Fair Reisen bedeutet laut respect-Broschüre auch, Produkte der Region statt Importware zu konsumieren. Im Piemont ist also Barolo angesagt, in der Steiermark Kürbiskernöl, in Brüssel Chikoree und in Bremen grüner Hering.
Innerhalb eines Landes sollte mit dem Zug statt mit dem Flieger gereist werden. Wer stundenweise Mietwägen samt Fahrer statt einen Leihwagen nimmt, sichert Arbeitsplätze. Als Unterkünfte bieten sich mittlere Hotels an, weil sie meist von Einheimischen betrieben werden und ihren Mitarbeitern ein ordentliches Lohnniveau bieten.
Das tägliches Wechseln der Handtücher und Bettwäsche sollte verweigert werden. Und ordentliche Kleidung, also etwa lange Hosen für Männer, gehört auch zu den Empfehlungen von respect und WWF.
Persönlicher Nutzen
Dass laut Umfrage 95 Prozent der Touristen einen „fairen“ Urlaub grundsätzlich gut finden, überrascht kaum. Dass rund ein Drittel von ihnen bereit ist, unter diesen Bedingungen auch mehr zu bezahlen, schon eher. Und dass es mindestens sieben Prozent schon tun, klingt viel versprechend.
Dem höheren Preis für das „Fairreisen“ stehe freilich auch ein persönlicher Mehrwert gegenüber, meinen die Initiatoren. „Ein Reiseerlebnis wird intensiver, wenn wir etwa bei unserem Peru-Angebot nach einer Inka-Stadt auch ein örtliches Straßenkinderprojekt besuchen“, sagt Rolf Pfeifer vom deutschen Reiseanbieterverband „Forum Anders Reisen“. Mit solcher Wohlfühl-Argumentation statt dem erhobenen Zeigefinger soll die touristische Nische endgültig vom Thema für die Müslifraktion zum zeitgemäßen Angebot für alle gemacht werden.
Umweltzeichen für Tourismus
Urlauben für eine bessere Welt ist auch schon in Österreich angesagt. So wird das Österreichische Umweltzeichen für diesbezüglich vorbildliche Tourismusbetriebe verliehen. Zu den Kriterien gehören die Verwendung von Naturmaterialien in Bett und Bad, Abholdienste für Gäste ohne PKW, biologische Lebensmittel für die Küche oder etwa Einkauf von saisonalen Produkten bei regionalen Anbietern.
Die Idee zieht so immer weitere Kreise: Auch schon Promis wie Roland Düringer, Chris Lohner und Reinhard Fendrich engagieren sich dafür. Die AUA unterstützte eine Kampagne gegen Kindesmissbrauch in Urlaubsländern mit einem auf Langstreckenflügen gezeigten Spot. Und ein besonders provokanter Vorschlag wird eben in Deutschland diskutiert: Flugtickets könnten dort schon bald mit folgendem Aufdruck versehen werden: „Achtung – mit diesem Flug belasten Sie das Klima!“