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Ski: All-Mountain-Modelle - Unterwegs auf allen Pisten

  • Verwirrende Vielfalt
  • Hoher Preis, aber auch hohe Qualität
  • Mangelnde Vergleichsmöglichkeit

Wer die Wahl hat, hat die Qual. Diese alt­bekannte Weisheit gilt heutzutage auch für den Skikauf. Fast jeder Hersteller hat 40 bis 60 Modelle im Programm, unterteilt in sechs bis zehn Gruppen. Dass die Sport­fachhändler aus Platz­ und Kostengründen dann doch wieder nur eine Auswahl davon in den Geschäften stehen haben und zwecks Unverwechselbarkeit (und Un­vergleichbarkeit) oft noch ihre eigenen Sondermodelle ordern, ist eine andere Geschichte.

Schön wäre es übrigens auch, wenn die Hersteller ihre Preislisten ver­öffentlichen würden – so wie es z.B. im  Autohandel üblich ist. Dann hätte man nämlich eine Kontrolle darüber, wie weit der attraktiv klingende „Angebotspreis“ wirklich unter dem „ursprünglichen Ver­kaufspreis“ liegt. Es wäre vielleicht den Versuch wert, im Geschäft nach der Her­steller­-Preisliste zu fragen.

All-Mountain-Modelle mit Bindung

Tatsache ist, dass für einen Großteil der heimischen Hobbyskifahrerinnen und ‑skifahrer ohnehin nur eine ganz bestimmte Gruppe von Brettln wirklich interessant ist, nämlich die All­-Mountain-­Modelle. Das sind Allround­-Ski in der Bandbreite zwi­schen sportlich und gemütlich. Damit macht man sowohl auf präparierten als auch auf unpräparierten Pisten eine gute Figur und kann mit ihnen genauso carven wie die traditionellen gerutschten Schwünge fahren.

Sie sind insgesamt ein wenig breiter gebaut als die rein sportlichen Modelle, was ihnen im Tiefschnee mehr Auftrieb verleiht. Wäh­rend die Skimitte in der Racing­Gruppe rund 68 Millimeter breit ist, beträgt die Mittelbreite der All-Mountain­-Modelle plus/minus 75 Millimeter. Ein längerer und brei­terer Ski fährt sich gemütlicher und hat eine höhere Laufruhe beim Geradeausfahren.

Ein wichtiges Merkmal ist weiters der Seitenradius der Ski beim Carven, also beim Kurvenfahren unter Kanteneinsatz. Der Radius ergibt sich aus dem Verhältnis der Skibreite in der Mitte und an den beiden Enden, also aus der Taillierung. Je taillier­ter ein Ski, desto enger sein Radius. Damit wird er drehfreudiger und ist eher für  kürzere Schwünge geeignet.

Modelle um die 500 Euro

Modelle um die 500 Euro

Unsere insgesamt 12 Testerinnen und Tes­ter haben sich diesmal 13 All­-Mountain­-Modelle der gehobenen Preisklasse an die Füße geschnallt – empfohlener Verkaufs­preis um die 500 Euro.

Genauer gesagt be­kommt man dafür ein Set, bestehend aus Ski und darauf abgestimmter Bindung. Wobei abgestimmt unter anderem bedeu­tet, dass die Bindung ausschließlich mit dem in den Ski integrierten Aufnahme­system des jeweiligen Herstellers kompa­tibel ist. Natürlich kann man die Sinn­haftigkeit einer solchen Vorgangsweise grundsätzlich hinterfragen.

Aber wir wollen auch nicht die Vorteile verschweigen, die vor allem darin liegen, dass Sie bei jedem Skikauf eine neuwertige Bindung dazu­bekommen und dass die Ski unversehrt bleiben, weil nicht mehr gebohrt werden muss. Auch die Mitarbeiter im Fachhandel tun sich natürlich leichter, weil die Bindung exakt im Aufnahmesystem sitzt und die Einstellungen großteils ohne Werkzeug vorgenommen werden können.

Einige Ausreißer

In technischer Hinsicht liegen die geteste­ten Ski – ihrer Preisklasse entsprechend – qualitätsmäßig eng beisammen. Fischer, Blizzard und Dynastar wiesen nach unse­rem (nicht zimperlichen) Aufpralltest an den Enden zwar leichte Risse auf, waren aber immer noch problemlos fahrbar, ohne sich aufzulösen.

