Zum Inhalt

Bausparen - Klassiker mit Spesenärger

  • Renditen derzeit attraktiv
  • Interessante Verlängerungsangebote
  • Kontoführungsgebühren stark gestiegen

Beliebte Sparform der Österreicher

Bausparverträge gehören für die überwiegende Mehrheit der Österreicher zur Grundausstattung ihres Finanzhaushalts. Rund 5,1 Millionen Ansparverträge gibt es derzeit, mit stark steigender Tendenz, denn seit die Zinsen angezogen haben, ist auch das Bausparen wieder rentabler geworden: Im vergangenen Jahr bewegten sich die Renditen noch im Bereich von 3 Prozent, nach heutigem Stand liegen sie bereits bei 3,6 bis 3,9 Prozent – das entspricht einer Sparbuchverzinsung von nominal (also vor Abzug der KESt) 4,8 bis 5,2 %.

Ob es wirklich bei diesem Ertrag bleibt oder ob es vielleicht sogar noch mehr (bzw. auch weniger) werden könnte, hängt von der allgemeinen Entwicklung der Zinsen ab. Außer Sie wählen einen Fixzinstarif, wie er von der s-Bausparkasse und Wüstenrot angeboten wird. In diesen beiden Fällen wird über die gesamte Laufzeit mit 3 Prozent verzinst. Beim Relaxtarif der Raiffeisen, der allerdings nur Einmalzahlern offensteht, die gleich zu Vertragsbeginn die gesamten 6.000 Euro einzahlen, sind es 4 Prozent. Hier lässt sich praktisch auf den Cent genau ausrechnen, was am Ende angespart sein wird.

Mindest- und Höchstzinssätze

Sonst ist der Zinssatz meist nur im ersten Jahr fix – danach sinkt er häufig auf einen niedrigeren Wert, der regelmäßig an die allgemeine Zinsentwicklung angepasst wird. Im Gegensatz zum Fixzinstarif birgt das natürlich die Chance, bei steigenden Zinsen einen höheren Ertrag einzufahren.

Weil das Bausparen eine sichere Sache bleiben soll, haben die Bausparkassen eine Untergrenze gesetzt, unter die der Zinssatz selbst bei extrem niedrigem Kapitalmarktzinsniveau nicht rutschen darf. Sie liegt zwischen 0,5 (Raiffeisen) und 1,4 Prozent (Wüstenrot). Umgekehrt gibt es auch eine Obergrenze, die verhindert, dass das Bausparen plötzlich Top-Renditen einfährt. Sie liegt zwischen 4 (ABV, s-Bausparkasse) und 4,5 Prozent (Raiffeisen, Wüstenrot) und soll gewährleisten, dass die aus den Mitteln der Ansparverträge vergebenen Bauspardarlehen weiterhin finanzierbar bleiben.

Auf Kontoführungsgebühren achten

Bei der Auswahl nur auf den meist höheren Einstiegszinssatz zu achten, wäre verfehlt. Neben der durchschnittlichen Verzinsung über die gesamten sechs Jahre sollten auch die möglichen Mindest- und Höchstzinsen beachtet werden. In den vergangenen Jahren ist mit den Kontoführungsgebühren ein weiteres Auswahlkriterium dazugekommen.

Für Kontoführung und Serviceleistungen werden Gebühren verrechnet, die stark bis sehr stark gestiegen sind. Spitzenreiter bei der Verteuerung ist die ABV mit plus 33,08 Prozent seit 2000, am günstigsten Raiffeisen mit 8,33 Prozent Steigerung.

Gravierender bei kleinen Sparbeträgen

Das drückt auf die Rendite. Vor allem, wenn nur geringe Beträge eingezahlt werden, denn die Kontoführungsgebühr ist für jedes Ansparkonto gleich hoch. Werden beispielsweise monatlich nur 20 Euro eingezahlt, sinkt der Ertrag durch die hohen Kontoführungsgebühren der ABV im Endeffekt um 0,9 Prozent.

Vergleichsweise gering (0,15 bis 0,2 Prozent der Rendite) sind die Auswirkungen der Kontogebühren, wenn die vollen steuer- und prämienbegünstigten Beträge eingezahlt werden. Das sind 83,34 Euro pro Monat bzw. 1.000 Euro pro Jahr, wobei die jährliche Zahlung eine um rund 85 Euro höhere Ablaufleistung bringt.

Nicht vergessen: lange Bindung!

Was oft vergessen wird: Mit dem Bausparvertrag binden Sie sich auf sechs Jahre. Daher erst abschließen, wenn für finanzielle Engpässe anderweitig Geld zur Verfügung steht, etwa auf einem täglich fälligen Sparprodukt oder einem auf ein bis zwei Jahre gebundenen Sparbuch. Müssen Sie Letzteres vorzeitig beheben, bringt das zwar auch Einbußen, aber wahrscheinlich nicht so hohe wie die vorzeitige Kündigung des Bausparvertrags: Dort fällt ein Verwaltungskostenbeitrag bis zu 100 Euro an. Wird das Kapital nicht für Bildung, Pflegeleistungen oder Bauen verwendet, muss die staatliche Bausparprämie zurückgezahlt werden. Die ursprünglich vereinbarten Zinssätze werden reduziert und rückverrechnet.

Auch wenn die vertraglich festgelegte Sparrate nicht erreicht wird, entstehen hohe Kosten. Daher schon vor Abschluss überlegen, ob Sie sich die Einzahlungen wirklich über sechs Jahre leisten können.

