Britische Lebensversicherungen - Polizzen von der Insel
Aktienorientierte Polizzen
Warum gerade die Briten? Weil sich ihr Angebot deutlich von dem österreichischer, aber auch deutscher, Versicherer unterscheidet. Die Briten legen das Geld ihrer Kunden zu einem bedeutend größeren Teil in Aktien an (bis zu 80 Prozent, so sieht es die britische Versicherungsaufsicht vor). Die Veranlagungsrichtlinien für die Versicherer sind somit deutlich liberaler als hier zu Lande, wo nur zirka 10 bis 15 Prozent des Kundenkapitals in Aktien veranlagt werden. Für die Versicherten bedeutet der niedrige Aktienanteil der österreichischen Unternehmen höhere Sicherheit, meist aber auch einen geringeren Gewinn. Die britischen Versicherer haben bisher gute Erträge erwirtschaftet, nämlich Renditen bis zu 14 Prozent. Ein hoher Aktienanteil kann zweifelsohne die Rendite beflügeln. Er birgt aber auch Verlustrisiken, denn der Aktienmarkt kann bekanntlich deutliche Schwächeanfälle erleiden, wie nicht zuletzt das Jahr 2000 gezeigt hat.
Keine Mindestverzinsung
Das größte Risiko bei den britischen Produkten besteht also darin, dass der Gesamtertrag noch weniger gewiss ist als bei inländischen Anbietern. Dazu kommt, dass die Briten im Gegensatz zu den österreichischen Lebensversicherern keine Mindestverzinsung anbieten. Die heimischen Versicherer dürfen zwar seit 1. Juli 2000 ebenfalls nur noch 3,25 Prozent an Zinsen garantieren, aber das ist allemal noch mehr als gar nichts. Um den österreichischen und deutschen Marktgepflogenheiten zu entsprechen, wird neuerdings auch in britischen Verträgen (wie zum Beispiel von Standard Life) mit einer Mindestverzinsung geworben. Sie liegt allerdings mit 2,375 Prozent unter dem österreichischen Niveau.
Für den Anleger bedeutet das: Wenn mit der Lebensversicherung die Altersvorsorge finanziert werden soll, dann bieten heimische Produkte mehr Sicherheit im Hinblick auf den späteren Ertrag. Ist für die Rente bereits durch eine oder mehrere andere Anlageformen vorgesorgt und darüber hinaus noch Kapital vorhanden, so ist eine britische Lebensversicherungspolizze durchaus erwägenswert.
Seriosität
Was die Seriosität der in Österreich anbietenden britischen Versicherungsgesellschaften angeht (siehe dazu: „Die Anbieter im Internet“), so stellen ihnen weltweit tätige Ratingagenturen wie Standard & Poors ein gutes Zeugnis aus: Im internationalen Vergleich verfügen die Unternehmen über eine hohe Finanzkraft. Auch rechtlich und steuerlich weisen die englischen Polizzen keine Haken auf: Gerichtsstand ist das Wohnsitzland des Kunden. Die Vertragssprache ist in der Mehrzahl deutsch, lediglich bei den so genannten Secondhand-Polizzen (siehe dazu: „Polizzen aus zweiter Hand“) muss der Versicherungsberater möglicherweise die einzelnen englischen Begriffe erläutern.
Als Vertragsrecht gilt das österreichische, und auch in steuerlichen Belangen gelten die österreichischen Bestimmungen: Die Sparform ist nach derzeitigem Stand einkommensteuer- und KESt-frei. Die österreichische Versicherungssteuer von vier Prozent des Anlagebetrags wird gleich wie bei heimischen Versicherern direkt von der Versicherungsgesellschaft abgeführt.
Rückkauf nicht zu empfehlen
Anleger, die sich für eine britische Lebensversicherung interessieren, sollten unbedingt eines bedenken: Bei einem vorzeitigen Ausstieg aus dem Vertrag ist mit einem unter Umständen deutlich niedrigeren Rückkaufswert zu rechnen als bei einem österreichischen Vertrag. Aus diesem Grunde gibt es in Großbritannien einen Markt für gebrauchte Lebensversicherungspolizzen (siehe dazu: „Polizzen aus zweiter Hand“). Es ist allerdings nicht möglich, eine in Österreich abgeschlossene britische Polizze als Gebrauchtversicherung auf dem britischen Secondhand-Markt anzubieten. Denn auf dem englischen Versicherungsflohmarkt werden nur auf britische Pfund lautende Verträge gehandelt – und die heimischen Verträge lauten nun einmal auf Schilling beziehungsweise in Kürze auf Euro (ausgenommen sind Secondhand-Polizzen).
