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Skihelme im Test - Trendige Schalen

, aktualisiert am

  • Die Passform ist am wichtigsten
  • Riemen bergen Verletzungsgefahr
  • Kaum Schadstoffe

Auf Österreichs Skipisten findet eine Revolution statt. Und es ist nicht davon die Rede, dass das Après-Ski dem eigentlich Skifahren den Rang abläuft, sondern von einer stillen Revolution: Immer mehr Menschen greifen zum Helm! Dafür gibt es unterschiedliche Gründe. Einerseits häuften sich in den vergangenen Jahren Unfälle auf der Piste, die für mediales Aufsehen sorgten. Andererseits hat sich der Helm vom Utensil für Profisportler zum Lifestyle­produkt entwickelt und es gilt als trendy, mit Kopfschutz ins Tal zu wedeln. Das ist eigentlich genau jene Entwicklung, die sich die Verantwortlichen gewünscht haben, und dennoch steht uns jetzt eine Helm­pflicht für Kinder ins Haus.

Strittige Ansichten

Laut Statistik tragen schon mehr als drei Viertel der unter 14-Jährigen einen Helm. Doch eine gesetzliche Verpflichtung dazu wird nicht von jedermann gutgeheißen. „Wir sind absolut für das Tragen eines Helms auf der Piste. Aber nicht mittels Gesetz. Es wäre das erste Mal, dass in einen Sport gesetzlich eingegriffen wird. Den Sport muss man gesetzlich frei lassen“, ­betont beispielsweise der Präsident des Österreichischen Kuratoriums für Alpine Sicherheit, Dr. Karl Gabl. Die Bundesländer Tirol und Vorarlberg schließen sich der Meinung an und verzichten auf eine diesbezügliche Vorschreibung.

Ganz anders sieht es das Kuratorium für Verkehrssicherheit und empfiehlt eine österreichweit einheitliche Skihelmtragepflicht: „Die Gefahr einer Kopfverletzung ist bei Kindern aufgrund ihrer schwächeren Muskulatur und ihrer kindlichen Körperproportionen deutlich größer als bei Erwachsenen. Kinder bis 14 Jahre sollten daher keinesfalls ohne Helm auf die Piste“, sagt Dr. Anton Dunzendorfer, Leiter des Bereiches Heim, Freizeit und Sport.

Fast Bundesweite Helmpflicht

Künftig wird es in allen Bundesländern ­außer Tirol und Vorarlberg eine Helm­pflicht geben. Eine solche Entscheidung hat natürlich auch versicherungstechnische Konsequenzen (siehe Kasten unten). Unsere ­Leserinnen und Leser stehen einer Helm­pflicht übrigens sehr positiv gegenüber. Laut Onlineumfrage vom Oktober wird sie von rund 90 Prozent unterstützt, mehr als die Hälfte davon plädiert sogar für eine gene­relle Tragepflicht, auch für Erwachsene.

Wir haben Markenhelme einem Test unterworfen. In dieser Ausgabe finden Sie die Ergebnisse für Erwachsenenhelme, jene der Kinderhelme werden in der Jänner-Ausgabe präsentiert.

Immer ausprobieren

Immer ausprobieren

Das Um und Auf ist wie bei den meisten Kleidungsstücken der gute Sitz. Wenn Sie den Helm probieren, vergessen Sie nicht, dass dieses Stück im Winterurlaub täglich viele Stunden Ihren Kopf zieren und schützen wird. Ein anfänglich nur leichtes Drücken kann sich dann schnell zu einer schmerzenden Stelle entwickeln. Daher ist ein Probe­tragen über einen längeren Zeitraum ratsam. Versuchen Sie, mit dem Verkäufer eine Umtauschmöglichkeit zu vereinbaren.

Handhabung mit Handschuhen 

Was sich bereits beim Kauf prüfen lässt, ist die Handhabung. Angeboten werden Schnapp- und Rasterverschluss. In beiden Fällen sollte die Bedienung mit Hand­schuhen möglich sein. Bei den von uns getesteten Modellen funktionierte das auch problemlos. Weniger reibungslos ging die Handhabung der Kopfbänder mit Schnellverschluss vonstatten, die bei fast allen Produkten zu finden waren. Ähnlich wie bei Radhelmen lässt sich der Helm mit ihnen besser fixieren.

