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Buch "Fit Forever", Ferrero "kinder Prof. Rino" - Scheinwerfer

„Fit Forever“
Die Schlacht der Gurus

Nach Strunz kommt Spitzbart?

Wer den Laufguru Strunz bereits hinter sich hat und auf der Suche nach seriöserer Kost auf Spitzbart stößt, muss sich verschaukelt vorkommen. Das Standardwerk von Dr. Michael Spitzbart „Fit Forever – 3 Säulen für Ihre Leistungsfähigkeit“ liest sich wie eine Kopie von Strunz’ „Forever young“. Ganze Absätze sind deckungsgleich. Da wie dort finden sich alberne Floskeln wie „Machen Sie es wie der Adler“ oder die Unterscheidung in „Droh- und Frohmedizin“.

Die Klärung der Frage, wer von wem abgeschrieben hat, ist müßig. Fest steht, dass die beiden jahrelang Seit’ an Seit’ marschiert sind, jetzt aber getrennte Wege gehen. Für kompetente Fachleute, die mehr Wert auf die Zwischentöne legen und an die Vernunft ihrer Zuhörer appellieren, bleibt da immer weniger Platz.

Sprüche ohne Aussage

Die optische Aufmachung und die sparsamere Bebilderung bei Spitzbart mögen zwar den Eindruck größerer Seriosität erwecken, doch im Schreibstil bedient sich auch Spitzbart immer wieder reißerischer und unsachlicher Formulierungen. Sprüche wie „Fett macht klebrige Gedanken“ sind zwar sehr einprägsam, sagen aber herzlich wenig aus. Auf der Jagd nach starken Sagern bleiben Detailinformationen, etwa, dass eine gewisse Menge Fett lebensnotwendig ist, auf der Strecke.

Nahrungsergänzungen

Dem Leser wird suggeriert, sich mit normalen Lebensmitteln nicht mehr ausreichend gesund ernähren zu können – eine These, die von Wissenschaftern bereits widerlegt wurde. Ohne Nahrungsergänzungen sei die Versorgung mit den nötigen Nährstoffen heute nicht mehr sichergestellt – wie praktisch, dass man am Ende des Buches gleich erfährt, wo man diese Mittel beziehen kann! Plakativ wird die Bedeutung von Eiweiß als „Baustein des Lebens“ hervorgehoben und zur Aufnahme großer Mengen von Eiweiß und Eiweißpräparaten geraten, ohne auf die gesundheitlichen Nachteile eines überhöhten Konsums (Belastung der Nieren, erhöhte Calcium-Ausscheidung) einzugehen. Mit ähnlichen Behauptungen ist auch Spitzbarts Rezeptbuch „Fit Forever – Kochen“ gespickt.

Vorfuß vs. Ferse

Im Laufteil findet sich wie bei Strunz die unselige Empfehlung, mit dem Vorfuß statt mit der Ferse aufzusetzen. Da sich mittlerweile herumgesprochen hat, dass diese unnatürliche Lauftechnik zu Haltungsschäden und Rückenbeschwerden führen kann (die Fachwelt spricht von einem „Strunz-Syndrom“), gibt es Spitzbart billiger: Anfänger und Übergewichtige dürfen jetzt auch wieder mit der Ferse aufsetzen.

„kinder Prof. Rino“ von Ferrero
Nur ein Körnchen Wahrheit

Der liebe Professor mit der Vollmich

Kinder lockt man mit Schokolade, deren Eltern mit dem Hinweis auf wertvolle Lebensmittel. Das weiß natürlich auch der Süßwarenmulti Ferrero. Sein Produkt „kinder Prof. Rino“ spricht Kinder gezielt an, der liebe Professor wird als „Freund aller großen und kleinen Genießer“ vorgestellt. Gleichzeitig wird den Eltern beruhigend vermittelt, dass es sich bei dieser Art Nascherei um eine wertvolle handle, denn schließlich enthält sie ja Milch, sogar „frische Vollmilch“. Auch der Marke „kinder©“ eilt (dank intensiver Werbeberieselung) ein einschlägiger Ruf voraus.

Keine Inhaltsangaben

Auf der Verpackung finden interessierte Eltern weder eine Zutatenliste noch Nährwertangaben. Wie viel Milch enthalten ist, kann daher nicht nachvollzogen werden. Auch nicht, ob wirklich „frische Vollmilch“ oder nur Milchpulver drinnen ist. Natürlich bleibt man auch im Unklaren darüber, wie hoch Zucker- oder Fettanteil sind. Oder ob Zusatzstoffe wie Aroma- oder Farbstoffe enthalten sind.

„Konsument“-Test

Ein „Konsument“-Test (6/99) hat eindeutige Ergebnisse gezeigt: Kinder-Schokoriegel liefern nur geringe Mengen an wertvollen Bestandteilen – so deckt ein Riegel kaum mehr als 5 Prozent des Tagesbedarfs an Calcium. Dafür waren Fett und Zucker deutlich überrepräsentiert: Beim „kinder maxi-Riegel“ etwa stammten 55 Prozent der Kalorien aus Fett, 41 Prozent aus Zucker.

Nichts gegen den (maßvollen) Genuss von Naschereien! Aber wer seinen Kinderlebensmitteln einen besonderen Wert zuschreibt („wenn Milch drin ist, muss es ja gesund sein!“), sollte auch die Zutaten und die Nährstoffzusammensetzung angeben. Die Eltern sollen die Möglichkeit haben, die Werbeangaben nachzuvollziehen und zu vergleichen. Auch wenn dies für Kakao- und Schokoladenerzeugnisse in keinem Gesetz verlangt wird.

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