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Kinderbeine über einem Trampolin, dahinter Spielplatz
Trampolinspringen - wie kann man Verletzungen vermeiden? Bild: Sister / stock.adobe.com (generiert durch KI)

Trampoline: "Gesund, aber unfallträchtig" - Interview mit Dr. Holger Till

Interview mit Univ.-Prof. Dr. Holger Till, Präsident des Vereins GROSSE SCHÜTZEN KLEINE und Vorstand der Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendchirurgie Graz.

Welche Trampoline für den Garten sind gut? Wir haben zehn Gartentrampoline getestet. Lesen Sie welche Modelle in unserem Test am besten abgeschnitten haben.

Nachfolgend unser Interview.

Warum ist Trampolinspringen für Kinder gesund? Warum machen sie es gerne?

Univ.-Prof. Dr. Holger Till
Univ.-Prof. Dr. Holger Till, Präsident des Vereins GROSSE SCHÜTZEN KLEINE und Vorstand der Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendchirurgie Graz Bild: Fechter, LKH Graz

Trampolinspringen zählt für Kinder mit Sicherheit zu den Sportarten mit dem höchsten Spaßfaktor. Das steigert natürlich entsprechend deren Bewegungsfreude. 

Beim Trampolinspringen werden sämtliche motorische Grundlagen angesprochen: Die Ausdauer wird gefördert, Kraft und Körperspannung verbessern sich. Auch auf Koordinationsfähigkeiten, Beweglichkeit und Schnelligkeit wirkt sich Trampolinspringen sehr positiv aus. Die Mikroimpulse beim Springen fördern den Aufbau der Knochendichte. Daneben stärkt das Springen Bandscheiben, Bänder und Sehnen. Trampolinspringen macht also fit und geschickt – wenn man einige wichtige Regeln der Unfallprävention beachtet. 

Welche Gefahren lauern auf die Kinder? 

Zu den größten Gefahrenquellen beim Trampolinspringen zählen die Kollisionsgefahr und der Federeffekt, wenn mehrere Personen gleichzeitig springen. Im privaten Bereich sind Trampoline zudem oft nicht mehr in einwandfreiem Zustand oder das Sicherheitsnetz fehlt. Auch missglückte Saltoversuche finden sich immer wieder unter den Unfallursachen, vor allem in Trampolinparks. Dort spielt auch die Gruppendynamik (Geburtstagspartys & Co.) eine nicht zu unterschätzende Rolle, vor allem in der Pubertät. Auch die – im Vergleich zum Gartentrampolin meist längere – Sprungdauer wirkt sich negativ aus. Trügerisch ist außerdem, dass das Trampolin ‚weich‘ wirkt. Jedoch handelt es sich dabei um ein ‚Rückprallgerät‘. 

Welche Verletzungen sind die häufigsten? Haben Sie Zahlen zu den Verletzungen? 

Pro Jahr werden an der Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendchirurgie Graz rund 550 Kinder (0 – 14 Jahre) nach einem Trampolinunfall behandelt. Hochgerechnet auf Österreich sind das rund 8.000. Etwa Dreiviertel der Unfälle passieren am Gartentrampolin, ein Viertel in Trampolinparks. Rd. ein Drittel der Verletzungen ist medizinisch als ‚schwer‘ einzustufen. Dabei handelt es sich vor allem um Knochenbrüche. Vereinzelt kommen auch Schädel-Hirn-Traumata vor. Die Rate an stationären Aufnahmen liegt bei etwa 8 %. Die Verletzungen bei Trampolinunfällen betreffen vor allem die Beine und Füße (rund 50 %), gefolgt von den Armen und Händen (rd. 30 %). Kopfverletzungen machen einen Anteil von knapp 15 % aus. 

Das Durchschnittsalter der verunfallten Kinder beträgt auf dem Gartentrampolin knapp sieben Jahre. Die Unfallopfer in Trampolinparks sind im Durchschnitt neun Jahre alt. Am Gartentrampolin verunfallen Mädchen und Buben eher in gleichem Verhältnis, im Trampolinpark zeigt sich hingegen ein Überhang an männlichen, pubertierenden Unfallopfern. 