Ablauf des Vertrags

Einige Zeit vor Ablauf der sechsjährigen Bindefrist werden die Bausparer in der Regel von ihrer Bausparkasse über den bevorstehenden Ablauf und die weiteren Möglichkeiten informiert, wie etwa Kündigung des Vertrages und Auszahlung des kompletten Erlöses, Verlängerung oder Neuvertrag (z.B. in Form eines Einmalerlags, der Rest wird ausgezahlt; oder auch komplette Auszahlung und Beginn eines neuen Ansparvertrags).

Egal wie die Entscheidung ausfällt: Wichtig zu wissen ist, dass der Bausparvertrag nicht automatisch aufgelöst, sondern vom Kunden selbst per Unterschrift gekündigt – oder bei Bedarf verlängert – werden muss. Häufig werden Bausparer von Beratern kontaktiert. Jedenfalls ist eine Reaktion in irgendeiner Form sinnvoll. Das betrifft auch eventuelle Abbuchungs- und Einziehungsaufträge, die ohne entsprechende Information an die Bank sonst einfach weiterlaufen.

Verlängerung kann sich lohnen

Früher gab es nach Ablauf der sechs Jahre Bindung nur mehr sehr magere Zinsen. Heute sind die Bausparkassen offensichtlich daran interessiert, die Kundschaft etwas länger zu halten – möglicherweise, damit der stark gestiegenen Nachfrage nach Bauspardarlehen ausreichend angespartes Kapital gegenübersteht. Es gibt teils attraktive Verlängerungsangebote, sei es für eine bestimmte Zeit gebunden oder täglich fällig.

  • ABV: bei Verlängerung um 1, 2 oder 3 Jahre Bindung 3,125 bis 3,5 %; je 1.000 Euro Guthaben je nach Verlängerungsdauer 6, 10 oder 12 Euro Bonus.
  • Raiffeisen: bei täglicher Fälligkeit 2,75 %, bei Verlängerung um 2 Jahre 4,125 %.
  • s-Bausparkasse: beliebig verlängerbar, täglich fällig, variabel verzinst (derzeit 3,3 %). Verlängerung um 4 Jahre: einmaliger Zinsbonus von 10 % der bis dahin angefallen Zinsen, zusätzlich jedes weitere Jahr 10 % Bonus.
  • Wüstenrot: bei Verlängerung um 2 Jahre („Aufbausparen“) 1,5 % plus Zinsbonus von 134 %. Das entspricht nach Ablauf der vollen zwei Jahre einer Verzinsung von 4 %; bei vorzeitiger Behebung nach 1 Monat werden 2,5 % gezahlt, nach einem Jahr 3 %.

Bausparen: Kompetent mit "Konsument"

  • Zur Auswahl. Verzinsung über die gesamte Laufzeit, Zinsbandbreite und Höhe der Kontoführungsgebühr sollten den Ausschlag geben.
  • Zahlungsrhythmus. Jeweils einmal zu Beginn des Jahres bringt mehr Ertrag als monatlich.
  • Vorzeitige Kündigung. Bringt ebenso wie das Nichterreichen der vertraglich festgelegten Sparrate große Einbußen.
  • Ende der Laufzeit. Auf Zuschriften der Bausparkassen reagieren. Der Bausparvertrag und mögliche Abbuchungs- und Einziehungsaufträge müssen vom Kunden gekündigt werden.
  • Verlängerung. Ist für eine bestimmte Zeit oder meist auch täglich fällig zu guten Konditionen möglich.

Bausparen: Testkriterien

Im Test: Alle vier Bausparkassen wurden schriftlich um aktuelle Angebote und um Stellungnahme gebeten. Das Guthaben nach sechs Jahren und der Effektivzinssatz wurden folgendermaßen ermittelt: Einzahlung: € 83,34 monatlich, beginnend mit 1.1.2008 (bis 1.12.2013).

Staatliche Prämie. € 40,– pro Jahr (gutgeschrieben jeweils am 31. Jänner; beginnend mit 31.1.2009).

Kontoführungsgebühren. Das Bausparkonto wird jeweils am 2. Jänner belastet (erstmals am 2.1.2008).

Zinssätze. Fixzinssätze bzw. -periode, danach wurde jener Zinssatz herangezogen, der derzeit jeweils als variabler Zinssatz gewährt wird. Dieser wird aufgrund von Zinsgleitklauseln ermittelt, die sich auf den EURIBOR (bzw. Euro- Zinsswap) beziehen, wobei der Stichtag des Indikators immer einen gewissen Zeitraum im vorangegangenen Jahr darstellt. Der Zinssatz für das Jahr 2008 wird demnach aus EURIBORWerten des Jahres 2007 ermittelt (beispielsweise der Durchschnitt der Monate Juli bis September des Vorjahres). Die Reihung der Ergebnisse erfolgte nach der Ablaufleistung nach sechs Jahren.

Diesen Beitrag teilen

Facebook Twitter Drucken E-Mail

Das könnte auch interessant sein:

Bauspardarlehen: Sofortfinanzierung - Solide Basis

Sofortfinanzierung im Test: Bauspardarlehen sind bei den derzeit niedrigen Zinsen günstig und bieten gegenüber anderen Kreditformen den Vorteil, dass die Zinsen nach oben hin begrenzt sind.

Bausparen - Schöngerechnet

Vier Banken im Test und schlechte Nachrichten: Die Zinsen und Prämien sind niedrig und besonders kleine Ansparbeträge sind ein eher schlechtes Geschäft. Die Angebote von S‑Bausparkasse und der Raiffeisen-Gruppe weisen zum Teil geschönte Zahlen auf.

Gefördert aus Mitteln des Sozialministeriums 

Sozialministerium

Zum Seitenanfang