Beim Nordica­ Modell war die Kantenhöhe an der Grenze des Akzep­tablen. Nach einigen Skiservices mit  Kantenschliff, die ja aus Komfort­ und Sicherheitsgründen bei Bedarf auch mehr­mals pro Saison durchgeführt werden soll­ten, wird nicht mehr viel Reserve übrig bleiben.

Praktische Prüfung

Größeres Gewicht legten wir bei der Bewer­tung auf die praktische Prüfung, wo die Ski bei den Damen wie bei den Herren glei­chermaßen bestehen mussten. Doch es gelang nicht allen. Speziell am Dynastar schieden sich die Geister (und das nicht nur wegen des an die Vierzigerjahre er­innernden Retro­-Designs).

Die Damen konnten sich in keinem Bereich für ihn er­wärmen, aber auch die Herren kritisierten die mangelnde Laufruhe und den not­wendigen hohen Krafteinsatz. Andererseits empfanden sie den Ski beim sportlichen Fahren auf nicht präparierten Pisten als „gut“. Dort zeigte der an vorletzter Stelle gereihte Rossignol seine Schwächen und konnte dem All­-Mountain-Anspruch somit nicht ganz gerecht werden.

Insgesamt betrachtet liegen die Testkandi­daten auch in der praktischen Prüfung recht eng beisammen, sodass nicht nur die beiden „sehr guten“, sondern auch die vielen „guten“ Modelle für den nächsten Skiurlaub infrage kommen.

Neue Technologie

Neue Technologie

Der K2 macht übrigens durch eine neuar­tige Bauweise auf sich aufmerksam, die sogenannte „Rocker“­-Technologie, welche bisher nur im Skisprung eingesetzt wurde.

Üblicherweise hat ein Ski eine Vorspan­nung, d.h. auf einer ebenen Fläche liegen Schaufel und Ende auf und dazwischen wölbt sich der Ski wie ein Bogen nach oben. Bei der „Rocker“ -Bauweise ist der Ski nicht erst bei der Schaufel nach oben gebogen, sondern – in abgeschwächter Form – bereits weiter hinten. Dadurch lässt er sich leichter fahren – wie ein entsprechend kürzerer Ski. Das macht sich vor allem beim Einleiten eines Schwunges bemerkbar.

Der Ski ist mit weniger Kraftaufwand zu drehen und ver­zeiht mehr Fehler. Beim Aufkanten aber wirkt die ganze Länge des Skis, er hält bes­ser und wirkt nicht so giftig. Das kommt besonders dem mittleren Skifahrer zugute. Für sportliche Fahrer ist es kein Vorteil. Der Ski wird nämlich ein wenig träger, die Kante greift erst mit etwas Verzögerung. In unse­rem Test hat sich die „Rocker“­-Technologie jedenfalls bewährt.

Testtabelle: Ski

Zusammenfassung

  • Geschlossenes Feld: Die All­-Mountain-­Modelle in der getesteten Preisklasse (rund 500 Euro) überzeugten fast durchwegs hinsichtlich Qualität und Fahreigenschaften.
  • Keine Kontinuität: Ein Wermutstropfen ist die Philosophie der Hersteller, die Brettln jedes Jahr aufs Neue erfinden zu wollen. Das Nachfolgemodell eines Spitzenski kann den Erfolg wiederholen oder es kann enttäuschen. Aufschluss bieten praxis­orientierte Tests wie dieser.
  • Leihski überlegenswert: Für Wenigfahrer können Leihski praktischer und preisgünstiger sein. Am besten wendet man sich an einen Verleih direkt im Wintersportort. Dann ist auch das Ausprobieren mehrerer Modelle (derselben Preisklasse) problemlos möglich.
  • Einmal jährlich zum Service: Wie oft Ski gewachst werden oder zum Rundum­-Service müssen, hängt von der Beanspruchung ab. Einmal jährlich (am besten zu Saisonende) sollte jeder Ski zum Service, bei dem Schäden repariert, die Kanten geschliffen und die Ski gewachst werden.

Testkriterien

Getestet wurden All­-Mountain-­Modelle der gehobenen Preisklasse (rund 500 Euro).

