Die neue Schuldverschreibung der Österreichischen Volksbanken AG wirbt mit 10 Prozent Zinsen. Aber wie bei jedem überdurchschnittlich hohen Zinsversprechen gibt es einen Haken.
Wo gibt es heute fürs Geld noch 10 Prozent Zinsen? Zumindest in Werbeversprechen. "Hohe Verzinsung bei kurzer Laufzeit" – so bewirbt die Österreichische Volksbanken AG (ÖVAG) ihr neues Zertifikat. "Mit den ATX-Schwergewichten OMV, voestalpine und Immofinanz erzielen Investoren nach einer nur einjährigen Laufzeit einen äußerst attraktiven Fixkupon von 10% p.a."
Aktien nur als Basiswerte
Ein Zertifikat ist eine Schuldverschreibung, also eine Unternehmensanleihe. Wer in dieses Wertpapier investiert, borgt der - bekanntlich etwas in Schieflage geratenen - ÖVAG Geld. Nur fürs Herborgen würde man aber nicht so hohe Zinsen lukrieren können. Daher hat man die Anleihe mit einer Wette kombiniert. Hier kommen die so genannten Basiswerte ins Spiel, also die Aktien von OMV, voestalpine und Immofinanz. Von der Wertentwicklung dieser drei Aktien an der Wiener Börse hängt es nämlich ab, wie viel Geld die Volksbank am Ende des Jahres wirklich zurückzahlt. Mit diesem Zertifikat kauft man keine Aktien.
Keine Zinsen bei schlechtem Aktienkurs
Da lauert auch schon der Haken. Während der gesamten Laufzeit von einem Jahr dürfen die Kurse von keiner dieser drei Aktien unter einen bestimmten Wert (die so genannte Barriere) fallen. Diese Barriere liegt bei 50 Prozent des Schlusskurses am 1.6. 2012. In diesem Fall muss die Volksbank nur jenen Betrag zurückzahlen, den ihr der Anleger geborgt hatte. Weil dieser das Papier aber gegen einen Ausgabeaufschlag von 1 Prozent kaufen muss, erhält er nicht einmal sein gesamtes eingesetztes Kapital zurück, sondern nur 99 Prozent davon. Nur wenn alle drei Aktienkurse die Barriere nicht unterschreiten, winken zehn Prozent Zinsen.
Auf und ab an den Börsen
Nun liegt es im Wesen von Aktien, dass ihr Wert steigen und fallen kann. Wer kein hohes Risiko tragen kann oder will, ist mit Aktien also schlecht bedient. Wenn man einige Jahre zurückblickt, hat jeder dieser drei Aktientitel schon einmal innerhalb eines Jahres mehr als die Hälfte an Wert verloren, nämlich vor rund drei Jahren. Diese Entwicklung kann sich also jederzeit wiederholen. Daher besteht das erhebliche Risiko, dass man bei dieser Wette nicht einmal seinen Einsatz zur Gänze zurückbekommt.
Falsche Werbeaussagen
Im Basisprospekt der ÖVAG wird jedoch behauptet, dass Anleger sowohl an der positiven als auch an der negativen Performance partizipieren. Das ist falsch: Ist erst einmal die Barriere durchbrochen (also der Kurs einer der drei Aktien um die Hälfte gefallen), erhält der Anleger nur noch seinen Einsatz minus 1 % Aufgabeaufschlag zurück. Dass die anderen Aktien dann vielleicht einen Höhenflug erleben oder sich der Wert der Aktie wieder erholt, ist völlig unerheblich.
Geworben wird auch damit, dass man den 10% Österreich Performer der Volksbank während der Laufzeit jederzeit wieder verkaufen kann. An der Börse wird dieses Papier aber nicht gehandelt. Bei einem Verkauf ist man wohl auf den Rückkaufpreis der ÖVAG angewiesen. Dessen Berechnungsmethode wird jedoch nicht angegeben.
Eher nicht kaufen
Beim 10% Österreich Performer der Volksbank hängt die Verzinsung der Unternehmensanleihe von der Entwicklung von drei österreichischen Aktien ab. Fällt einer der Aktienwerte um die Hälfte des Anfangskurses, erhält man nicht einmal das eingesetzte Kapital zurück. Wenn überhaupt, ist dieses Papier nur als kleiner Teil im großen Wertpapierdepot eines risikofreudigen Anlegers sinnvoll. Und dieser muss dann auch davon überzeugt sein, dass österreichische Aktien nicht abstürzen.