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Haustiere, Serie - Teil 3 - Exoten für Experten

„Nicht-Kuscheltiere“ liegen im Trend: Doch Blau-gelber Ara, Bartagame oder Vogelspinne sind nur was für Spezialisten. Das zu werden, erfordert viel Engagement – schon lange vor der Anschaffung.

Exotische Tiere im Trend

Die Aliens sind unter uns – mitunter werden Vogelspinnen heute sogar im Gartenfachmarkt angeboten: ein paar Dutzend Tierchen zur freien Auswahl, jedes fein säuberlich in Klarsicht-Verpackung; ganz so als ginge es darum, Himbeeren oder Weintrauben zu verkaufen. Auch bei Heimtieren gibt es Modeströmungen, und exotisches Getier liegt voll im Trend: Das zeigen nicht zuletzt die boomenden Internet-Börsen, da findet man alles – vom Helmbasilisken bis zum Pfeilgiftfrosch.

Foto: Archiv

Kauf vorher genauestens überlegen

Doch der „Exotenboom“ sorgt für Probleme: Medienberichte über entkommene oder gar ausgesetzte Schlangen, Echsen und Skorpione sind nur die Spitze des Eisbergs. Reptilien, Amphibien oder Wirbellose, von der Stabheuschrecke bis zur Vogelspinne, sind faszinierend – dennoch sollte gründlich prüfen, wer sich bindet. Allzu häufig wird das exotische Hausgetier unüberlegt und ohne die notwendigen Vorkenntnisse angeschafft.

Tipps von Profis einholen

Auf jeden Fall sollten Sie sich vor der Anschaffung gründlich einlesen – auch wenn Sie sich für Vögel oder Fische interessieren. Mittlerweile sind viele gute Ratgeber erhältlich, die über einzelne Arten und Familien umfassend informieren. Nutzen Sie auch das Internet zur Information. Hier melden sich oft sehr engagierte und erfahrene Halter zu Wort, in den Foren werden zahlreiche Probleme kompetent erörtert.

Suchen Sie ruhig persönlichen Kontakt zu „Profis“, die freuen sich in der Regel, ihr Wissen weitergeben zu können, und Sie können von ihnen auch weiterführende Tipps bekommen, etwa in Bezug auf kompetente Tierärzte.

Artgerechte Haltung  ist ganz wichtig

Egal ob Vögel, Reptilien, Amphibien, Fische oder Wirbellose: Die Kosten für die artgerechte Unterbringung liegen fast immer weit über dem Kaufpreis des Tieres selbst. Unter etlichen hundert Euro für Käfig, Terrarium oder Aquarium geht da nichts. Dazu kommen je nach Tierart Gerätschaften für Heizung oder Wasserfilter bzw. Tageslichtstrahler (für Reptilien).

Möglichst große Aquarien und Terrarien

Grundsätzlich gilt: Der größtmögliche Lebensraum ist der beste. Im Handel werden zwar häufig „handliche“ Sets angeboten, doch ein Aquarium zum Beispiel sollte mindestens 100 Liter Fassungsvermögen aufweisen, damit eine gute Wasserqualität gewährleistet ist. Auch Terrarien dürfen nicht zu klein sein; nur genügend Raum, gute Belüftung und regelmäßige „Generalreinigung“ schaffen ein gesundes Mikroklima.

Fütterung kann zum Problem werden

Auch die Fütterung der „Aliens“ kann Probleme machen. Es ist nicht jedermanns Sache, Tubifex-Würmer für die lieben Fischchen oder Wasserschildkrötchen auf Vorrat zu halten. Andererseits betreiben engagierte Schlangenhalter gegebenenfalls sogar eine Mäusezucht, um ihre Tiere artgerecht ernähren zu können. Haben Sie die nötige Nervenstärke, um zuzusehen, wie eine verängstigte Maus unter Umständen stundenlang ihrem Ende entgegenzittert?

Achtung, Methusalems!

Ein weiteres Problem: Vögel, Fische, Reptilien & Co leiden stumm. Häufig merken ihre Halter gar nicht, dass sie krank sind. Auch fachkundige Tierärzte sind rar und nicht immer leicht zu finden. Andererseits erreichen gerade Vögel und Reptilien mitunter ein beträchtliches Lebensalter: Großpapageien können über 60 Jahre alt werden, Schildkröten 100 Jahre und mehr, auch Vogelspinnen werden 30 Jahre und älter. Können Sie eine artgemäße Haltung über so lange Zeiträume garantieren? Unter Umständen muss das Tier sogar „vererbt“ werden.