Technische Prüfung

  • Aufpralltest: Vor der Prüfung wur­den die Ski 12 Stunden bei –10 °C gelagert. Dann wurden Schaufel  und Skiende mit unterschiedlichem Gewicht (dreimal mit 50 kg, einmal mit 60 kg und einmal mit 70 kg) hochgezogen und auf eine Stahl­platte aufgeschlagen; auf sichtbare Schäden überprüft.
  • Ausreißfestigkeit der Kante: Die Festigkeit der Kanten wurde durch einen Schlagversuch gegen die  Kante in horizontaler Richtung von innen nach außen an zwei Stel­len im Bindungsbereich geprüft.
  • Kantenhöhe: Die Materialstärke der Kante, Höhe (vertikal) und Breite (horizontal), wurde gemessen (vorne, Mitte und hinten).
  • Lauffläche: Die Planheit der Lauf­fläche wurde vorn, in der Mitte und hinten gemessen.

Praktische Prüfung

Beurteilt wurden die Fahreigen­schaften durch mehrere Testper­sonen (Frauen und Männer) in verschiedenen Leistungsgruppen anhand eines Prüfbogens (fünf Bewertungsstufen).

  • Skidynamik: Bewertung der Ski­charakteristik unter Berücksichtigung der speziellen Anforderungen an die Fahrtechnik beim Carven: Dynamik beim Schwungeinleiten (Kanten­wechsel) und Dynamik in der Schwung­(Steuer­)Phase (Kanten­griff), jeweils bei kurzen und bei  langen Schwüngen.
  • Fahren: Das Fahrverhalten in verschie denen Situationen wurde bewertet: bei kurzen und bei langen Schwüngen, bei klassischen parallelen Schwüngen mit Rutschphasen, auf nicht präparierten Pisten sowie die Gleit­eigenschaften beim Geradeausfahren.
  • Komfort: Bewertet wurden Lauf­ruhe und Stabilität bei Schussfahrten sowie Dämpfung und Vibrationen.

 

Anbieter

Atomic Austria GmbH
Lackengasse 301
A-5541 Altenmarkt im Pongau
06452 39 00-0
www.atomicsnow.com

Blizzard Sport GmbH
Klausgasse 32
A-5730 Mittersill
06562 63 91-0
www.blizzard-ski.com

Dynastar: Skis Dynastar SAS
Valiergasse 62/1
A-6020 Innsbruck
0512 39 16 97
www.dynastar.com

Elan d.o.o.
Begunje 1
SI-4275 Begunje na Gorenjskem
www.elansports.com

Fischer Sports GmbH
Fischerstraße 8
A-4910 Ried im Innkreis
07752 909-0
www.fischersports.com

Head Austria GmbH
Tyroliaplatz 1
A-2320 Schwechat
01 701 79
www.head.com

K2 Ski Sport + Mode GmbH
Seeshaupter Straße 62
D-82377 Penzberg
+49 8856 901-0
www.k2skis.com

Kneissl Tirol GmbH
Ladestraße 2-10
A-6330 Kufstein
05372 69 90-0
www.kneissl.com

Nordica: Tecnica Group Austria
Ennspark 450
A-5541 Altenmarkt
06452 203 57
www.nordica.com

Rossignol Österreich GmbH
Valiergasse 62/1
A-6020 Innsbruck
0512 36 45 85
www.rossignol.com

Salomon Österreich GmbH
Moosfeldstraße 1
A-5101 Bergheim
0662 45 55 47
www.salomon.com

Stöckli: Markus Sailer Sport2B
Dorfstraße 43
A-6072 Lans
0512 378 264
www.stoeckli.ch

Völkl: Marker Völkl Austria GmbH
Hauptstraße 36
A-4770 Andorf
07766 40 70-0
www.voelkl.com

Leserreaktionen

Achtung bei Setbindungen!

Bei einigen der bekanntesten und größten Sporthändler ist mir aufgefallen, dass Skisets mit Bindungen bestückt sind, die nur für Jugendliche oder zarte Damen geeignet sind. Für schwerere und sehr sportliche Skifahrer sind Setbindungen meistens nicht geeignet. Auch wenn Bindungen eine maximale Kilogramm-Angabe haben, soll diese nicht bis zur letzten Zahl ausgereizt werden.

Ich bin ein großer Fan Ihrer Zeitschrift und lese wirklich jede Seite und jeden Artikel mit großem Interesse.

Peter Brunner
Wien
(aus KONSUMENT 2/2011)

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