Bei Atomic Xeed X, Carrera Armor, Head Stratum Supershape, Smith Variant und Scott Shadow III war das mit Handschuhen eher mühsam – die Rädchen waren zu klein und zu schwergängig, oder aber ein Schieber musste umständlich mit zwei Händen bedient werden. Dass die Passform auch ohne diese Hilfestellung stimmen kann, beweist z.B. unser Testsieger Bollé Powder V44 SB, der auch ohne Kopfband(schnell)verschluss zu den bequemsten Helmen zählt.

Sauber und luftig

Sauber und luftig

Bei den meisten Helmen ist das Innenfutter zum Waschen herausnehmbar, was die Reinigung und Pflege erleichtert. Kein unnötiger Luxus sind auch die Belüftungsschlitze. Vor allem in den bereits wärmeren Monaten März und April macht sich ein ­gutes System bezahlt. Zwei Varianten sind am Markt: Die meisten Hersteller setzen auf Schieberegler, die bei Bedarf geöffnet werden und Hitze entweichen lassen. Bei schlechtem Wetter werden sie einfach wieder zugeschoben.

Noppenvlies eher unpraktisch 

Etwas unpraktischer ist ein Noppenvlies, das zum Verschließen der Öffnungen in den Helm gelegt und zum Öffnen wieder herausgenommen wird ­(Giro, Head, Scott). Das ist ein zum Teil mühsames Gefummel und das Vlies muss man für den Fall eines Schlechtwettereinbruchs immer irgendwo eingesteckt haben. Leider gar nicht zu verschließen sind die Belüftungsöffnungen bei Helmen der Marken SH+ und Casco, bei den Modellen von Cratoni und Uvex ist ein Teil der Öffnungen nicht zu verschließen. Die nassen Stellen, die sich bei Schneefall am Kopf bilden, dürften den Skispaß etwas trüben.

Mangelhafter Komfort

Mangelhafter Komfort

Abgesehen von Atomic Xeed X und Carrera Armor haben alle von uns getesteten Mo­delle ein abnehmbares Ohrpolster. Das hat seine Vorteile an heißen Tagen oder wenn man von den nur gedämpft ans Ohr dringenden Geräuschen bereits genervt ist. Gerade die Geräuschwahrnehmung ist unter den Helmen sehr subjektiv.

Was für den einen akzeptabel ist, wirkt auf den anderen extrem störend. Selbst der objektive technische Test lieferte andere Ergebnisse als der Praxistest unserer Probanden. So schnitt der R.E.D. Avid im ­Labor gut ab, unsere Tester empfanden die Geräuschwahrnehmung durch den Helm aber als extrem unangenehm.

Skibrille zum Kauf mitnehmen

Eine Skibrillenbefestigung zählt zum Standard. Alle getesteten Modelle bieten sie in Form eines Kunststoffbügels oder eines flexiblen Bandes. Welchem System man den Vorzug gibt, ist Geschmacksache. Die Ski­brille sollte zum Kauf übrigens auf jeden Fall mitgenommen werden, da nicht jede Brille optimal zu jedem Helm passt. Einerseits ­sollte kein Spalt zwischen Brille und Helm bleiben, da der Fahrtwind an dieser schmalen Stelle extrem unangenehm ist. Andererseits sollte der Helm die Brille nicht nach unten schieben, weil es sonst zu schmerz­haften Druckstellen auf der Nase kommt.

Technisch gut

Technisch gut

Abgesehen von den beiden Letztplatzierten zeigte die technische Prüfung keine grö­beren Mängel auf. Das Modell Powder von Casco und der Avid von R.E.D. allerdings ­gingen bei den Belastungstests zu Bruch (mangelnde Durchdringungsfestigkeit). ­Weniger positiv: Bei fast allen Helmen ­mussten die Riemen bemängelt werden. ­Obwohl es für die Reißfestigkeit bei Ski­helmen keine Norm gibt, haben wir diesen Punkt in die Prüfung mit einbezogen. Bei Arbeits-Schutzhelmen gibt es diesbezüg­liche Vorschriften beispielsweise zum Schutz vor Kehlkopfverletzungen. Sobald eine Kraft von mehr als 100 Kilo auf den Riemen einwirkt, muss dieser den Helm frei­geben.