Viel Lärm und Putzarbeit

Reptilien, Amphibien, Fische und Wirbellose sind stumm, Vögel können dagegen umso heftiger lärmen. Immer wieder werden Papageien, Sittiche oder auch Beos in den Tierheimen abgegeben, weil Nachbarn und Anrainer ihrer Halter den Lärm nicht mehr dulden wollten.

Bei Rot- bzw. Gelbwangenschildkröten wiederum wird ihren Haltern oft die Putzarbeit zu viel: Die Tiere fressen nur im Wasser; werden sie richtig gehalten, wachsen sie rasch und entsprechend hoch ist die Stoffwechselrate. Das Aqua-Terrarium müsste täglich gereinigt werden, das kann und will nicht jeder leisten. Unzählige der amphibischen Schildkröten landeten deshalb in Teichen und Auen – dort bedrohen sie als Nahrungskonkurrenten sogar die Bestände der einheimischen Sumpfschildkröten. Das Aussetzen eines Tieres ist selbstverständlich illegal.

   Foto: Archiv

Washingtoner Artenschutzabkommen

Nicht nur wer ein Tier loswerden will, kann mit dem Gesetz in Konflikt kommen: Auf keinen Fall sollten Sie ein Tier aus einer dubiosen Quelle ankaufen. Zahlreiche Exoten fallen unter das Washingtoner Artenschutzabkommen, ihr Handel unterliegt Beschränkungen; gegebenenfalls ist der Besitz meldepflichtig, etwa bei Landschildkröten.

Keine Wildfänge kaufen

Nach wie vor werden auch aus der Natur entnommene Tiere angeboten. Selbst wenn das legal ist, sollten Sie keine Wildfänge kaufen, da das Naturzerstörung und Artensterben fördert.

Selbstverstümmelung bei Papageien

Auch Nachzuchten sind nicht immer unproblematisch: So sind etwa junge Griechische Landschildkröten mit rund 100 Euro pro Tier sehr teuer, meist wird deshalb bloß ein Tier gekauft; doch nur eine Gruppenhaltung mit zumindest zwei, besser noch drei, vier Tieren wäre artgerecht. Handaufgezogene Papageienvögel wiederum sind oft zu sehr auf den Menschen geprägt. Mit Eintritt der Geschlechtsreife können sie hochaggressiv gegen ihre Halter, aber auch gegen sich selbst werden: Federrupfen und Selbstverstümmelungen sind die Folge.

Hohe Anforderungen an den Tierhalter

Auch für Exoten sollte die erste Adresse das Tierheim bzw. eine Tierschutzinitiative sein. Dort wird man beraten und bekommt auch später noch Hilfestellung. Oft werden da aber hohe Anforderungen an die zukünftigen Halter gestellt: Es geht ja nicht darum ein Tier „loszuwerden“, sondern man will ihm zu einem guten und dauerhaften neuen Heim verhelfen. Im Handel und leider auch bei manchen Züchtern ist das nicht selten anders: Hier spielen oft kommerzielle Überlegungen die Hauptrolle.

Kein Rundkäfig und kein Goldfischglas

Der typische „Papageienkäfig“ ist Tierquälerei: Käfige und Volieren für Sittiche und Papageien müssen Querstreben haben, damit die Tiere klettern können; nur eckige Formen bieten Orientierung und ein optimales Raumangebot.

  Foto: Waldhäusl

Gleiches gilt für Aquarien: Immer noch sind in Filmen oder im Werbefernsehen Goldfischgläser zu sehen, doch die sind pure Tierquälerei. Der Fisch kann sich beim ewigen Im-Kreis-Schwimmen nicht orientieren und lebt im Dauerstress.

Gruppenhaltung für Vögel: vom Gesetz vorgeschrieben!

Grundsätzlich sollten alle Vögel zumindest zu zweit gehalten werden, bei kleineren Arten wie Zebrafinken empfiehlt sich die Gruppenhaltung. Für Sittiche und Papageien ist die paarweise bzw. Gruppenhaltung mittlerweile auch nach dem neuen Tierschutzgesetz vorgeschrieben, nur nachweislich unverträgliche Tiere dürfen solo bleiben.

Einsame Vögel "sprechen"

Manche Papageienarten – und auch Beos – haben die Gabe, Laute nachahmen zu können. Früher wurde Einzelhaltung empfohlen, um das „Sprachtalent“ zu fördern. Doch dieses Sprechen ist schlicht und einfach Ausdruck tiefster Einsamkeit: Weil ein Partner fehlt, passt sich der intelligente Vogel eben dem Menschen an, um sein Kommunikationsbedürfnis zu befriedigen.

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