Die heimischen Versicherungsnehmer sind damit im Nachteil gegenüber den englischen Versicherten, denen die Möglichkeit offen steht, ungeliebte Lebensversicherungspolizzen auf dem Gebrauchtmarkt zu verscherbeln. Daher gilt: Wer nicht absolut sicher ist, dass er die Prämien über die gesamte Laufzeit regelmäßig zahlen kann, sollte lieber die Hände davon lassen.
Gebrauchte oder Secondhand-Lebensversicherungen bieten keine Versicherungsleistung, sie sind eine reine Kapitalanlage.
Bei einer gebrauchten Lebensversicherung handelt es sich um die Polizze einer britischen Lebensversicherungsgesellschaft, die von einer Person abgeschlossen und – beispielsweise acht Jahre vor Ablauf – von einer anderen Person übernommen wird. Der Polizzeninhaber möchte die Versicherung abstoßen – sei es, weil er sich die Prämien nicht mehr leisten kann, oder weil er sie zur Besicherung eines Kredites aufgenommen hat und nach Tilgung der Schulden keine Verwendung mehr dafür hat. Der Käufer, der als Investor in die bestehende Polizze eintritt, übernimmt die weiteren Prämienverpflichtungen und kommt dann bei Fälligkeit auch in den Genuss der Ablaufleistung.
Der Secondhand-Markt für Versicherungspolizzen hat sich in Großbritannien deshalb entwickelt, weil dort die Rückkaufswerte von Er- und Ablebensversicherungen aus veranlagungstechnischen Gründen von den Versicherungsgesellschaften sehr niedrig angesetzt sind. Für den ursprünglichen Polizzeninhaber ist es daher attraktiver, seine Polizze auf dem Gebrauchtmarkt zur Verfügung zu stellen und so etwas mehr zu lukrieren, als ihm der Versicherer zurückzahlen würde. Für den Käufer bedeutet das, dass er zu einem relativ günstigen Preis in eine Anlageform einsteigen kann, die ihm die Rendite eines langfristigen Investments bietet, ihn aber nur noch wenige Jahre bindet. Man muss dafür allerdings schon eine Menge Geld in die Hand nehmen: Unter 250.000 Schilling haben gebrauchte britische Lebensversicherungen keinen Sinn.
Versicherte Person ist weiterhin der ursprüngliche Polizzeninhaber. Er tritt aber mit dem Verkauf der Polizze alle Rechte und Pflichten und somit auch sämtliche Ansprüche an den neuen Inhaber ab. Zusätzlicher Vorteil für den Käufer: Alters- und Gesundheitsangaben, die einen Neuabschluss wegen der teuren Prämien unrentabel machen können, entfallen.
Propagiert wird das Modell der „ewigen Rente“. Man erwirbt fünf voneinander unabhängige Verträge mit etwa gleicher Ablaufleistung, die in fünf Jahren nacheinander ablaufen. Wenn der erste Vertrag ausbezahlt wird, wird mit dem Erlös wieder ein Vertrag in derselben Höhe gekauft. Die Differenz zwischen Ablaufleistung und Neukauf wird an den Investor ausbezahlt. Nach dem erstmaligen Kauf finanziert sich der Ankauf der weiteren Verträge sozusagen von selbst, eine fortlaufende Zahlung der Rente ist gewährleistet.
Versicherungen über das Internet abzuschließen, ist nicht zu empfehlen. Für Erstinformationen und Vergleiche empfiehlt sich aber ein Blick in folgende Websites:
- CBI: www.cbi.co.at; Secondhand-Polizzen.
- Clerical Medical: www.clerical-medical.com/index.html
- Hansard: www.hansard.com
- Novaportfolio: www.novaportfolio.at; bietet Clerical Medical, Scottish Mutual und Secondhand-Polizzen an.
- Scottish Mutual: www.scottishmutual.co.uk/main.html
- Standard Life: www.standardlife.de; arbeitet direkt mit Versicherungsmaklern zusammen.
Höhere Erträge. Die starke Konzentration auf Aktien hat den britischen Lebensversicherern und ihren Kunden in den vergangenen Jahren gute Erträge gebracht, was allerdings nichts für die Zukunft garantiert.
Risiko Altersvorsorge. Der Aktienmarkt kann auch eine schlechte Entwicklung nehmen. Daher für die Pensionszeit nicht einzig und allein auf die Briten-Polizzen setzen.
Niedriger Rückkaufswert. Lebensversicherungen sind generell nur für Veranlagungszeiträume von zehn Jahren aufwärts zu empfehlen. Bei den britischen Polizzen gilt das umso mehr, als der Rückkaufswert bei vorzeitigem Ausstieg meist niedriger ist als bei heimischen Versicherungen.