktienindizes:
- Ein Performanceindex zeichnet sich dadurch aus, dass Dividenden und Bezugsrechte zwar vom Kurs der im Index vertretenen Aktien abgeschlagen (abgezogen) werden, im Index jedoch rechnerisch wieder in diese Aktien reinvestiert werden. Ein Performanceindex verändert sich also nicht, wenn die bei Aktien ausgezahlten Dividenden vom Kurs abgezogen werden.
- Bei einem Kursindex hingegen interessiert nur der Kurs der zugrunde liegenden Aktien. Im Falle einer Dividendenausschüttung wird die bei Aktien ausgezahlte Dividende vom Kurs der Aktien und demnach auch vom Index rechnerisch abgezogen.
Hohe Kursabzüge schmälern Rendite
In der Regel ist fast jeder gebräuchliche Aktienindex ein Kurs-Index. Die Ausnahme dieser Regel stellt lediglich der Dax (Deutscher Aktien Index) dar. Dieser bekannte Index ist ein Performanceindex, der Kursindex auf die Dax-Werte wird mit DAXK (Deutsche Aktien Kursindex) abgekürzt. Nun ist aber der Index, auf den sich der EUROSTOXX®Select Dividend 30 Index bezieht, ein Kursindex. Daher bedeuten hohe Dividenden zugleich hohe Kursabzüge, falls Dividenden ausbezahlt werden. Und hohe Kursabzüge sind für Anleger nicht die beste Voraussetzung, um mit steigenden Kursen eine gute Performance und Rendite als Anleger zu erwirtschaften.
Keine Kaufempfehlung
Mit einem sehr ähnlichen Produkt hat übrigens vor einigen Jahren die deutsche HypoVereinsbank die Anleger genarrt. Unsere Empfehlung: Finger weg! Mehr Informationen über fragwürdige Finanzangebote finden Sie in unserem Buch "Achtung, Finanzfalle!" ab S. 171.