Riemen zu reißfest

Bei den Skihelmen waren es bis zu 185 Kilo. Das heißt, bei den meisten Produkten waren die Riemen zu reißfest. Das Gleiche wurde bereits 2007 von uns bemängelt – gelernt ­haben die Hersteller daraus scheinbar nicht. Nur Giro G9, ­Atomic Xeed X, Casco Powder und Bollé Powder V44 SB konnten hier ­akzeptable Werte erzielen. Der Gehalt an Schadstoffen liegt bei allen getesteten Ski­helmen im ­unbedenklichen Bereich

Tabelle: Skihelme für Erwachsene

Unfallversicherung: die wichtigsten Antworten

  • Folgen: Welche Folgen hat es, wenn ein Kind die Skihelmpflicht ignoriert und in einen Unfall verwickelt ist? Wenn ein kausaler Zusammenhang besteht (z.B. Kopfverletzung ohne Helm), könnte es sein, dass eine Mitschuld besteht. Abhängig von der rechtlichen Situation besteht die Möglichkeit, dass z.B. das Schmerzensgeld geringer ausfällt.
     
  • Versicherung: Kann die Versicherung eine Zahlung verweigern? In der privaten Unfallversicherung gibt es unterschiedliche, individuell gestaltete Versicherungsverträge. Es sind aber keine Fälle bekannt, in denen eine private Unfallversicherung die Leistungen eingeschränkt hätte, wenn gegen gesetzliche Vorschriften verstoßen wurde.
     
  • Eltern: Wer muss darauf achten, dass ein Kind einen Helm trägt? Die Eltern tragen die Verantwortung.
     
  • Allein unterwegs: Was passiert, wenn ein 13-Jähriger alleine Skifahren geht und keinen Helm trägt? In diesem Fall besteht keine Verletzung der Aufsichtspflicht, da es zumutbar ist, dass ein 13-Jähriger alleine auf der Piste unterwegs ist – sofern er Skifahren kann.

Zusammenfassung

  • Probe tragen. Vereinbaren Sie eine Umtauschmöglichkeit für den Fall, dass der Helm nicht gut sitzt. Das lässt sich nämlich erst nach längerer Zeit sicher beurteilen.
  • Handhabung und Komfort. Achten Sie darauf, dass Kinnriemen- und Kopfbandverstellung auch mit Handschuhen leicht bedient werden können; die Belüftungsöffnungen sollten verschließbar sein, die Skibrille muss trotz Helm gut sitzen.
  • Gefährliche Riemen. Die Reißfestigkeit der Riemen war bei den meisten Modellen zu hoch. Im Ernstfall kann es dadurch zu schweren Ver­letzungen kommen.
  • Aufbewahrung. Der Helm sollte lichtgeschützt aufbewahrt werden, am Besten in einem Stoffsack. Nach ca. 3 bis 5 Jahren sollte er getauscht werden (Alterung durch UV-Strahlung).
  • Durchschnittliche Bilanz. Zwei Helme gingen bei der technischen Prüfung zu Bruch. Ein „sehr gut“ konnte für keines der getesteten Modelle vergeben werden.

Testkriterien

Im Test: 15 Skihelme für Erwachsene im Preisbereich bis 150 Euro, die laut Herstellern die Marktpräsenz gut abdecken.

Technische Prüfung

Die technische Prüfung erfolgte in Anlehnung an die EN 1077. Weiters wurden Durchdringungsfestigkeit (erhöhte Anforderung nach Helmklasse A), Wirksamkeit und Festigkeit des Haltesystems sowie das Sichtfeld beurteilt.

Bei der Prüfung der Geräuschwahrnehmung wurden den Probanden im reflexionsarmen Raum Sinustöne unterschiedlicher Frequenz mit ansteigender Lautstärke zugespielt. Wenn das Signal für die Testpersonen eindeutig wahrnehmbar war, wurde der Zuspielpegel registriert. Für die Untersuchungen wurden die Messungen mit und ohne Helm durchgeführt, die Differenz der Signalwahrnehmbarkeit ergab die akustische Dämmung des jeweiligen Helmes.

Die Verarbeitung von Helmschale, Innenmaterial, Nähten, die Riemenbefestigung und das Wechseln des Innenfutters wurden beurteilt. Das Innenfutter wurde entsprechend der EN ISO 20344 6.12 hinsichtlich des Abriebwiderstandes geprüft. Die Materialien wurden in nassem Zustand 12.800 Zyklen und in trockenem Zustand 25.600 Zyklen ausgesetzt.

Praktische Prüfung

Die Beurteilung erfolgte durch 4 Männer und 2 Frauen, die als geübte Skifahrer(innen) mit den Bedien- und Handhabungsfunktionen eines Skihelms vertraut sind. Die Punkte Helm anpassen, Aufsetzen, Abnehmen, Passform, Riemen, Kopfbandschnellverstellung, Verschluss, Gewicht subjektiv, Geräusch verursacht durch Helm, Geräuschwahrnehmung, Handhabung der Skibrille, Rutschfestigkeit, Tragekomfort bei langem Haar und Belüftung wurden nach einer fünfstelligen Skala beurteilt. Die Bedienungsanleitung wurde von fünf Testpersonen hinsichtlich Vollständigkeit und Verständlichkeit bewertet.