Am Gartentrampolin liegt die Hochsaison für Unfälle zwischen Frühjahr und Anfang Sommer, in den sogenannten 'Warm up-Monaten', wenn die Kinder ein neues Trampolin bekommen, oftmals wild und voller Euphorie drauflosspringen, jedoch noch nicht so geübt und fit sind. In (Indoor-)Trampolinparks zeigen sich die Unfallhöhepunkte erwartungsgemäß im Winterhalbjahr sowie in Schlechtwetterphasen im Sommer. 

Gartentrampolin auf grüner Wiese, rechts dahinter eine Kinderrutsche
Wie lassen sich Unfälle und Verletzungen vermeiden? Bild: ArTo / stock.adobe.com

Wie können Verletzungen verhindert werden? 

Sprungtipps: 

  • Immer nur eine/r am Trampolin 
  • Kinder beaufsichtigen 
  • In Trampolinparks: Rücksicht auf "Mitspringer:innen" nehmen; sich nicht von anderen zu gefährlichen Dingen verleiten lassen 
  • Saltos von Profis/unter Anleitung lernen 
  • Schuhe ausziehen, Schmuck abnehmen, keine scharfen/spitzen Gegenstände in Hosentaschen 
  • in der Mitte des Trampolins springen 
  • nicht essen/trinken/Kaugummi kauen 
  • regelmäßig Pausen einlegen 
  • kein Springen von Kleinkindern 
  • nicht aufs Netz klettern 
  • (Sprung-)Socken und lange Kleidung schützen vor Verbrennungen in der Sommerhitze 

Tipps betreffend das Gerät: 

  • beim Kauf des Trampolins auf Prüfsiegel/Qualität achten Sicherheitshinweise laut Gebrauchsanweisung beachten 
  • gute Federnabdeckung und Sicherheitsnetz achten 
  • Gerät auf ebener Fläche aufstellen
  • keine gefährlichen Gegenstände rund ums Gerät (Mauern, Steine, Dachkanten, Grillgeräte etc.); keine Gegenstände auf oder unter dem Gerät (Bälle etc.) 
  • Gerät niemals bei Regen oder starkem Wind benutzen 
  • Gerät regelmäßig auf Schäden überprüfen 

Sind Bodentrampoline (im Boden eingelassen) sicherer als die klassisch aufgestellten? 

Bei Bodentrampolinen fallen natürlich sowohl die Absturzgefahr als auch die Gefahr, dass das Trampolin kippt, weg. Bodentrampoline sind zudem oft weniger stark gefedert als klassische Trampoline. Ein Nachteil ist, dass Bodentrampoline normalerweise nicht gut "abgegrenzt" sind: Um das Risiko von "überraschendem Querverkehr" durch darüber laufende Kinder für das gerade springende Kind zu minimieren, empfehlen wir, hier eine gewisse Abgrenzung zu schaffen. 

Auch bei Bodentrampolinen ist zudem ein Sicherheitsnetz empfehlenswert (Sturz auf harten Boden in der Umgebung). Wird kein Netz verwendet, ist ganz besonders auf den Rand (Polsterung etc.) sowie den Boden der Umgebung zu achten (Fallschutzmatten, Rindenmulch etc.) sowie darauf, dass keine gefährlichen Gegenstände herumliegen. Bei den Bodentrampolinen besteht zudem das Risiko, dass sich im Laufe der Zeit das umgebende Erdreich absetzt, wodurch eine Fallgefahr durch kleine Gräben bzw. Löcher entstehen kann. Nach Regenfällen kann sich außerdem Wasser oder Matsch ansammeln. Nicht zuletzt sind in den Boden eingelassene Trampoline deutlich schwerer und aufwändiger zu reparieren. Man kann also nicht pauschal sagen, welche Variante sicherer ist. 

Ab welchem Alter dürfen Kinder aufs Trampolin? 

Für Kleinkinder unter drei Jahren ist das Trampolin definitiv nicht geeignet. Richtig empfehlenswert ist das Springen erst ab etwa sechs Jahren, da hier unter anderem die Körperkoordination bereits deutlich besser ist als bei jüngeren Kindern. Allgemein gilt es, sich vorsichtig ans Trampolinspringen heranzutasten, nicht "wild draufloszuspringen". Eltern sollten jüngere Kinder beim Springen beaufsichtigen und versuchen, deren Fähigkeiten und Grenzen individuell einschätzen. 

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