Schadstoffe

Prüfung des Helm-Innenmaterials auf Weichmacher (Phthalate), Flammschutzmittel und PAK (polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe).

Anbieter

Alpina Eyewear & Helmets GmbH & Co KG
Neudaugasse 333
A-5741 Neunkirchen
06565 68 90-0
www.alpina-sports.at

Atomic Austria GmbH
Lackengasse 301
A-5541 Altenmarkt im Pongau
06452 39 00-0
www.atomicsnow.com

Bollé: Bushnell Performance Optics Germany GmbH
An der Alten Spinnerei 1
D-83059 Kolbermoor bei Rosenheim
+49 8031 233 48-0
www.bolle-europe.de

Carrera: Safilo Austria GmbH
Johann-Roithner-Straße 131
A-4050 Traun
07229 773-0
www.smithoptics.com

Casco International GmbH
Gewerbering Süd 11
D-01900 Bretnig
+49 35955 839-0
www.casco-helme.de

Cratoni helmets GmbH
Tannbachstraße 10-14
D-73635 Rudersberg-Steinenberg
+49 7183 939 30-0
www.cratoni.com

Giro: Trendsport Peter Kuenstl GmbH
Südtirolerstraße 1
A-6911 Lochau
05574 472 70-22
www.trendsport.at

Head Austria GmbH
Tyroliaplatz 1
A-2320 Schwechat
01 701 79-307
www.head.com

R.E.D.: Burton Sportartikel GmbH
Hallerstraße 111
A-6020 Innsbruck
0512 230
www.redprotection.com

Salomon Österreich GmbH
Moosfeldstraße 1
A-5101 Bergheim
+0043 0662 45 55 47-100
www.salomonsports.com

Scott Sports AG
Rudolf-Diesel-Straße 1
D-85221 Dachau
+49 8131 312 611
www.scott-sports.com

SH+: Sportagentur Walter Langer
Grabenweg 69
A-6020 Innsbruck
www.shplus.com

Smith: Safilo Austria GmbH
Johann-Roithner-Straße 131
A-4050 Traun
07229 773-0
www.smithoptics.com

Uvex Sports GmbH & Co. KG
Wuerzburger Straße 181
D-90766 Fürth
+49 911 97 36-287
www.uvex-sports.de

Wintex-International HandelsgmbH & Co KG
Albrechtstraße 26
A-4614 Marchtrenk
07243 528 00
www.wintex.at

Leserreaktionen

Leserreaktionen

Uninteressiert

Dienstag im Sportgeschäft: Meine Freundin und ich wollen einen Skihelm kaufen und geraten an einen wortkargen, uninteressierten Verkäufer, der uns zwar die richtigen Größen sucht, nähere Details zu den Helmen sind ihm aber nicht zu entlocken. Auf meine Frage nach der Sicherheit des Helmes bekomme ich zur Antwort: „Jeder Helm, der in den Handel kommt, ist sicher.“ Da ich Gutscheine des Geschäftes zu Hause vergessen habe, lasse ich mir ein Modell bis Freitag reservieren. Am Donnerstag bekomme ich den neuen „Konsument“ und zu meiner großen Freude wurden Skihelme getestet. Auch das von mir reservierte Modell befindet sich darunter und schneidet nur „durchschnittlich“ ab. Am Freitag konfrontiere ich denselben Verkäufer mit dem Testergebnis aus „Konsument“. Seine Antwort: „Lesen Sie das Horoskop aus der Kronen Zeitung – das hat genauso viel Wert!“ Ich glaube – jeder weitere Kommentar überflüssig! Ich lese lieber „Konsument“ als Horoskope.

Gabriele Hangl
E-Mail
(aus Konsument 02/2010)

Richtigstellung

Die Brillenhalterung des Skihelm-Modells Salomon Ranger Custom Air ist mit „gut“ bewertet, sie ist damit nicht „schlecht durchdacht“, wie es irrtümlich in der Kurzbeschreibung heißt. Das Innenfutter des Wintex V44 SB Elite Mono ist verklebt und damit nicht zu wechseln, auch nicht „kompliziert“. An der Bewertung und am Testergebnis der beiden Helme ändert sich nichts. Wir bedauern …

Die Redaktion
(aus Konsument 01/2010)

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